nicht mehr. Ich bei der
Wützener Zeitung
, sie bei den
Metro-News
. Ich bei einem winzigen Lokalblatt in einer Stadt, die kaum einer kennt, sie bei einer der wichtigsten Zeitungen in einer der reichsten Regionen Deutschlands. Weiter kann man beruflich kaum voneinander entfernt sein, oder? Elisabeth ist nicht mehr meine Untergebene. Sie ist eine freie Frau. Meine Frau. Ich werde sie heiraten. Nicht jetzt. Aber bald. Sehr bald.
Denn der nächste Chef wartet schon.
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|261| ANHANG
An: sonjamail
Von: Elisabeth Renner
Nummer neun hat sehr kleine, aber auch sehr schnelle Hände …
Von: Volkmann, Rita, im Auftrag von Prof. Michelsen
An: Walder, Johann
Betreff: Neue Aufgaben
Lieber Herr Walder,
vor einem Jahr habe ich Sie zur
Wützener Zeitung
geschickt. Ehrlich gesagt, hatte ich gedacht, dass Sie das Käseblatt nur abwickeln und wir innerhalb eines Jahres die Redaktion schließen.
Und was machen Sie? Auflagensprünge und Gewinne! Die
Wützener Zeitung
wird es weiter geben. Aber ohne Sie. Ich würde mich freuen, wenn wir morgen in aller Ruhe in meinem Büro über Ihre neuen Aufgaben bei den
Metro-News
sprechen könnten.
Beste Grüße
Professor Michelsen
Von: kressexpress
An: Walder, Johann
Wechsel bei
Metro-News
Generationswechsel bei den
Metro-News
: Nach Informationen von kress soll Johann Walder neuer Chefredakteur der
Münchner
|262|
Zeitung
werden. Er löst Heinz Wenninger ab, der in den Ruhestand geht. Walder war zuletzt Chefredakteur der
Wützener Zeitung
, die wie die
Metro-News
zu
Michelsen Media
gehört. Verleger Michelsen will den Wechsel morgen offiziell verkünden.
Von:
[email protected] An: Walder, Johann
Betreff: Lange nichts gehört
Lieber Johann,
da haben wir so lange nichts voneinander gehört, und plötzlich muss ich in allen Branchendiensten von Dir lesen. Wenn das stimmt, und davon gehe ich aus, kann man Dir ja wirklich nur recht herzlich gratulieren. Das hast Du Dir redlich verdient.
Wenn Du Lust hast, können wir uns doch mal wieder treffen, oder? Vielleicht bei unserem Stammitaliener …
Ganz liebe Grüße von Deiner
Marie
Von: Personalabteilung
An: Walder, Johann
Betreff:????
Alter,
hab ja schon viele ungewöhnliche Anfragen von Chefredakteuren bekommen, auch von solchen, die es noch gar nicht richtig sind – aber Deine toppt echt alles. Wieso willst Du wissen, wer aktuell mit wem bei den
Metro-News
verheiratet, verlobt oder sonst wie liiert ist? Was hat das mit Journalismus zu tun?
Darüber führt selbst der Personalchef keine Akten, und deshalb kann ich Dir nur sagen, was ich so aus Gesprächen weiß. |263| Also: Der stellvertretende Wissenschaftschef lebt seit Kurzem mit so einer Blonden aus der Wirtschaft zusammen, der Literaturkritiker ist immer noch mit der Kunstexpertin aus seinem Ressort verheiratet. Die Sekretärin aus dem Sport hat ein Verhältnis mit dem stellvertretenden Lokalchef, der Layouter von der Seite eins vögelt irgendeine Fotografin, die Frau Friedrichsen, Du kennst sie noch, hat den alten Brodersen geehelicht. Noch was? Ach ja: Eine aus dem Allgemeinen hat ein Verhältnis mit dem Chef vom Dienst, der sich vorher von seiner Freundin aus der Kultur getrennt hat. Und dieser Polizeireporter, ich glaube er heißt Dietrich, ist mit einer Volontärin aus den Extra-Journalen gesehen worden. Du weißt, das ist der, den sie mal beim Fummeln mit einer freien Mitarbeiterin in der Kaffeeküche erwischt haben. Von der wollte er wiederum nichts mehr wissen, nachdem die bei einer Feier mit dem Ulf rumgeknutscht hat.
Du siehst, alles ganz normal. Wir freuen uns auf Dich!
Liebe Grüße, Sebastian
Von: Juwelier Wempe
An: Walder, Johann
Betreff: Auftragsnummer 090908
Sehr geehrter Herr Walder,
wir haben den gewünschten Ring jetzt in der Größe 52 bekommen und reservieren ihn zehn Tage lang für Sie.
Mit freundlichen Grüßen
P. Großer
Filialleitung
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|266| Meine Frau hatte die Idee, diese kleine Geschichte an einen Verlag zu schicken. Ohne sie hätte es sowieso nicht ein Wort gegeben. Mein Lektor wusste, wie man aus dem unverlangt eingesandten Manuskript einen richtigen Roman macht. Er brauchte dafür nur ein Frühstück. Meine Freunde und Familie haben immer wieder probegelesen, meistens gelacht und manchmal (zu Recht) kritisiert. Und mein Verlag? Er bleibt, was er ist: eine der wichtigsten Adressen der deutschen Literatur.
Danke für alles.
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