Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Priesterin von Avalon

Die Priesterin von Avalon

Titel: Die Priesterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
Vom Netzwerk:
verlieh, durchzuhalten. Ich kann die Pflicht, die mir jetzt auferlegt wird, nur erfüllen, wenn ich weiß, dass du noch lebst, irgendwo.«
    »Du bist ungerecht. Du wirst von Menschen umgeben sein, permanent abgelenkt von Verantwortung. Wer braucht mich denn schon, wenn du fort bist?«
    »Konstantin…« Der Name hing in der Dunkelheit zwischen uns, meine Hoffnung und mein Verderben. Ihm zuliebe hatte ich mein Zuhause verlassen und war Konstantius gefolgt, und ihm zuliebe mussten wir uns jetzt trennen.
    Lange lagen wir schweigend nebeneinander, während Konstantius mir über das Haar strich. Ich hätte nicht gedacht, dass unsere Körper ihr Recht fordern würden, da unser Geist so verausgabt war, doch nach einer Weile entspannte ich mich in seiner vertrauten Wärme trotz meiner Verzweiflung. Ich drehte mich in seinen Armen um, und er strich mir die Haare aus dem Gesicht. Beinahe zögernd küsste er mich.
    Meine Lippen waren noch steif vor Kummer, doch unter der zarten Berührung wurden sie weicher, und schon wärmte sich mein ganzer Körper und öffnete sich sehnsüchtig ein letztes Mal, um ihn in mich aufzunehmen.

    Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war Konstantius gegangen. Auf dem Tisch lag ein Brief von ihm.
    »Geliebte,
    nenn mich einen Feigling, wenn du willst, aber ich kann dich nur so verlassen, wenn deine wunderschönen Augen im Schlaf geschlossen sind. Ich werde den Haushalt von der bevorstehenden Veränderung unserer Situation in Kenntnis setzen, um dir zu ersparen, ihnen erklären zu müssen, was selbst mir wie ein böser Traum erscheint.
    Ich werde für kurze Zeit im Prätorium sein, aber ich halte es für das Beste, wenn wir uns um meines und deines Friedens willen nicht mehr sehen. Ich übertrage das Eigentum an diesem Haus auf dich, einschließlich aller Sklaven. Außerdem habe ich meine Bankiers darüber informiert, dass du auch weiterhin für alles, was du benötigst, Geld von meinem Konto abheben kannst, und wenn du deinen Wohnort wechseln willst, kannst du in deinem Namen Geldsummen beziehen.
    Ich werde natürlich mit unserem Sohn in Verbindung bleiben, aber ich hoffe, dass auch du ihm schreiben kannst. Deinetwegen wird er zutiefst bekümmert sein, wenn ich auch annehme, dass die Loyalität mir gegenüber ihn zwingen wird, mir zu gratulieren. Aber eigentlich sollte er auch um mich traurig sein.
    Ich hoffe, dass du, wenn die Großzügigkeit deines Herzens es erlaubt, einen Weg findest, mich wissen zu lassen, wohin du gehst und ob es dir gut geht. Was auch immer uns widerfahren mag, glaube mir, mein Herz gehört dir, solange es schlägt…«

    Seine sonst so sorgfältige Unterschrift verlor sich im Ungewissen, als habe ihn zuletzt die Entschlossenheit verlassen. Ich ließ die Schriftrolle fallen und starrte auf das leere Bett, den leeren Raum und eine endlose Folge leerer Tage, an denen ich irgendwie lernen musste, allein zu leben.

    Nahezu eine Woche lang verließ ich kaum das Bett, ebenso am Boden zerstört wie nach dem Verlust meines ersten Kindes. Von Konstantius hörte ich nichts mehr, obwohl eine gekritzelte Notiz von Crocus eintraf, der mich auch weiterhin seiner Treue versicherte. Ich aß etwas, wenn Drusilla mir Essen aufzwang, aber ich ließ mir weder von Hrondlind das Haar richten noch das Bettzeug wechseln, das noch den Eindruck von Konstantius' Körper und den Duft seiner Haut enthielt.
    Hylas' stillschweigende Hingabe war das einzige Mitgefühl, das ich ertragen konnte, und heute glaube ich, die Wärme des Hundes, der sich an mich kuschelte, und das Stupsen seiner kalten Nase, wenn er gestreichelt werden wollte, sorgten dafür, dass ich den Kontakt zur Außenwelt nicht gänzlich verlor. Seine Schnauze war inzwischen weiß geworden, und bei kühler Witterung lief er steifbeinig umher, doch sein Herz war noch warm. Es wäre so einfach gewesen, mich im ersten Schreck über den Verlust dem Wahnsinn zu überlassen. Doch solange ein Geschöpf mich brauchte, solange Hylas mir noch immer seine unbedingte Liebe entgegenbrachte, war ich nicht ganz allein.
    Ich war mir keiner Logik meiner Trauer bewusst, doch als Philipp eines Nachmittags zu mir kam, um mir zu berichten, dass Konstantius nach Mediolanum abgereist sei, um dort zu heiraten, erkannte ich, dass ich auf diese Meldung gewartet hatte. Jetzt war ich wirklich allein. Wie leicht es doch war, unsere Verbindung zu lösen. Keine Verhandlungen über die Rückgabe einer Mitgift waren erforderlich, denn alles, was ich mitgebracht hatte,

Weitere Kostenlose Bücher