Man tut, was man kann (German Edition)
HI, ICH BIN DIE KATHRIN
Ich habe gerade zum ersten Mal mit Kathrin geschlafen.
Sie ist eine tolle Frau, charmant, witzig, sexy, und sie weiß genau, was sie will. Eine Frau zum Heiraten, könnte man sagen. Ich bin deshalb auch sicher, sie findet eines Tages den Mann, der zu ihr passt und sie von ganzem Herzen liebt. Dieser Mann wird dann auch nicht hier liegen, ihren Pagenkopf auf seiner Brust, und darüber nachdenken, wie er sich einigermaßen elegant vom Acker machen kann.
Sie löst sich aus meiner Umarmung, stützt sich auf ihren Ellbogen.
«Woran denkst du gerade?», fragt sie, legt ihren kleinen Kopf in ihre zierliche Hand und mustert mich interessiert. Ich vermute, es gibt keine Frage auf der ganzen Welt, die mehr Lügen provoziert hat als diese.
«An dich», antworte ich wahrheitsgemäß.
Sie lächelt. «Aha. Und was denkst du so über mich?»
Ach Kathrin, ich denke gerade, dass ich vielleicht doch, wie ursprünglich geplant, den Abend damit hätte verbringen sollen, über mein Leben nachzudenken. Dann würde ich nämlich jetzt nicht hier liegen und mir wünschen, dass du eines Tages einen Mann findest, der dich auf Händen trägt und dir jeden Wunsch von den Augen abliest. Eigentlich wünsche ich mir sogar, er stünde zufällig vor der Tür und ich könnte euch schnell mal miteinander bekannt machen, um dann schleunigst zu verschwinden.
Sie sieht mich an, wartet.
«Ich dachte gerade darüber nach, wie wohl ein Mann sein müsste, damit er dein Traummann ist.»
Ich überlege kurz, ob das zu schwärmerisch klang.
Sie grinst, springt aus dem Bett und läuft nackt in Richtung Küche.
Hübscher Hintern.
«Willst du dich um die Stelle bewerben?», fragt sie kokett und verschwindet hinter der Tür. Das Geräusch eines Entsafters ist zu hören.
Nein, Kathrin, ich will mich nicht um die Stelle bewerben, aber ich würde dir das gerne schonend beibringen, denn du bist wirklich, wirklich nett, und der Sex mit dir ist auch alles andere als langweilig. Im Grunde ist er sogar … wie soll ich mich ausdrücken …?
«Saft?» Ihr Gesicht erscheint im Türrahmen.
«Was?»
«Ob du auch einen Saft möchtest.»
Ich nicke, obwohl ich Saft eigentlich nur morgens trinke und dann auch gerne mal nicht. Sie verschwindet wieder in der Küche, und erneut ist das Geräusch des Entsafters zu hören.
Für einen kurzen Moment erwäge ich, aus dem Bett zu springen, meine Klamotten zusammenzuklauben und fluchtartig die Wohnung zu verlassen. In einem Hollywoodfilm sähe das so aus, dass sie mit zwei Gläsern Saft im Schlafzimmer erscheint, derweil das leise Klacken der Eingangstür zu hören ist. Sie versteht, was passiert ist, lässt ein wenig die Schultern sinken und sieht so traurig aus, dass man sie vom Fleck weg heiraten will.
Schäbige Nummer, hätte ich vielleicht vor zwanzig Jahren hingelegt, aber jetzt bin ich zu alt für den Scheiß. Ich komme weder schnell genug aus dem Bett, noch kann ich schnell genug meine Sachen zusammenklauben – von dem weiten Weg zur Eingangstür ganz zu schweigen.
Die Küchentür öffnet sich, Kathrin erscheint mit den Säften.
«Apfel, Möhre, Fenchel mit einem Hauch Sellerie.» Sie sagt es ein bisschen so wie ein Sommelier, der stolz die Spitzengewächse der Weinkarte aufzählt. Dann balanciert sie die beiden randvollen Gläser durch den Raum, stellt sie auf den Nachttisch, schlüpft unter die Decke, schmiegt sich an mich und robbt schließlich langsam auf meinen Oberkörper, bis ihre Schenkel meine Hüfte umschließen und ihr Kopf auf meiner Brust liegt.
«Was ist mit den Säften?», frage ich und überlege kurz, ob das jetzt zu prosaisch klang.
«Die sind für später», lächelt Kathrin und arbeitet sich küssend an meinem Hals hoch.
Dann sind sicher die Vitamine raus, denke ich, während Kathrin beginnt, sich langsam und rhythmisch auf mir zu bewegen. Dabei macht sie ein leises Geräusch, das an das Schnurren einer Katze erinnert.
Kathrin, ich weiß nicht, ob das hier ’ne gute Idee ist. Vielleicht gehst du jetzt mal runter, wir trinken zusammen ein schönes Glas Apfel-Möhre-Fenchel-Saft mit einem Hauch Sellerie und reden darüber, warum aus uns kein Paar werden wird, selbst dann nicht, wenn wir den Rest unseres Lebens in diesem Bett verbringen und vögeln, bis deine Stofftiere uns genervt mit den kleinen Kristallfiguren aus deinem Setzkasten bewerfen.
Statt meinen Mund aufzumachen lege ich meine Hände auf ihren Hintern, schließe die Augen und lasse meinen Kopf ins
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