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Die Pflanzenmalerin

Titel: Die Pflanzenmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Davies
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mal ansehen? Ein langweiliges altes Ding, dieser Vogel, aber es wundert mich nicht, dass er wertvoll ist. In meiner Familie haben wir ihn immer in Ehren gehalten. Er gehört zu unserer Geschichte, wissen Sie.«
    Und sie erzählte mir noch einmal, dass der alte Matthew Fox ihn den kostbarsten Besitz seiner Großmutter genannt habe.
    »Sie hing an ihm, weil er von ihrer Mutter stammte, müssen Sie wissen. Und ihre Mutter wiederum hatte ihn von einem Liebhaber geschenkt bekommen, das hat Matthew jedenfalls immer gesagt. Das war natürlich ziemlich schockierend, aber wir fanden es furchtbar romantisch. Ich weiß noch, wie der alte Matthew mir erzählt hat, dass seine Großmutter ihn als kleinen Jungen an der Hand genommen und ihm alle ihre Schätze gezeigt hat, und bei dem Vogel hat sie gesagt, er sei von ihrer Mutter, und obwohl er so unscheinbar war, sei er ihr wichtiger gewesen als alles andere, was sie besaß, weil jemand ihn ihr geschenkt hatte, den sie liebte. Und Henry - Alberts Vater - hat gesagt, er sei deshalb so wertvoll, weil Kapitän Cook ihn gefunden hat. Er war eine Liebesgabe, und deshalb wollte ihn keiner von den beiden verkaufen.«
    »Und die Bilder, Mum? Erzähl ihnen noch mal von den Bildern.«
    »Ach ja, die Bilder. Die hat Henry kurz nach unserer Hochzeit gefunden. Schön waren die. Alles einheimische Wildblumen. Verschiedene Glockenblumenarten und alles mögliche andere. So leuchtend. Wunderschön. Henry hat sie rahmen lassen, und wir haben sie aufgehängt. Aber als wir in das Haus hier zogen, hatten wir keinen Platz mehr dafür, und Henry hat sie an die Familie verkauft, die das Old Manor übernommen hat. Hat ein paar Pfund dafür bekommen.«
    Katya sah mich atemlos an.
    »Dann könnten sie noch dort sein?«
    Ich schüttelte den Kopf und schaute zu Bert Fox hinüber.
    »Das Old Manor ist im Krieg abgebrannt«, sagte er. »Und die Blumenbilder wahrscheinlich mit.«
    »Schön waren die«, fuhr seine Mutter fort. »Schöne, leuchtende Farben. Besser als frische Blumen im Haus, hab ich immer gesagt... Aber das sind Geschichten, die Sie natürlich nicht hören wollen. Der Vogel interessiert Sie. Gehen Sie ruhig rauf, und schauen Sie ihn sich an.«
    Doch ihre Erinnerungen beschäftigten mich noch. »Sagen Sie, wissen Sie noch mehr über Matthews Urgroßmutter, die erste Besitzerin des Vogels?«
    »Ach, da gibt es wohl nicht viel zu wissen. Das ist alles schon zu lange her. Der alte Matthew wird Geschichten über sie gehört haben, aber die hat er mir nicht erzählt.«
    Bert Fox hüstelte. »Möglicherweise ist sie auf dem Friedhof in Ainsby begraben. Sicher bin ich mir aber nicht, denn da ist eine Lücke in den Registern. Der alte Teil ist ein bisschen zugewuchert, aber die Steine sind noch da.«
    »Sie meinen, wir könnten ihren Grabstein finden?«
    »Nein, nein, jetzt nicht mehr. Die sind zu alt. Da ist Moos und sonst was alles drübergewachsen; man kann die Inschriften nicht mehr lesen.«
    »Besser als das Krematorium«, warf seine Mutter ein. »Das will Albert, sagt er.«
    Er zwinkerte mir zu. »Und da kommst du auch hin, Mum, wenn ich eine Entscheidung treffen muss.«
    Vergnügt lachend klopfte sie ihm auf den Arm.
     
    Sie kam nicht mit nach oben. Sie schaffe die Treppen nicht mehr, meinte sie, und sie wisse ja schon, wie der Vogel aussehe. Bevor wir sie verließen, fühlte ich mich verpflichtet, ihr noch einmal zu sagen, was ich ihr schon bei unserer ersten Begegnung gesagt hatte: dass wahrscheinlich jemand sehr viel Geld für den Vogel zahlen würde.
    »Geld?«, murmelte sie wie beim ersten Mal. »Ich habe alles, was ich brauche. Bald gehört er Bert, und dann kann er entscheiden.« Bert warf mir einen Blick zu und zuckte leicht die Schultern. Dann führte er uns in das so genannte Bücherzimmer im ersten Stock.
    Der seltsame kleine Raum war vor Jahren geschaffen worden, wahrscheinlich schon bald nach dem Bau des Hauses, als irgendjemand beschloss, die Zimmer im ersten Stock anders aufzuteilen. Eine Wand war eingezogen worden, sodass dieser zwischen zwei Schlafzimmer gezwängte Schlauch entstanden war, etwa anderthalb Meter breit, aber an die vier Meter fünfzig lang. Er war vermutlich als Wäschekammer benutzt worden, doch so lange Bert Fox zurückdenken konnte, hatte er die Bücher der Familie beherbergt. Er schaltete die Deckenlampe ein. Die Längswände wurden ganz von Bücherregalen eingenommen; Platz für etwas Schmückendes war nur über der Tür und an der gegenüberliegenden Wand. Der

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