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Die Priesterin von Avalon

Die Priesterin von Avalon

Titel: Die Priesterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
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geschickt!« Sie stöhnte, als ihr Bauch sich erneut zusammenzog. »Aber du bleibst bei mir, Avia, ja?«
    »Ich bleibe bei dir, mein Liebes.« Ich beugte mich vor, um ihr die strähnigen Haare aus der Stirn zu streichen. »Und ich freue mich mit dir, wenn dein Kind auf die Welt kommt. Vergiss nicht, die Schmerzen, die du leidest, sind Teil der Arbeit der Großen Mutter - nicht Schmerz, sondern Macht.«
    Fausta schloss erschöpft die Augen, doch ich fuhr fort, ihr über das Haar zu streichen. Nie war ich so nahe daran, sie zu lieben, wie in dieser Stunde. Ich spürte die mächtigen Kräfte, die in ihr wirkten, und wandte mein Inneres der Göttin zu, um IHRE Harmonie zu suchen.
    Schon zog sich Faustas Körper wieder zusammen, doch diesmal schlug sie überrascht die Augen auf.
    »Avia, ich will pressen - stimmt etwas nicht?«
    Die Hebamme lächelte, und ich tätschelte Faustas Hand. »Das bedeutet, dass alles in Ordnung ist«, sagte ich. »Das Kind ist fast bereit, zu kommen. Wir setzen dich auf den Geburtsstuhl, und wenn du den Drang verspürst, zu pressen, dann tu es…«
    Im nächsten Augenblick kam die Macht der Mutter erneut gleich einer Woge über sie. Als sie nachließ, hoben wir Fausta auf den niedrigen Stuhl, und die Hebamme kniete sich zwischen ihre Knie, während ich Fausta stützte. Meine Erschöpfung war wie weggeblasen durch das Entzücken über das Wunder, dessen wir teilhaftig wurden.
    »Holt warmes Wasser«, fuhr ich die herumstehenden Mägde an, »und sorgt dafür, dass die Wickeltücher bereitliegen. Es ist gleich so weit.«
    Knurrend wand Fausta sich unter meinen Händen. Jetzt, da es ums Ganze ging, hatte sie aufgehört zu jammern und bewies den Mut der Soldatenfamilie, aus der sie stammte. Sie presste einmal, zweimal, dreimal und sank dann mit einem Seufzer zurück, als das strampelnde Kind, blutverschmiert und schon laut protestierend, in die wartenden Hände der Hebamme glitt.
    Ich hielt Fausta noch in den Armen, als die anderen Frauen geschäftig um sie herumliefen, die Nabelschnur durchtrennten und ihr bei der Nachgeburt halfen, während die Mägde das Kind wuschen und wickelten. Dann wurde die frisch gebackene Mutter in ein sauberes Bett getragen, und ich konnte endlich aufstehen, vor Erschöpfung zitternd.
    »Wo ist es?«, rief Fausta. »Ich will mein Kind sehen!«
    »Hier«, antwortete die Hebamme. »Der schönste Junge, den ich je gesehen habe.« Sie reichte mir das gewickelte Kind, das noch immer schrie.
    Mein Enkel , dachte ich und schaute in das verzerrte Gesicht. Alle Neugeborenen gleichen ihren Großvätern, doch ich entdeckte keinen Zug von Konstantius. Zornesrot unter einem dunklen Haarschopf glich das Kind in meinen Armen seinem anderen Großvater, Maximian.
    Vorsichtig legte ich das Kind in die Arme seiner Mutter.
    »Ein Sohn?«, fragte sie, »und gesund?«
    Die Hebamme nickte. »Er ist in jeder Hinsicht vollkommen.«
    Seufzend entspannte sich Fausta, und das Kind beruhigte sich, obwohl sein Gesicht noch immer in finstere Falten gelegt war. »Mein Konstantinus…« Sie küsste ihr Kind auf den Kopf und drückte es an sich, »der erste rechtmäßige Sohn des Kaisers.«
    »Die Gültigkeit meiner Beziehung zum Vater des Kaisers wird von so manchem in Frage gestellt«, sagte ich nüchtern. »Ich würde dir raten, diesen Ausdruck Konstantin gegenüber nicht zu benutzen, sonst meint er noch, du zögest seine Legitimation in Zweifel. Jedenfalls war es bei den Römern üblich, dass der bestqualifizierte Mann den Purpur erben sollte, und der war nicht einmal unbedingt verwandt, noch weniger der rechtmäßige Sohn.« Sicher wird Crispus mit dem Vorteil der Reife und seiner angeborenen Intelligenz gewählt, wenn die Zeit gekommen ist , dachte ich.
    Fausta, ganz in Gedanken versunken über das Wunder, das sie vollbracht hatte, waren meine Worte wahrscheinlich nicht einmal bewusst. Ich aber erinnerte mich an Geschichten, die ich über Familienfehden unter den Persern gehört hatte, wenn ein neuer Großkönig auf den Thron kam, und spürte einen Anflug von Angst.

17. Kapitel
    A. D. 321-324
    »Herrin, hier ist ein Brief von Crispus…« Cunoarda blieb in der Tür zu meinem Wohnzimmer stehen.
    »Schließ bitte die Tür und zeig her.«
    Das Kohlebecken gab sich die größte Mühe, gegen die nasskalte Februarwitterung in Rom anzukommen, und ich stellte meine Füße auf Boreas' Flanke. Er war der Sohn des ersten Hundes, dem ich diesen Namen gegeben hatte. Doch selbst nach den Renovierungen, die ich

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