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Die Pfade des Schicksals

Die Pfade des Schicksals

Titel: Die Pfade des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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als käme die Schlange des Weltendes geschwommen. Es löschte die Welt hinter ihm aus, machte alle Anstrengungen von Sterblichen zunichte. Gegen das Ende aller Dinge zu kämpfen war bloße Eitelkeit, tapfer und vergeblich. Wie die Schlange des Weltendes überstieg der Tsunami alles menschliche Vorstellungsvermögen. Er konnte weder akzeptiert noch bekämpft werden. Er erforderte eine andere Antwort.
    Trotzdem liefen die Ranyhyn wie Traumgestalten. Ihr hektischer Sturmlauf zerrte an Covenants Armen, aber sie würden die Klippen wohl niemals rechtzeitig erreichen.
    Dann waren sie doch schon da. Am Rand eines gewaltigen fächerförmigen Schuttfelds, das sich von der Abbruchstelle bis zum Meeresboden herabzog, machten Naybahn und Mhornym schnaubend halt.
    Clyme und Branl schafften es irgendwie abzusitzen, ohne Covenant loszulassen; ohne ihm die Arme auszurenken. Clyme schnappte sich ihn sofort. Während er Covenant zu dem ansteigenden Schuttfeld trug, erklärte er ihm: »Hier sind wir schneller als die Ranyhyn. Einen Weg gibt es hier nicht. Sie müssen versuchen, einen zu finden. Ist ihnen das Glück hold, überleben sie die große Welle vielleicht. Aber wir haben es eiliger.«
    Covenant hörte nicht, was er sagte. Das Röhren der Flutwelle übertönte alle anderen Geräusche. Es machte Nachdenken unmöglich. Der Tsunami glich einer Bergkette aus Wasser, die gegen das Festland vorrückte. Sie würde es mit der Gewalt des Erdbebens treffen, das den Melenkurion Himmelswehr gespalten hatte. Vielleicht entsprach ihre Wucht sogar der Umwälzung, die das Unterland vom Oberland getrennt hatte. Die Ranyhyn würden augenblicklich zu Brei gemacht werden. Covenant und die Gedemütigten würden den ersten Ansturm dieser Flutwelle nicht überleben.
    In den vergangenen Tagen mussten viele Regionen der Erde von ähnlichen Naturkatastrophen heimgesucht worden sein: von Schocks, die brutal genug waren, um Inseln zu zerstören und Kontinente zu beschädigen. Jetzt war es so weit: Die Schlange bewegte sich alles verschlingend auf das Land zu.
    Covenant, der sich in Clymes Armen hilflos fühlte, versuchte »Danke!« zu sagen. Für alle Fälle. Aber er brachte keinen Laut heraus, der trotz der Annäherung von Bergen zu hören gewesen wäre.
    Die Haruchai gewannen übernatürlich schnell an Höhe. Covenant versuchte abzuschätzen, wie gut die Ranyhyn vorankamen, aber der Tsunami lähmte alle Nerven und alle Sinneswahrnehmungen. Er fühlte sich höher als die Klippen, höher als die un-überwindbare Barriere der Zerspellten Hügel an. Vielleicht würde er das gesamte Unterland bis zum Landbruch überfluten. Weil er nicht wusste, wo die Ranyhyn waren, betete er einfach dafür, dass Linden und ihre Gefährten früh genug gewarnt werden würden …
    Dann sprangen die Gedemütigten nicht mehr von Felsblock zu Felsblock höher und kletterten fast unüberwindbare Steilwände hinauf. Stattdessen rannten sie über die Grundmauern von Fouls Hort von Grat zu Grat. Auch der weitere Weg zu der verhältnismäßig ebenen Landzunge hinauf war mit Geröll bedeckt, das hier jedoch flacher wurde, sodass sie ihr Tempo steigern konnten.
    Covenant hätte imstande sein müssen, sich an dieses Gebiet zu erinnern. Er hätte wissen müssen, wie weit die Gedemütigten und er von dem abgekühlten Glutaschenkamm und den Zerspellten Hügeln entfernt waren. Schließlich hatte er sich nicht von den Erinnerungen an sein früheres sterbliches Leben distanziert. Aber dazu war er jetzt zu schwach. Er hatte zu viel Blut verloren; er hatte zu viele Knochenbrüche. Er hatte Joan ermordet. Selbst seine menschlichsten Erinnerungen wurden durch die sich heranwälzende Masse der Flutwelle ausradiert.
    Als die Haruchai stehen blieben, als sie sich umdrehten, um die Welle zu beobachten, verstand er nicht, weshalb. Ein Augenblick verging, bevor er erkannte, dass sie am Westrand der Landzunge auf alter Lava standen. Er glotzte die nur wenige Dutzend Schritte von ihm entfernte dunkle Masse der Zerspellten Hügel an und konnte nicht begreifen, was er sah.
    Wie hatte Clyme ihn so weit tragen können?
    Weshalb lebten sie noch?
    Warum flüchteten sie nicht weiter?
    Endlich zwang er sich dazu, nach Osten zu sehen; als er das tat, donnerte der Tsunami an die Klippe. In diesem Augenblick verwandelte seine gesamte Realität sich in Tumult und Chaos, das nur mit der Zerstörung des Ridjeck Thome zu vergleichen war.
    Die Zeit schien stillzustehen, als wiche selbst der Bogen der Zeit erschrocken

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