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Die Pfade des Schicksals

Die Pfade des Schicksals

Titel: Die Pfade des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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sein vor Dankbarkeit leuchtender Blick auf Linden gerichtet. »Und ohne dich wäre ich nie so weit gekommen.
    Aber ich habe es geschafft!«
    Dann kam er zu ihr gerannt, um sie liebevoll stürmisch zu umarmen.
    In diesem Augenblick begann Linden Avery zu glauben, ihr gebrochenes Herz könnte wieder heilen.
    Lord Foul sagte immer die Wahrheit. Den Erfolg meiner Bemühungen wirst du zur rechten Zeit wahrnehmen. Dient dein Sohn mir, tut er es in deiner Gegenwart. Entscheide ich mich dafür, ihn abzuschlachten, tue ich es vor deinen Augen. Denk daran, wenn du ihn mir zu entreißen versuchst. Entdeckst du ihn, beschleunigt das nur sein Ende. Aber die Begierde des Verächters, seine Feinde an sich selbst verzweifeln zu sehen, war so stark, dass er nie die ganze Wahrheit sagte.
    Vielleicht kannte er sie nicht.
    Siehst du ihn? Er ist mein Sohn.
    Als sie Jeremiah an sich drückte, dachte Linden, diesmal könnten die Machenschaften des Verächters fehlgeschlagen sein. Vielleicht hatte er sich wie Infelizitas einer Täuschung hingegeben.

10
    Die Reine und der Hohe Gott
    A us dem Einschnitt, in dem er Linden und ihre Gefährten zu-. rückgelassen hatte, ritt Thomas Covenant auf dem Streitross des Eggers nach Südosten in ein Gebiet mit kahlen Hügeln, zwischen denen mit Geröll und Schiefer bedeckte flache Täler lagen.
    Clyme und Branl beschützten ihn, Mharnym zu seiner Linken, Naybahn zu seiner Rechten. Und die Ranyhyn legten ein scharfes Tempo vor, ohne die körperlichen Grenzen von Covenants Pferd sonderlich zu beachten. Sein Reittier war ein schweres Schlachtross, das auf Kraft und Feurigkeit, weniger auf Ausdauer gezüchtet war. Covenant spürte jedoch, dass es sich bis zur völligen Erschöpfung verausgaben würde, um mit den Ranyhyn, die Erdkraft besaßen, Schritt zu halten. Und Mhornym und Naybahn schienen dem anderen Pferd irgendwie ihren Willen aufzuzwingen, indem sie seinen instinktiven Widerwillen gegen einen fremden Reiter unterdrückten und sein Temperament in Schnelligkeit umwandelten. So konnte es vorerst noch mit dem flüssigen Galopp der Ranyhyn mithalten.
    Im Schutz der Ranyhyn und der Gedemütigten ritt Covenant seiner Zukunft entgegen, als wäre er von sich selbst abwesend; als wäre er sich nur anderer Leute, anderer Orte, anderer Zeiten bewusst. Aber er war nicht etwa in eine der Spalten geraten, die seine Erinnerungen durchzogen. Auch wurde er nicht von der erschreckenden Aussicht abgelenkt, Joan und dem Wüterich Turiya und den Skest gegenübertreten zu müssen. Stattdessen war er zwischen den Hügeln unterwegs wie ein leeres Bildnis seiner selbst, weil er zu viel Kummer und Trauer empfand, um auf die Landschaft oder seine Begleiter oder den eigenen Zweck zu achten.
    Irgendein entfernter Teil seines Ichs war für den Sattel und die Steigbügel des Eggers, für seine Zügel dankbar. Sie gaben ihm den Halt, den er als schlechter Reiter brauchte. Außerdem war er vage froh darüber, dass Kevins Schmutz nicht auch über dem Unterland hing. Er war schon zu benommen, zu unaufmerksam, und Kastenessens unheilvoller Nebel hätte seine Lepra noch verschlimmert. Aber solche Details konnten ihn nicht von seinem Kummer ablenken.
    Covenant war traurig und zornig über die Art, wie er Linden verlassen hatte; wie er sie zurückgestoßen hatte.
    Er wusste recht gut, wie Clyme und Branl über sie dachten, und er verstand, weshalb sie ihr misstrauten. Aber er verstand auch Lindens Misstrauen ihnen gegenüber. Und er war nicht davon überzeugt, dass sie die Meister falsch beurteilt hatte, ihre Risiken und Verschleierungstaktiken Fehler gewesen waren oder ihre Entschlossenheit, ihn wiederzuerwecken, falsch gewesen war. Im Tod wie im Leben hatte er beobachtet, wie ihre Weigerung, anderen zu verzeihen, sich zu Verzweiflung verhärtet hatte - und glaubte weiter an sie. Trotz allem liebte er sie genau so, wie sie war. Jeden Schmerz, jede Extravaganz, jede Sorgenfalte auf ihrem schönen Gesicht: Er liebte sie alle. Ohne sie wäre Linden weniger als sie selbst gewesen. Weniger die Mutter, die Jeremiah brauchte. Weniger die Frau, die Covenant für sich begehrte. Weniger die Retterin, die das Land brauchte.
    Trotzdem hatte er ihr die volle Wahrheit gesagt, als er sie zurückgewiesen hatte. Er hatte zu viel von sich selbst verloren. Er fürchtete, was er zu werden schien - oder was er würde werden müssen.
    Deswegen hatte er sich von ihr distanziert, war trotz ihrer unverkennbaren Sehnsucht abweisend geblieben und war

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