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Die Pfade des Schicksals

Die Pfade des Schicksals

Titel: Die Pfade des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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versorgen.
    Auch Linden war einst allein gewesen. Allein und stark. Jetzt war ihr Dilemma ins Gegenteil verkehrt worden. Anerkennung und Zustimmung und Vertrauen hatten sie geschwächt. Gemeinsam hatten die Riesinnen und die Ramen, Liand und Stave, Covenant und sogar die Gedemütigten ihr alle Wahlmöglichkeiten geraubt.
    Sie wusste nicht recht, ob sie das würde ertragen können.
    Jetzt saß sie wieder im Gras, umschlang ihre Knie mit den Armen und verbarg ihr Gesicht. Sie brauchte Zeit, um sich von der Freude und den Schrecken von Covenants Aussagen zu erholen.
    Habt ihr euch je die Mähe gemacht, euch zu fragen, weshalb Lord Foul und Kastenessen und der verdammte Egger und sogar mein verlorener Sohn es auf Jeremiah abgesehen haben?
    Roger und der Croyel träumten davon, Götter zu werden.
    Covenant glaubte offenbar, Jeremiahs Notlage und die des Landes seien nicht voneinander zu trennen.
    Um Linden herum schienen auch ihre Freunde etwas Zeit zu brauchen. Stave und die Meister beobachteten einander leidenschaftslos, aber Pahni und Bhapa starrten Clyme, Galt und Branl unverhohlen an, als hätten sie solche Männer noch nie gesehen. Mahrtür schien die Gedemütigten ähnlich überrascht zu studieren. Vielleicht fragte er sich, wie weit man dem unerwarteten Paradigmenwechsel der Meister trauen konnte.
    Auf Liands Gesicht stand eine Mischung aus Ehrfurcht und Befriedigung. Weil er die Unbeugsamkeit der Meister sein Leben lang gekannt hatte, hielt er Covenants Erfolg offenbar für eine Großtat. Und Covenant hatte Liands instinktive Erwartungshaltung gerechtfertigt. Der Steinhausener hielt den Orkrest hoch, als wäre er stolz darauf, dem Zweifler leuchten zu dürfen.
    Zirrus Gutwind und Rahnock tauschten murmelnd ihre Bedenken in Bezug auf die Gedemütigten aus. Grobfaust, Spätgeborene und Onyx Steinmangold erinnerten einander - sicher unnötigerweise - an verschiedene Riesen-Sagen über Thomas Covenant. Raureif Kaltgischt sprach mit Frostherz Graubrand und Sturm-vorbei Böen-Ende über die unabsehbaren Zufälligkeiten eines Marsches mit dem Egger und dem Eifrigen. Sie wussten nicht, wohin die Reise gehen würde oder was sie nach der Ankunft erwartete. Trotzdem stellten sie sich die potenziellen Gefahren vor und dachten schon jetzt über mögliche Reaktionen nach. Gleichzeitig wies die Eisenhand ihnen kleinere Aufgaben zu. Graubrand sollte wie bisher Linden beschützen, während Böen-Ende für Anele verantwortlich war. Steinmangold und Spätgeborene würden sich um Liand beziehungsweise Mahrtür kümmern; Rahnock und Rüstig Grobfaust sollten Pahni und Bhapa übernehmen. Die Sorge um Covenant überließen sie den Gedemütigten.
    Unterdessen wurde Anele immer unruhiger, als spürte er als Einziger einen Drang zur Eile.
    Covenant aber war wieder abgeglitten, murmelte erschöpft von der Entstehung der Sandgorgonen in der Großen Wüste und schilderte sich selbst das blinde Zusammenwirken von Erdkraft, Stürmen und kahlem Sand, das sich in diesen wilden Ungeheuern manifestierte. Sein starkes Stirnrunzeln und die hochgezogenen Schultern erweckten den Eindruck, als fürchtete er diese Erinnerungen - oder seine Unfähigkeit, ihre Bedeutung abzuschätzen. Seine verbundenen Hände vollführten Gesten, die niemand verstand.
    Auf dem Hang hinter Linden stehend knirschte der Egger un-überhörbar frustriert mit den Zähnen, während der Eifrige rastlos mit seinen Bändern spielte.
    Liand - natürlich er - machte sich als Erster von seinen persönlichen Sorgen frei. Den Sonnenstein weiterhin in Händen, kam er zu Linden und kniete vor ihr nieder. Sie hob nicht den Kopf, sah ihn nicht an. Trotzdem konnte ihr Gesundheitssinn ihre Augen ersetzen, und seine Besorgnis verstärkte die emotionalen Wirbel und Strömungen, die sie wie Treibgut mit sich rissen.
    »Linden«, sagte er leise, sodass nur sie ihn hören konnte. »Linden Avery. Ich sehe den Kummer, der dein Herz zerfrisst. Jeder hier sieht ihn. Sogar Anele ist dessentwegen beunruhigt, und ich bin sicher, dass der Zweifler versuchen würde, dich zu trösten, wenn er bei klarem Verstand wäre. Willst du dich nicht damit trösten, dass deine Freunde den Wunsch haben, dich überallhin zu begleiten? Ich spreche nicht von den Haruchai. Sie tun, was sie tun müssen. Das tut sogar Stave. Und ich spreche nicht von den Riesinnen, die sich für Extreme und Gefahren begeistern können. Nein, Linden, ich spreche von den einfacheren Gefährten, die von Anfang an auf deiner Seite gestanden

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