Die Pforten der Ewigkeit
auch wenn diese sich hauptsächlich in Erbstreitigkeiten um die Stadt Carcassonne äußerten. Die Figur der Adaliz ist eine Erfindung – oder zumindest überliefern die Genealogien keine Tochter Ramons’.
Die occitanischen Namensübersetzungen stammen aus La chanson de la croisade albigeoise von Guillaume de Tulède, bearbeitet von Ramons lo Montalbes, Benicoeur, 1997.
S. 130ff.: Die Hochzeitszeremonie , die Rudeger und Constantia Wiltin zusammenbringt, habe ich aus einigen alten Quellen rekonstruiert – bis hin zu den Nachfeierlichkeiten, die in den Häusern der Brauteltern und des neu vermählten Paares stattfanden. Einige der komplizierteren Details, beispielsweise die Berechnung der Mitgift, von der die Kosten für die Feier abgezogen werden durften, oder die Speisenfolge und die arithmetische Festlegung der Anzahl der Hochzeitsgedecke (es durfte nie eine beliebige Zahl sein!), habe ich dabei unterschlagen. Siehe hierzu auch die dramaturgische Umsetzung des Briefwechsels von Franceso di Marco Datini aus Prato im 14. Jh. von Iris Onigo, Im Namen Gottes und des Geschäfts .
S. 135: Occitan , Provençal oder Lenga d’oc ist die Sprache, die als regionaler Dialekt heute noch in den Gegenden Frankreichs gesprochen wird, die früher die Kerngebiete katharischer Herrschaft darstellten. Occitan war die Sprache der Poesie und der mittelalterlichen Troubadours, bis es im 16. Jahrhundert offiziell zu Gunsten des nordfranzösischen Dialekts aus offiziellen Urkunden verbannt wurde; zu Zeiten der Französischen Revolution empfand man es geradezu als Bedrohung und sprachliche Vielfalt als Angriff auf die Ziele der Revolutionsregierung. Occitan ist eine Mischung aus gallo-romanischen und iberischen Dialekten. In Spanien erkennt man sie heute noch im Katalanischen, in Frankreich ist sie aus dem täglichen Umgang fast ganz verschwunden und nur noch als rustikale Anmutung in manchen südfranzösischen Städten zu finden, in denen man in den ancient quartières gerne Straßenschilder in Französisch und Occitan nebeneinander hängt.
S. 140: Wolfram von Eschenbach hat seinen über zwanzigtausend Verse umfassenden Parzival vermutlich Anfang des 13. Jahrhunderts geschrieben; es liegt also durchaus nahe, dass Rogers’ Zeitgenossen den Roman kannten.
In den Pforten der Ewigkeit orientiert sich der Handlungsstrang um Rogers de Bezers lose an Wolframs Parzival . Er beginnt mit der Befreiung Rogers’ aus der Unwissenheit um die aktuelle Lage im Reich und das Geheimnis Kaiser Friedrichs II, thematisiert sein Versäumnis, die richtige Frage zu stellen (in Rogers’ Fall wäre der Adressat der Frage allerdings nicht der Gralskönig Anfortas, sondern Schwester Hedwig), seine Flucht aus der Gemeinschaft, nachdem ihm sein Versäumnis klargeworden ist (Parzival flieht aus der Kameradschaft der Gralsritter, Rogers von der Seite Elsbeths), seinen Abfall vom Glauben und seine abenteuerlichen Versuche, wieder in die Gralsburg zurückzugelangen.
Rogers’ ganz persönliche Gralsburg ist das Kloster Porta Coeli – ich habe Wolframs Gralssuche-Epos dahingehend umgedeutet, dass der Gral für jeden Menschen eine sehr intime Angelegenheit und das Ziel des tiefsten Sehnens ist. Rogers liebt Elsbeth; ihre Liebe ist für ihn der Gral, und indem er sie findet, löst er das Rätsel, das sein Leben bestimmt.
Während seiner Studien zur Gralsmythologie stellte der deutsche Esoteriker Otto Rahn die These auf, dass die Figur des Parzival ein historisches Vorbild habe: Ramons I. Trencavel, Rogers’ legendären Großvater. Zudem behauptete er, dass die Geschichte des Parzival Geschehnisse aus dem Albigenserkreuzzug aufgreife. Interessant ist Rahns Einlassung, der Name »Parzival« sei vom altfranzösischen percer val abgeleitet, was in etwa »das Tal durchschreiten« bedeutet. In Occitan übersetzt soll die gleiche Aufforderung trencar vel lauten.
Wie auch immer: Rahns Schriften sind mit Vorsicht zu genießen, und seine Verwicklung mit den Nationalsozialisten macht ihn zu einer eher fragwürdigen Figur. In der Gesamtschau der Gralsmythologie stellt er jedoch eine nicht außer Acht zu lassende Kapazität dar, und für mich als Autor historischer Romane war die mögliche Verbindung zwischen den Trencavels und der Parzivalsgeschichte zu reizvoll, um sie zu ignorieren.
S. 148: Der Kreuzzug gegen die Albigenser oder Katharer fand in den Jahren 1209 bis 1229 statt und war ein Herzensanliegen von Papst Innozenz III. Er ist der einzige Kreuzzug,
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