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Die Pferde vom Friesenhof 02 - Wilde Jagd am Meer

Die Pferde vom Friesenhof 02 - Wilde Jagd am Meer

Titel: Die Pferde vom Friesenhof 02 - Wilde Jagd am Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margot Berger
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Charlotte am Eingang. Charlotte freute sich riesig, als sie die drei erblickte. Insgeheim hoffte sie aber, dass Lea mit Magic noch in letzter Sekunde kam. Unruhig lief sie ein paarmal vom Auto zur Straße und starrte den grauen Asphalt hinunter. Von den abzweigenden Feldwegen stoben Sandwolken hoch.
    »Lea schafft es wohl nicht mehr.« Charlotte warf einen Blick auf die Armbanduhr. Die Enttäuschung war ihr anzusehen. Kein Bernsteinherz für ihre Mutter! Und wie gern hätte sie ihr Magic gezeigt.
    Nun ließ sich der Abschied nicht länger hinauszögern. Charlotte tätschelte Luna und den Shettys liebevoll den Hals und umarmte Klara, Amber und Vanessa. »Nächsten Sommer komme ich wieder, das schwöre ich euch. Aber unter meinem richtigen Namen. Jetzt wird ja wohl nichts mehr passieren.«
    Vanessa richtete sich im Sattel auf. »Was?«, schrie sie und stellte sich in die Steigbügel. »Wenn es keine Geheimnisse gibt, brauchst du gar nicht zu kommen.« Lachend griff Charlotte nach ihrer Reisetasche. »Oh, Vanessa! Ewig schade, dass Lea es nicht geschafft hat. Ich frage mal auf dem Flugplatz, wann genau Mamas Maschine landet.«
    Charlotte schulterte ihr Gepäck und marschierte auf das Flugfeld. Der Wind fuhr durch ihre schwarzen Haare und ließ sie hochstehen wie die Stehmähne eines Fjordpferdes. Charlotte griff in ihre neue kurze Frisur. Ob ihre Mutter sie gleich erkannte? Schließlich hatte sie eine andere Tochter in Westerbüll abgeliefert - eine mit langem, goldbraunem Haar. In der Aufregung hatte Charlotte ihr gestern Abend am Telefon kein Wort von der Kidnapperfrisur erzählt. Charlotte war fest entschlossen, ihr neues Aussehen beizubehalten.
    »Ich finde es besser, wenn ich nicht so ähnlich aussehe wie du«, wollte sie ihrer Mutter sagen. »Ich bin ich - und du bist du.«
    In diesem Moment drang erregter Wortwechsel vom Eingangstor zu ihr vor. Charlotte drehte sich um.
    »Du darfst nicht aufs Flugfeld!«, rief ein Mann, den sie nicht sehen konnte. »Bist du verrückt?«
    »Aber das ist ein Notfall. Ein absoluter Notfall.« Charlotte erkannte Leas Stimme, die hell und wütend klang. »Halt!«, brüllte der Mann hinter ihr her. »Das ist streng verboten!«
    Lea beachtete ihn nicht und ritt eilig mit Magic auf das Fluggelände.
    Die Gäste im Cafe erhoben sich von ihren Stühlen und sahen ungläubig zu, wie ein schwarzes Friesenpferd quer über die leere Landebahn trabte und bei einem Mädchen mit Reisegepäck anhielt.
    Charlotte ließ ihre Tasche fallen und lief Magic entgegen. Glücklich schlang sie ihre Arme um seinen Hals. »Bist du doch noch zum Abschied gekommen, Magic!« Lea presste eine Hand in die Rippen und keuchte: »Ja, ich auch, falls dich das interessiert. Wir sind in einem Affentempo über die Wiesen galoppiert.«
    Sie beugte sich zu Charlotte hinunter und drückte ihr das nagelneue Herz in die Hand. Der Bernstein fühlte sich heiß und feucht an - Lea hatte ihn die ganze Zeit zusammen mit dem Zügel festgehalten.
    »Aber ... das ist ja gar nicht meiner. Dieser ist viel größer. Hast du etwa dein Fundstück geopfert, Lea? Nein, das kann ich nicht nehmen.«
    »Halt den Mund und steck den Bernstein ein«, stieß Lea hervor, noch immer atemlos.
    Gerührt nahm Charlotte das honiggelbe Schmuckstück
    an, hielt es hoch und betrachtete es in der Sonne. Über dem Herz wurde zwischen Blau und Wolken ein kleiner Punkt sichtbar - das Flugzeug aus München.
    »Meine Mutter wird ausflippen - ein Riesenteil, dieses Herz!«
    Charlotte betrachtete abwechselnd den Bernstein und den Friesen Magic, der aufmerksam seine Ohren aufstellte. In der Sonne leuchteten seine Augen wie dunkler Bernstein.
    »Magic ist wirklich etwas Besonderes«, sagte Charlotte und seufzte. »Wenn ich zu Hause dein Herz anschaue, muss ich sicher jedes Mal an ihn denken. Und an den Friesenhof.«
    Vom Eingang rannte Dr. Eichhorn auf sie zu. »Bist du vollkommen übergeschnappt, Lea?«, rief er aufgebracht. »Zurück mit dir, aber sofort!«
    Von der anderen Seite lief ein Flugplatzangestellter herbei. Aufgeregt wedelte er mit den Armen und bedeutete Lea, mit ihrem Pferd zu verschwinden.
    »Kommst du bestimmt wieder?«, fragte Lea schnell und ordnete ihre Zügel.
    Charlotte blickte zum Himmel, wo der brummende Punkt jetzt als Flugzeug zu erkennen war.
    Magic drehte sich zu ihr um.
    »Großes Friesen-Ehrenwort«, sagte Charlotte. Ein letztes Mal schmiegte sie ihren Kopf an Magics Schulter.

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