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Die Pfade des Schicksals

Die Pfade des Schicksals

Titel: Die Pfade des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Körper. Das Fleisch, das seinem Geist Substanz gab, war bedürftig und anspruchsvoll zugleich. Er konnte nur eine gewisse Zeit lang trauern, bevor das Rütteln und die Stöße, die er als schlechter Reiter aushalten musste, sich in den Vordergrund drängten. Die Gangart der Ranyhyn war fließend weich; die des Streitrosses war es nicht. Covenants Gelenke begannen bereits zu schmerzen. Die ersten Vorboten von Dehydrierung ließen das Blut in seinen Schläfen klopfen, und seine trockene Zunge war so geschwollen, dass er kaum noch schlucken konnte.
    Blinzelnd, um zu kompensieren, was vielleicht stundenlange Vernachlässigung war, sah Covenant sich um und versuchte festzustellen, wo er war.
    Dieses Gebiet hätte er kennen müssen. Teufel, es hatte vermutlich sogar einen Namen. Aber der gehörte zu den Myriaden von Dingen… nein, zu den unzähligen Dingen, die er vergessen hatte.
    Die Hügel waren verschwunden. Er hatte sie irgendwo hinter sich zurückgelassen. Zwischen Mhornym und Naybahn donnerte sein Pferd schwerfällig über rötliches Erdreich, aus dem Splitter und Dolche aus Feuerstein ragten. Die Hufe des Streitrosses waren mit Eisen beschlagen, die gewissen Schutz boten. Aber wie die Ranyhyn es schafften, sich nicht zu verletzen … Trotzdem flössen sie mit raumgreifendem Schritt nur so dahin, als wären sie gegen die Gefahren des Bodens unter ihnen gefeit.
    Sein Pferd hatte schwer zu kämpfen. Irgendwann würde das Tier unvermeidlich lahmen, sogar zusammenbrechen. Dann …
    Was dann? Davon hatte er keine Vorstellung. Er hatte kein Wasser mitgenommen; keine Verpflegung, auch kein Futter für die Pferde. Er hatte keinen bestimmten Plan. Tatsächlich war es ihm allein darum gegangen, von Linden wegzukommen und in Richtung Joan loszureiten, bevor ihn der Mut verließ.
    Mein Gott, sie sind Ranyhyn. Das hatte er selbst gesagt. Ihnen wird schon was einfallen.
    Nun blieb ihm nichts anderes übrig, als darauf zu vertrauen, dass Naybahn und Mhornym seinen Mangel an Voraussicht wettmachen würden.
    Er rieb sich die Stirn. Sie hatte zu jucken begonnen, sodass Erinnerungen an seinen Sturz aufkamen.
    »Höllenfeuer«, murmelte er vor sich hin. »Diese verdammte Sterblichkeit … Schlimm genug, um einen Felsblock zu demütigen.«
    Dass er laut gesprochen hatte, wurde ihm erst bewusst, als Branl vor dem Hintergrund donnernder Hufschläge fragte: »UrLord?«
    Covenant schüttelte den Kopf, blinzelte den Meister an. »Ha!«
    Branl ritt, als wäre er mit Naybahn verwachsen, als hätten sich die unterschiedlichen Stärken beider vereinigt. Sein ausdrucksloser Blick fixierte Covenant. »Du hast von Sterblichkeit gesprochen - und von Demütigung.«
    »Ach, das.« Covenant tat das Thema mit einer Handbewegung ab. Weil er erbarmungslos durchgerüttelt wurde, fiel ihm das Sprechen schwer. »Ich habe nur laut nachgedacht.«
    Er wollte Branl mitteilen, dass er Wasser brauche. Bevor er seine Bitte vorbringen konnte, stellte der Haruchai jedoch fest: »Aber du demonstrierst mit jedem Wort und jeder Tat, Ur-Lord, dass du weder die Meister noch die Gedemütigten verstehst.«
    Klasse, seufzte Covenant innerlich. Das hat uns gerade noch gefehlt. Branl und Clyme setzte offenbar etwas zu, an dem sie Anstoß genommen hatten.
    Trotz seiner geschwollenen Zunge, die ihn beim Sprechen behinderte, murmelte er: »Erzähl es mir nicht. Lass mich raten. Euch gefällt nicht, wie ich euch dazu gezwungen habe, euch von Linden heilen zu lassen. Damit wart ihr nicht einverstanden.«
    Branl nickte knapp. »Nicht einverstanden sind wir auch mit deiner Nachsicht gegenüber Linden Avery, obwohl alles, was sie tut, in den Ruin führt. Du forderst nicht Demut von uns. Du demütigst uns.
    Wir sind Haruchai. Was das heißt, ist uns klar bewusst. In früheren Inkarnationen hast du nie versucht, uns herabzuwürdigen. Seit deiner Rückkehr ins Leben hast du das wiederholt getan.«
    Glaubt ihr nicht, hätte Covenant am liebsten geantwortet, dass es mehr als einen Grund für mein verändertes Verhalten geben könnte? Habt ihr euch schon mal überlegt, dass ihr euch vielleicht ebenso stark verändert habt wie ich? Aber er war zu durstig, um Spaß daran zu haben, sich zu streiten. Bald würde er auch zu hungrig dazu sein.
    Er bemühte sich, nicht sarkastisch zu klingen, als er sagte: »Dann erklär es mir. Hilf mir auf die Sprünge, wenn du glaubst, dass ich nichts verstehe.«
    Vielleicht würden die Rechtfertigungsversuche der Gedemütigten ihn ablenken, bis die Ranyhyn

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