Die Portal-Chroniken - Portal: Band 1 (German Edition)
den Verstand verloren? Meine Mutter und ich haben eine komplizierte Beziehung. Wir streiten uns so oft, dass wir praktisch keine Beziehung mehr haben. Tatsächlich habe ich auch keine mit meiner Schwester. Hauptsächlich, weil sie und meine Mom wie beste Freundinnen sind. Ich spürte, wie ich schon wieder anfing, mich über Ella zu ärgern. Wieso verstand sie sich so gut mit Mom? Sie waren sich so ähnlich, dass es nervte. Der Duft von meinen Handgelenken stieg mir wieder in die Nase und verstärkte meinen Frust.
»Mom, Ella hat Parfüm auf mich gesprüht, während ich geschlafen habe!« Nicht, dass ich von ihr erwartete, dass sie irgendwas dagegen unternehmen würde—das tat sie nie. Immer stellte sie sich auf die Seite der Prinzessin.
»Arizona, sie hat vorhin mit deiner Parfümflasche gespielt, aber ich habe sie gebeten, sie wieder in deine Tasche zu tun. Es riecht toll. Was ist das?«
Mein
Parfüm? Das war ganz sicher nicht meins, aber ich beschloss, es für den Moment dabei zu belassen. »Mom, wo sind wir? Wohin fahren wir? Wo ist Dad?«
»Zu Hause natürlich. Ich muss mich aufs Fahren konzentrieren, ich kann kaum durch die Scheibe gucken. Der Regen ist ziemlich schlimm. Du musst still sein. Hör dir ein bisschen Musik an.« Sie drehte die Anlage lauter.
Puh, ich war erleichtert zu hören, dass Dad zu Hause war. Er würde zwar auch nicht gerade einen Elternpreis gewinnen, weil er den Großteil seiner Zeit damit verbrachte, Poker in Atlantic City zu spielen. Mom musste wohl früher aus Princeton zurückgekehrt sein, um mich nach dem Test von der Schule abzuholen. Das war trotzdem merkwürdig. Ich konnte mich klar daran erinnern, dass Dad mich nach dem SAT von der Schule abgeholt hatte. War ich von dem Test so erledigt gewesen, dass ich durcheinander war? Nein, das ergab keinen Sinn.
»Mom, wie bin ich in dein Auto gekommen?«
»Arizona, ich muss mich wirklich konzentrieren!« Ich konnte hören, dass sie total fertig war. Sie war nie gerne im Dunkeln gefahren und der Regen stresste sie wohl. Eine Straßenbeleuchtung schien es nicht zu geben, was komisch war. Vielleicht hatte es wegen des Sturms einen Stromausfall gegeben. Meine Lider fühlten sich wieder unerträglich schwer an, also schloss ich sie und erlaubte dem einschläfernden Geräusch der Regentropfen, mich wieder in den Schlaf zu lullen.
Statt einzudösen fing ich an, über den SAT nachzudenken. Was für eine Katastrophe! Das war das vierte Mal, dass ich den Test gemacht hatte, und ich hatte vorher zwei Vorbereitungskurse abgeschlossen. Nicht, dass ich da besonders gut aufgepasst hätte. Beide Kurse waren sterbenslangweilig. Wahrscheinlich konnte ich die Elitehochschulen abschreiben.
Ich entschied mich dafür, diese negativen Gedanken gegen fröhlichere auszutauschen—gegen die Erinnerungen an mein letztes Eishockey-Spiel. Das ist mal wirklich etwas, das ich richtig gut kann.
Wenn ich darum gebeten werde, mich selbst zu beschreiben, wie letztes Jahr für die Lokalzeitung, antworte ich immer: »Ich bin Arizona Stevens, Eishockey-Spielerin an der Princeton High School.«
Eishockey beschreibt mich genau, und ich bin sehr stolz darauf, das einzige Mädchen zu sein, das jemals für die erste Eishockey-Schulmannschaft an der Princeton High gespielt hat. Mein ganzer Stolz ist meine hart erarbeitete Schulmannschaftsjacke mit meinem Namen und meiner Nummer drauf: Ich bin die Nummer 11, und ich spiele in der Verteidigung. Obwohl ich ziemlich zierlich bin für eine Sechzehnjährige—ich warte immer noch auf den versprochenen Wachstumsschub—habe ich starke Schultern und Arme und kann echt fest zuschlagen. Ich bin ungefähr halb so groß wie meine Teamkameraden, die ziemlich große Kerle sind. Wie dem auch sei, obwohl ich klein bin, übertreibe ich nicht, wenn ich sage, dass ich auf mich selbst aufpassen kann. Niemand legt sich mit mir an.
Ich liebe es, für die Schulmannschaft zu spielen, obwohl es am Anfang hart war, weil die Jungs es nicht gewöhnt waren, ein Mädchen in der Mannschaft zu haben. Das hat sich schnell geändert, als sie feststellten, wie gut ich war, und jetzt behandeln sie mich wie einen von ihnen. Obwohl ich die meiste Zeit mit ihnen abhänge, bemühe ich mich auch, mit Mädchen befreundet zu sein. Ich will nicht, dass irgendeiner denkt, ich sei total schräg.
Wie dem auch sei, ich wünschte mir, ich hätte ein bisschen mehr gepaukt. Der nächste Schritt in meinem Leben—an den meine Mutter mich endlos erinnert—ist zu
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