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Die Priesterin von Avalon

Die Priesterin von Avalon

Titel: Die Priesterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
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Maximian ihm entgegengeschickt hatte. Danach wurden unsere Streitkräfte gegen Überfälle der Franken und Alemannen im Osten und Sklavenaufstände im Westen Galliens eingesetzt und hatten keine Zeit, sich um Britannien zu kümmern.
    Mir fehlte mein Garten in Treveri, doch Colonia Agrippinensis am Ufer des Rhenus lag so nahe an den Kampfhandlungen, dass Konstantius mich zwischen den Feldzügen besuchen konnte. Unser Haus stand in der Nähe der östlichen Stadtmauer zwischen dem Amtssitz des Provinzstatthalters und dem Tempel des Merkurius Augustus und war vor uns von den Familien zahlreicher Befehlshaber bewohnt worden.
    Wenigstens musste ich mir im Augenblick keine Sorgen um die Sicherheit meines Gemahls machen, denn er war nach Mediolanum berufen worden, dem Ort, den Maximian zu seiner Hauptstadt bestimmt hatte. Dort sollte eine Besprechung mit Maximian und Diokletian stattfinden. Manchmal fragte ich mich, ob Konstantius mir in den Monaten, in denen er fort war, treu blieb, doch wenn ich eine Rivalin hatte, dann war es nicht eine andere Frau, sondern das Imperium. Als wir uns kennen lernten, hatte ich ihn wegen seiner Träume geliebt. Ich konnte schwerlich klagen, hatte er doch jetzt die Gelegenheit, einige von ihnen wahr zu machen. Dennoch hatte ich nun, da mein Gemahl unterwegs war, um Krieg zu führen, und mein Sohn beim Kaiser war, nicht viel zu tun, und ich stellte fest, dass mir die Pflichten fehlten, die ich auf Avalon übernommen hätte.
    Vorläufig hatten Diokletian und Maximian Karausius als einen kaiserlichen Bruder akzeptiert. Ich fragte mich, wie lange das wohl dauern würde. Als mir Gerüchte zu Ohren kamen, Karausius habe eine britannische Fürstentochter geheiratet, die auf Avalon ausgebildet worden war, wunderte ich mich. Ganeda hatte immer den Kontakt zwischen Avalon und der Außenwelt gefürchtet und davon abgeraten. Diese Politik der Isolation war einer der Gründe gewesen, warum ich fortgegangen war. Unweigerlich musste ich daran denken, dass ich, wäre ich Hohepriesterin geworden und nicht Dierna, jetzt entscheiden würde, welche Rolle Avalon in der sich rasch verändernden Welt spielen sollte. Zuweilen wünschte ich mir, ich könnte nach Britannien zurückkehren und herausfinden, was dort vor sich ging, aber eine solche Reise war unwahrscheinlich, solange Karausius die Nordsee beherrschte.

    An einem strahlenden Tag Mitte März, als der Wind die kleinen Wolken über den Himmel jagte, hurtig wie ein Wolf die Schafe, kehrte Konstantius aus Italien zurück. Sein Gesicht war versteinert wie einst nach einer verlorenen Schlacht, und ich dachte schon, der Kaiser müsse ihm eine Rüge erteilt haben, obwohl mir nicht in den Sinn wollte, warum Diokletian unzufrieden sein könnte. Wenn überhaupt jemand die Schuld dafür trug, Karausius nicht erledigt zu haben, dann war es Maximian. Wenn Diokletian unglücklich ist , dachte ich wütend, während ich das Auspacken beaufsichtigte, soll er doch nach Gallien kommen und selbst sein Glück mit der hiesigen Lage versuchen .
    Die Germanen aber, angeführt von Crocus, der Konstantius' ständiger Leibwächter geworden war, waren guter Dinge und erfüllten den Innenhof mit fröhlichem Gelächter. Sie wären bestimmt betrübter gewesen, wenn etwas nicht in Ordnung gewesen wäre. Die meisten hatten natürlich in den Baracken des Prätoriums Quartier bezogen, aber es war immer ein gutes Dutzend in der Nähe des Hauses, wenn Konstantins da war.
    Ich hatte mich an ihre Größe und ihren zuweilen finsteren Humor gewöhnt. Zugegeben, ich war ein wenig überrascht, dass Crocus nicht zu mir gekommen war, um mich zu grüßen. Er hatte mich seit unserer ersten Begegnung mit der Ehrfurcht behandelt, die er seinen Seherinnen erweisen würde. War ihm etwas zugestoßen? Das würde die Laune meines Gemahls vielleicht erklären.
    Ich war in unserem Schlafgemach und sortierte die Tuniken aus Konstantius' Gepäck, um nachzusehen, welche der Ausbesserung bedurften, als mein Gemahl in der Tür erschien. Ich schaute lächelnd auf und sah, dass er zusammenfuhr. Seine Miene wurde noch abweisender, als er sich im Zimmer umschaute.
    »Konstantius«, sagte ich sanft, »was ist los?«
    »Komm mit, wir gehen spazieren«, sagte er barsch. »Wir müssen miteinander sprechen, und das kann ich hier nicht.«
    Ich hätte ihm versichern können, dass keiner unserer Diener uns belauschen würde, doch es erschien mir günstiger, meine leichten Schuhe gegen festere Sandalen zu tauschen und einen

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