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Die Pfade des Schicksals

Die Pfade des Schicksals

Titel: Die Pfade des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Halte dich meinetwegen für schuldlos, wenn das dein Begehr ist. Ich habe von Gefahren gesprochen, die alle Schuld übersteigen. Sie müssen um jeden Preis verhindert werden.«
    Mit einer wegwerfenden Geste, als verbannte sie Stave aus ihrem Sinn, wandte Infelizitas sich von ihm ab und Jeremiah zu.
    Linden war schon dabei, ihrem Stab Erdkraft zu entlocken, als Stave blaffte: »Auserwählte!«
    Eine weitere Zäsur. Bei Staves Warnruf spürte Linden bereits, wie ihre Haut brannte und ihre Magennerven sich verkrampften.
    Die Energie von Jeremiahs Bauwerk schien bis in den grauen Himmel auszugreifen. Er trat davon zurück, als wäre seine Arbeit getan. Indem er das Gebilde blicklos anstarrte wie ein Künstler, der sich völlig verausgabt hat, streckte er seine Halbhand wie um Bestätigung nachsuchend in Lindens Richtung aus. Aber er sah sich nicht um, veränderte auch seine Haltung nicht oder ließ sonst wie erkennen, dass er etwas von seiner Mutter wollte.
    Infelizitas stand davor, ihn zu vernichten. Auf irgendeine Weise würde die Elohim jede Möglichkeit, jede Hoffnung beenden.
    Trotzdem war die Zäsur dringender. Und Infelizitas fürchtete sie - mindestens so sehr, wie Linden sie fürchtete. Die Elohim würde vielleicht zögern, solange ihr Gefahr drohte.
    Linden warf sich in verzweifelter Hast herum, um schwarzen Zorn in den Migränesturm aus Hornissen und Augenblicken zu schleudern.
    Aber sie hatte sich getäuscht. Das wurde ihr klar, sobald sie die Zäsur sah. Joan hatte ihr Ziel verfehlt. Ihre Konzentration oder die Turiya Herems - ließ nach. Tückisch wie ein Wirbelsturm brodelte die Zäsur auf dem jenseitigen Rand der Caldera. Von ihrem Standort aus hätte Linden sie nicht einmal mit einem Knochenstück treffen können. Und sie bewegte sich weg. Unbeholfen wie ein Krüppel schob sie sich als führerloses blindes Ding über den Kraterrand nach unten. Wenn sie nicht plötzlich die Richtung änderte, würde sie außer Sicht kommen, ohne Schaden anzurichten.
    Falsch, falsch, falsch. Linden hatte Infelizitas eine Chance gegeben …
    Und Stave war machtlos gegen sie. Vor langer Zeit hatte Linden erlebt, mit welcher lockeren Lässigkeit die Elohim Brinn und Cail, Hergrom und Ceer den Zutritt zu ihrem Reich verwehrt hatten.
    Sie schwang ihren Stab, aus dem Erdkraft lohte, warf sich nach Jeremiah herum …
    … und erstarrte augenblicklich. Sie blieb wie angenagelt stehen, als wäre ihr die Fähigkeit zur Bewegung genommen. Das Blut stockte ihr in den Adern. Ihr Feuer erlosch, als wüsste sie nichts von Erdkraft und habe das Gesetz nie verstanden.
    Die Luft in dem Krater war voller Sterne. Sie funkelten und glänzten vor ihr, um sie herum, zwischen ihr und ihrem Sohn, unwiderstehlich und vergänglich wie Sonnenreflexe. Sie waren die Edelsteine von Infelizitas’ Gewand, die unheimlichen Juwelen ihres Glockenspiels, und sangen ein Lied von Starrheit, das den Krater erfüllte, die Knochen beherrschte. Jeremiah stand mit nach Linden ausgestrecktem rechtem Arm weiter dem Bauwerk zugekehrt da. Für ihn hatte sich nichts verändert. Aber Stave war mitten in der Bewegung erwischt worden. In unmöglicher Haltung auf einem Fuß stehend, während der andere noch in der Luft schwebte, glich er einer aus Stein gehauenen Statue.
    Linden wollte sich bewegen und konnte es nicht. Sie hatte vergessen, wie man atmete.
    Nur Infelizitas schwebte graziös wie eine Brise mit sanfter Unausweichlichkeit auf Jeremiah zu, als stünde sein Verderben seit Äonen im Material seines Bauwerks geschrieben.
    Die Ranyhyn trompeteten Warnungen, die unbeachtet blieben.
    Als Infelizitas sich Jeremiah näherte, öffnete sie die Arme zu einer verhängnisvollen Umarmung.
    Das alles beobachtete Linden entsetzt, als wäre Hilflosigkeit die endgültige Wahrheit ihres Lebens. Sie wusste keine Antwort darauf. Vielleicht hatte sie nie eine gewusst. Vielleicht war das die wahre Ursache ihrer Verzweiflung.
    Aber Stave …
    Ah, Gott.
    Irgendwie brachte er die Willenskraft auf, zu sprechen.
    »Du täuschst dich, Elohim.« Seine Stimme war ein vor Anstrengung heiseres Flüstern. Sterne wie Gebote leisteten ihr Widerstand. Trotzdem verschaffte er sich Gehör. »Du hältst mich für hilflos? Ich bin ein Haruchai. Ich tue, was ich tun muss. Versuchst du, deinen Willen zum Nachteil von Linden Averys Sohn durchzusetzen, führe ich einen Schlag, der deinen Begriff von Macht verändern wird.«
    Glitzernde Edelsteine umwirbelten ihn wie Ausbrüche von hoheitlichem Zwang. Stave

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