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Die Pfade des Schicksals

Die Pfade des Schicksals

Titel: Die Pfade des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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reagieren. Er war kaum imstande, sich damit zu befassen. Sein Verstand lebte anderswo.
    Statt um sein Leben zu fürchten, verzweifelt an den Zügeln zu reißen oder um Hilfe zu rufen, sah er zu, wie um ihn herum erst die Spitze der Landzunge und dann Fouls Hort neu entstanden.
    Binnen weniger Augenblicke war der weitläufige Prachtbau des Verächters wieder vollständig, riesig und makellos und leer; in allen Einzelheiten untadelig und wertlos bis auf die gezackten Felsblöcke, die Lord Fouls Thron bildeten.
    Covenant stand im Thronsaal des Ridjeck Thome. Der Verächter war dort. Vor ihm lag die bedrohliche Masse des smaragdgrünen Weltübelsteins. Neben dem Stein kniete Covenants später ermordetes Ich demütig und machtlos. In seiner Nähe erduldete Schaumfolger seine eigene Hilflosigkeit, den eigenen Todeskampf.
    Lord Foul war nur ein dunkler Schatten in der Luft, ein nach Rosenöl duftender Schatten. Aber seine Augen waren gierig wie Reißzähne. Sie schienen sich in die Seele des Knienden verbissen zu haben, um sich nichts von seiner Verzweiflung entgehen zu lassen.
    Hebe dich hinweg, Gespenst, sagte der Verächter in Covenants Kopf. Du hast hier nichts zu suchen. Dich gibt es gar nicht. Deine Zeit wird niemals kommen.
    Diese Stimme verstieß gegen Zeit und Erinnerung. Sie kam aus einer anderen Existenzebene, einer durch die Zäsur verursachten kurzen Störung. Damals hatte Lord Foul nicht gewusst, dass Covenants Geist ihn jetzt von seinem erinnerten Platz im Boden der Zeit beobachtete. Der Verächter hatte geglaubt, triumphieren zu können.
    Trotzdem verbannte dieser scharfe Befehl Covenant. Fouls Hort verschwand mitsamt dem Thronsaal. Er fand sich nun in der Verlorenen Tiefe wieder, weit unten in der Vergangenheit der Erde, wo er traurig die ersten Regungen von Kummer und Entsetzen beobachtete, als Sie, die nicht genannt werden darf, erkannte, dass sie überlistet und in eine Falle gelockt worden war.
    Dieses Entsetzen und diese Trauer würden eines Tages das tektonische Beben auslösen, das die Trennung des Oberlands vom Unterland brachte. Es würde die Spalten im Gravin Threndor zurücklassen, durch die der Seelentrostfluss sich in die Tiefen des Berges ergießen konnte. Aber so weit war es noch nicht. Vorläufig konnte Covenant nur kummervoll Zeuge sein, wie Sie, die nicht genannt werden darf, gegen ihren Verräter wütete.
    Das war eine in allen Einzelheiten verletzende Erinnerung voller Schmerz und Vorauswissen. Covenant empfand zugleich auch Erleichterung. Lord Foul nahm keinen Einfluss auf die Integrität dieses Bruchstücks seiner Erinnerungen. Vielleicht konnte er das nicht.
    Als das Schlachtross sich über den Rand der Klippe stürzte, sah Covenant jede Spanne des grausamen Sturzes unter sich und spürte den kommenden Tod in seiner ganzen Verlockung. Er wollte die Augen schließen, aber sein Körper besaß keinen eigenen Willen, und sein Verstand war abwesend.
    Ein Teil seines Ichs deutete den Aufprall richtig, mit dem Branl auf der Kruppe des Streitrosses landete. Die Hände des Meisters umfassten Covenants Schultern mit eisenhartem Griff. Im selben Augenblick warf Branl sich energisch rückwärts, wobei er Covenant mitriss.
    Endlose Augenblicke lang erlebte Covenant ein flackerndes Hell-Dunkel aus bruchstückhaften Szenen, vergessenen Ereignissen. Er sah Brinn mit dem Wächter des Einholzbaums kämpfen und beobachtete, wie Kasreyn von dem Wirbel ein unheimliches Schwert für den Kampf gegen die Sandgorgonen schmiedete, bis er das Lehrenwissen erlangte und die Materialien fand, um das Verderben der Sandgorgonen zu perfektionieren. Hilflos und stolz verfolgte Covenant Lindens Kampf um ihr Leben - und das Leben Jeremiahs - unter dem Melenkurion Himmelswehr.
    Sein Pferd stürzte; alles ging viel zu schnell. Nicht einmal Branls übermenschliche Kraft reichte aus, um sie den Rand der Felsklippe wieder erreichen zu lassen.
    Aber Clyme war bereit. Während er ausgestreckt auf der Klippe lag, schoss seine Rechte nach unten und bekam Branls Lederwams am Rücken zu fassen.
    Das Hirschleder hätte reißen müssen. Das tat es jedoch nicht.
    Im nächsten Augenblick nahm Branl eine Hand von Covenants Schulter, um Clymes Unterarm zu packen. Gemeinsam hievten die beiden Covenant an den Rand der Klippe zurück und zerrten ihn in Sicherheit. Nun lag er mit ausgestreckten Armen und Beinen kraftlos auf dem Felsband.
    Zwischen Rissen und Spalten umherirrend, versuchte Covenant ein Erinnerungsfragment zu finden, das ihn

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