Die Pferde vom Friesenhof 02 - Wilde Jagd am Meer
Eichhorns Handy klingelte. Am anderen Ende meldete sich Sören Sörensen, der Bäcker vom Deich. Herr Eichhorn lachte gequält und hielt das Telefon zum Mithören hoch. So bekamen die Kinder nicht nur Eichhorns Antworten mit, sondern auch die aufgeregten Fragen des Bäckers.
»Sag mal, Doc, habt ihr ein neues Pferd mit irrsinnig langen Ohren? Was? Ob es ein Maultier ist? Keine Ahnung. Jedenfalls steht dieses Ohrentier draußen im Cafe am Deich und frisst die Kuchenreste von den Tellern. Und jetzt..., halt..., nein ...«
Man hörte, wie das Handy abgelegt wurde. Der Bäcker verstummte vorübergehend.
Auf dem Friesenhof gingen alle Blicke zur Shettyweide hinüber. Dort sollte eigentlich auch Muli stehen. Die Mädchen sprangen auf und reckten die Hälse. Außer Rambo und Zorro war auf dem kargen Grünland nichts zu sehen, nicht mal ein Ohr.
Lea dankte dem Schicksal, dass Muli das Problem »Sophie« vom Tisch gefegt hatte.
Erneut ertönte Sören Sörensens erregte Stimme: »Nun hat er ein Glas Bier umgestoßen und alles weggeschlabbert. Bitte schick schnell jemand zum Abholen, Doc.«
Dr. Eichhorn bedeutete den Mädchen, nicht loszuprusten, um den Bäcker nicht noch mehr zu verärgern.
»Nix für ungut, Sören. Den Schaden ersetze ich natürlich. Klara kommt gleich rüber.«
Klara sprang auf und schob sich im Aufstehen eine Würstchenkette in den Mund. »Ist doch super, wie clever unser Maultier ist. Der weiß genau, wie man sich durchs Leben schlägt. Wenn Muli sich bei unseren Ausritten genauso cool benimmt...«
Dr. Eichhorn hatte eine Idee. »Weißt du was? Das probieren wir aus, und zwar gleich. Ich plane heute sowieso einen Schritt-Ausritt ans Meer, fürs Erste mit einer Minigruppe. Die Pferde sollen lernen, an der Brandung nicht loszubrettern. Willst du Muli reiten?«
Klara nickte. »Mache ich. Das heißt - wenn ich ihn zu fassen kriege. Du weißt, dass der Kerl auch Treppen steigen kann. Vom Leuchtturm möchte ich ihn nicht gern herunterholen.«
Während auf dem Friesenhof die letzte Würstchenkette verdrückt wurde, betätigte sich Klara als Maultier-Bändiger. Muli benahm sich jetzt vor den Gästen im Cafe mustergültig. Sofort verließ er seinen Platz neben dem Papierkorb, aus dem er vorher einen Haufen Servietten geholt hatte. Mit steil aufgerichteten Ohren betrachtete Muli, wie Klara den Abfall einsammelte, und als sie fertig war, folgte er ihr am Strick wie ein Hund.
»Wie heißt er?«, rief ein Junge.
»Marques de Murrieta y Conde de la Mancha«, antwortete Klara.
»Nennst du ihn etwa so?«, fragte der Junge neugierig. »Nein.« Klara lachte. »Nur Muli.«
Sören Sörensen begleitete Klara ein Stück den Leuchtturmweg hinunter und seufzte: »Einerseits macht das Maultier reichlich Mist, frisst Kuchen und trinkt Bier, andererseits sind meine Gäste ganz begeistert von eurem Ohrentier.« Er drehte sich um und wies auf die Holzstufen, die zum Deich emporführten. »Vorhin stand er sogar auf der Treppe. Es würde mich nicht wundern, wenn er irgendwann ganz oben auf dem Leuchtturm Ausguck steht.«
Das letzte Stück bis nach Hause wurde doch noch schwierig für Klara. Muli biss sich regelrecht im saftigen Gras am Straßenrand fest. Meter für Meter kämpfte sich Klara langsam vorwärts.
Ungeduldig hielten die Mädchen auf dem Friesenhof Ausschau nach Klara. Das gesamte Shettyzimmer war für den Strandausritt ausgelost worden - Vanessa, Amber, Lisa und Anna. Die vier saßen hibbelig auf ihren Pferden. Die anderen wollten zu Fuß nebenhergehen und notfalls die Pferde halten, falls sie zu eilig wurden. Amber ritt ein Stück die Einfahrt hinunter und lehnte sich so weit über Zorros Mähne, dass sie fast abrutschte. »Sie kommt!«, schrie sie, als Klara mit Muli an der Biegung auftauchte.
Herr Eichhorn erschien mit Sattel und Trense an der
Straße und machte Muli reitfertig. Das Maultier riss den Kopf hoch, als Dr. Eichhorn ihm behutsam das Zaumzeug über den Kopf zog.
»Das alte Problem«, sagte er und rieb beruhigend Mulis Hals. »Esel und Maultiere sind empfindlich an den Ohren. Jeder zieht daran und findet das lustig. Nur die Tiere können nicht darüber lachen.«
Schließlich saß Mulis Trense und er richtete seine riesigen Ohren wieder auf.
Markus Eichhorn half Klara in den Sattel. »Wie sitzt es sich auf einem Maultier?«, fragte er.
»Erstaunlich bequem.« Sie ließ Muli ein paar Schritte vorwärts gehen und lachte. »Er trippelt stärker als Luna. Aber er ist ja auch viel
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