Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Pfade des Schicksals

Die Pfade des Schicksals

Titel: Die Pfade des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
sie zu zertrampeln.
    Aber ihre Hufe berührten sie nicht. Sie verschwand blitzschnell, um fast augenblicklich wieder hinter ihnen zu erscheinen.
    Während ihrer Abwesenheit verschwanden jedoch all ihre Sterne mit ihr.
    Diese kurze Atempause genügte Jeremiah. Mit drei raschen Schritten gelangte er auf die andere Seite seines Bauwerks. Nach zwei weiteren stand er mitten in dem Portal.
    Infelizitas kehrte wie ein Wirbelsturm zurück. Heulende Windstöße schleuderten Linden zu Boden, warfen Stave einige Meter weit den Hang hinauf und ließen die Ranyhyn mit den Vorderbeinen einknicken. Böen aus Wut und Entsetzen hämmerten an das Portal und gegen Jeremiah. Die schiere Verzweiflung der Elohim ließ ihn taumeln.
    Trotzdem schützten ihn die Magien seines Gebildes. Im Schutz seiner übernatürlichen Wände richtete Jeremiah sich auf, nahm die Schultern zurück. Sturmwinde zerrten an seinem zerschlissenen Pyjama, ohne ihn aus dem Gleichgewicht bringen zu können.
    Sein schmutziges Gesicht mit den schlammigen Augen wirkte völlig leer, so wenig bewusst wie ein verlassenes Farmhaus, als er nach dem Türsturz seines Portals griff.
    Infelizitas überschüttete ihn mit gefährlichen Wirbeln, die chaotisch wie eine Zäsur waren, aber ihre Macht konnte ihn nicht stoppen.
    Er wirkte wie eine Verkörperung von Aneles blindem Wesen, zerlumpt und ausdauernd, als er sein Rennauto zwischen zwei Knochen klemmte, die den Türsturz trugen. Dort befestigte er das Spielzeug mit Erdkraft.
    Bevor Linden erraten konnte, was er vorhatte, begann Infelizitas wie eine Todesfee zu kreischen - und die gesamte durch Markkneten entstandene Skulptur begann so blendend weiß zu strahlen, dass Linden sie nicht ansehen konnte. Sie schlug eine Hand vor ihr Gesicht und kniff die Augen zusammen. Doch das Licht drang durch Hand und Lider, schien sich direkt in ihr Gehirn zu bohren. Sie sah die Knochen von Fingern und Handfläche wie weiß glühend leuchten. Alle Fingerglieder und Mittelhandknochen, das Kopfbein, das Kahnbein, das Hakenbein, sie alle strahlten wie von einer unerträglich hellen Sonne gezeichnet.
    Einige Augenblick lang fürchtete Linden, nie wieder etwas anderes sehen zu können, sondern wie Anele und Mahrtiir erblindet zu sein. Das überdeutliche Knochengerüst ihrer Hand würde alles sein, was von ihrer Welt übrig blieb.
    Dann spürte sie Infelizitas - noch immer kreischend - erneut verschwinden.
    Diesmal kehrte die Elohim nicht zurück.
    Sekunden oder Stunden später erlosch die gleißende Helligkeit des Portals. Nun gab es wieder nur das verschleierte Sonnenlicht. In dem Krater war nicht mehr die geringste Andeutung von übernatürlicher Macht zu spüren. Außer einen gewaltigen Knochenhügel, der so weiß wie Jeremiahs namenloser Triumph hätte sein sollen, blieb nichts als Erinnerung an Lindens verlorenes Sehvermögen oder Infelizitas’ Niederlage zurück.
    Aber Stave war noch da. Linden hörte, dass er ihren Namen rief. Seine Stimme war kräftig, als wäre er unverletzt. Und auch die Ranyhyn hatten überlebt. Das Donnern ihrer Hufe, als sie stolz wiehernd mehrmals um den Knochenhügel trabten, schien zu verkünden, dass sie erfolgreich gewesen waren.
    Linden ließ ängstlich die Hand sinken, blinzelte, öffnete die Augen und stellte fest, dass ihr Sehvermögen intakt war. In ihrem Blickfeld flackerten blendende Lichtreflexe, die alles verzerrten, aber sie konnte einigermaßen sehen. Erfahrung und ihr Gesundheitssinn sagten ihr, dass sie bald wieder normal würde sehen können.
    Sie kniff die Augen zusammen und sah sich nach ihrem Sohn um.
    Jeremiah stand mitten in einem kruden Rechteck aus Knochenasche. Sein ganzes Bauwerk lag als Pulver zu seinen Füßen. Sogar sein Rennauto … Falls etwas von dem roten Metall übrig war, lag es unter den Überresten uralter Knochen begraben.
    Seine ererbte Erdkraft war in den Hintergrund zurückgewichen. Aber er sah Linden an.
    Er sah sie an.
    Seine Augen waren klar wie wolkenlose Himmel. Als Linden seinen Blick erwiderte, erschien auf seinem Gesicht ein breites Grinsen, aus dem Aufregung und Zuneigung sprachen.
    »Ich habe es geschafft, Mom.« Das klang, als hätte er am liebsten gekräht. »Ich habe es geschafft. Ich habe eine Tür für meinen Verstand gemacht, und sie hat sich geöffnet.
    Ohne Anele hätte ich das nie gekonnt.« Sein Grinsen verschwand allmählich, wurde durch erinnerten Kummer verdrängt. »Oder ohne Galt. Und Liand. Und die Ranyhyn. Stave war sensationell.« Trotzdem blieb

Weitere Kostenlose Bücher