Die Pforten der Ewigkeit
aufgebahrt lag, und verbrannte die sterblichen Überreste des Königs vollkommen – ganz klar ein Beweis dafür, dass Gott dem toten König zürnte. Aber da die Legendenverfestigung damals wie heute in den Händen derer lag, die lesen und schreiben konnten, und im 13. Jh. diese Fähigkeit fast ausschließlich dem Klerus vorbehalten war, sollten wir mit solchen Dingen vorsichtig sein – die Kirche war erklärter Feind der Staufer.
Die Quellenlage zu Konrads Italienzug ist widersprüchlich. Ich habe mich auf die Regestensammlung der Bayerischen Staatsbibliothek gestützt und hinsichtlich Konrads Bewegungen die Daten herangezogen, die sich in den dort gesammelten Urkunden finden lassen. Demzufolge ist der König am 4. Dezember 1251 in Verona aufgebrochen. Wo er sich nach Sizilien eingeschifft hat, ist unklar – es gibt Hinweise, die auf Lignano deuten, andere auf Pisano in Istrien. Die Informationen der Regestensammlung deuten ferner darauf hin, dass Konrad am 8. Januar 1252 Siponte erreichte, das später in Manfredonia umgenannt wurde, wo er noch im Januar 1252 einen Hoftag abhielt. Dass Rudolf von Habsburg zumindest im Jahr 1252 an der Seite König Konrads in Sizilien war, ist verbürgt.
In der Geschichtsschreibung wird Konrads Zug nach Sizilien allgemein mit Disharmonien zwischen den Halbbrüdern Konrad und Manfred sowie der Sorge Konrads begründet, Manfred – der als kaiserlicher Bastard quasi in letzter Sekunde von seinem Vater anerkannt wurde – könnte ihm den sizilianischen Thron streitig machen. Diese Unterstellung nährt sich unter anderem aus den später einsetzenden Streitigkeiten zwischen den beiden Halbbrüdern. Tatsächlich lädt Manfred seinen Halbbruder in einem Schreiben aus dem Dezember 1250, in dem er ihn vom Tod ihres Vaters in Kenntnis setzt, explizit nach Sizilien ein.
Siehe hierzu auch die Regestensammlung Manfreds 1250–1266 in der Überarbeitung von Markus Brantl, Studien zum Urkunden- und Kanzleiwesen König Manfreds von Sizilien .
S. 227: Das ursprünglich friedliche Nebeneinander von Juden und Christen in den mittelalterlichen Städten des Heiligen Römischen Reichs endete mit dem Beginn der Kreuzzüge. Die ersten Pogrome brachen in Nordfrankreich aus, nachdem Papst Urban II. in seiner berühmten Kreuzzugsrede 1095 zum Kampf gegen die Feinde der Christenheit aufgerufen hatte, aber die Gewalt schwappte sehr schnell nach Deutschland über. Die Hauptschuld lag dafür eindeutig bei den Bürgern der Städte – deren Bischöfe, aber auch die Fürsten, der König und der Kaiser versuchten in der Regel zwar, die Übergriffe zu verhindern, meist jedoch vergeblich. Als Erkenntnis daraus wurden die Juden in Deutschland im Mainzer Reichslandfrieden 1103 unter besonderen kaiserlichen Schutz gestellt und galten fortan als homines minus potentes , was sie in den gleichen Rang erhob wie Geistliche, Frauen, Witwen und Kinder. Verbrechen gegen diese Bevölkerungsgruppen galten als Reichsverbrechen und konnten entsprechend bestraft werden.
So gut dieses Gesetz gemeint war, so sehr ging es jedoch nach hinten los, weil es gleichzeitig bedeutete, dass Juden fortan keine Waffen mehr tragen durften und damit allen Übergriffen wehrlos ausgeliefert waren. In der martialischen Auffassung des Mittelalters machte dieser Umstand sie ehrlos und vergrößerte die Ressentiments noch.
Mit dem steigenden Einfluss der Handwerkszünfte in den Städten verschlechterte sich die Lage der Juden weiter, da sie nun als Konkurrenz angesehen wurden. Die Restriktionen, die ihnen bezüglich der Ausübung bestimmter Berufe auferlegt wurden, »befreiten« die christlichen Zünfte zwar von ihrem Wettbewerb, zwangen die Juden jedoch zugleich, Tätigkeiten aufzunehmen, die sie in Konkurrenz zu den unteren Bevölkerungsschichten brachten, wo man sie wiederum als Komplizen der Mächtigen verachtete. Dass zu den wenigen lukrativen Tätigkeiten, die Juden erlaubt waren, das Kreditwesen gehörte und die Geldverleiher aufgrund der unsicheren Lage sehr hohe Zinsen verlangten, machte ihre Lage nicht besser.
Ihren Höhepunkt fand die Judenverfolgung des Mittelalters während des großen Pestzugs Mitte des 14. Jahrhunderts. Die Seuche und die mit ihr verbundenen Vorwürfe, Juden hätten Brunnen vergiftet, waren jedoch nur Vorwände. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich die jüdische Bevölkerung der deutschen Städte längst in eine verachtete, diskriminierte Minderheit verwandelt, an der man die eigene Frustration ausließ
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