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Die Priesterin von Avalon

Die Priesterin von Avalon

Titel: Die Priesterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
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war, als Probus Kaiser war und wir in Naissus wohnten.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Er erzählt mir manchmal, was er in Zukunft zu tun gedenkt, aber er hat nie über seine Kindheit gesprochen.«
    »Dann muss ich das wohl tun, damit du deinen Kindern die Geschichten weitererzählen kannst.« Ich wartete, bis die nächste Wehe über sie hinweggerollt war, doch ich glaube, meine Anwesenheit hatte ihr die Anspannung ein wenig genommen, und ihre Kontraktionen waren nicht mehr so schwer zu ertragen.
    »Konstantin hatte sein siebentes Jahr gerade hinter sich, obwohl er immer groß für sein Alter war und älter aussah, und Kaiser Probus hatte einen Preis für die Wettläufe am Apollon-Fest ausgesetzt.« Ich fuhr mit tieferer Stimme fort, die ich im Rhythmus der Kontraktionen, die Faustas Leib eindrückten, hob und senkte.
    »Konstantin begann zu üben und lief jeden Morgen mit Hylas, der damals unser Hund war. Ich hatte das Frühstück fertig, wenn sie keuchend vom Lauf zurückkehrten.«
    Fausta entspannte sich allmählich und ging auf meinen Rhythmus ein, um schließlich zu ihrem eigenen zu finden, bis sie sogar bei dem Wort »keuchen« etwas schneller atmete.
    »Das erste Rennen gewann er leicht, denn unter den Jungen in seinem Alter war er groß und stark. Im darauf folgenden Jahr aber kam er in eine höhere Riege, und obgleich er so groß wie viele andere war, besaßen diese doch mehr Kraft und Erfahrung. Er schloss mit beachtlichem Erfolg ab, doch er war nicht der Sieger, und du weißt, mein Sohn verliert nicht gern.«
    »Was hat er gemacht?«
    »Ich weiß noch, dass er sehr still wurde und diesen verschlossenen Ausdruck annahm, den wir alle so gut an ihm kennen. Und er trainierte - morgens und abends, das ganze Frühjahr hindurch. Mein Sohn war immer schon ein Träumer, aber ein praktischer, der alle Anstrengung unternimmt, um seinen Traum in die Tat umzusetzen. Als der Sommer kam, war er wieder Sieger.«
    Fausta stöhnte laut und verzog das Gesicht, denn ihr Wettkampf ging noch weiter. »Und im nächsten Jahr?«
    »Im Jahr darauf wurden wir nach Sirmium versetzt, und im Sommer wurde der Kaiser ermordet, noch ehe die Wettkämpfe abgehalten wurden.«
    »Erzähl mir noch mehr über Konstantin«, bat Fausta rasch. »Welche Spiele hat er gern gespielt?«
    Nachdenklich zog ich die Stirn in Falten. Es heißt, das Kind sei der Vater des Mannes. Mir kam auf einmal der Gedanke, dass ich nicht Diokletian dafür verantwortlich machen sollte, was aus meinem Sohn geworden war - Anzeichen für seinen künftigen Charakter hatte es in seiner Kindheit schon gegeben, wenn man Augen hatte, zu sehen.
    »Er versammelte gern die Kinder der anderen Offiziere um sich und spielte mit ihnen Triumphzug über die Straße. Ich weiß noch, dass er einmal versuchte, zwei Katzen aus dem Stall abzurichten, dass sie einen Karren zogen. Da hat er einmal einen Misserfolg gehabt und musste stattdessen den Hund nehmen. Ich glaube, er hat sich nie damit abgefunden, dass man nicht immer Übereinstimmung erzielen kann.«
    Und das war sicher ein Zug, den er noch immer hatte. Dabei war er jetzt Kaiser und hatte die Macht, seinen Willen durchzusetzen, konnte aber nicht verstehen, warum die zerstrittenen christlichen Fraktionen, denen er seine Gunst gewährt hatte, noch immer an ihren Feindseligkeiten festhielten. Die Donatisten in Afrika und die Anhänger des ägyptischen Arius wurden von den Orthodoxen energischer verleumdet als die Heiden, und es wurde ihnen mit gleicher Münze heimgezahlt. »Mein Gemahl ist tapfer, standhaft und zuverlässig«, sagte Fausta, »und sein Sohn wird genau wie er.«
    »Bist du dir so sicher, dass es ein Junge wird?« Ich lächelte, doch in Wirklichkeit hatte ich nicht das Recht, sie zu necken, war ich meiner selbst doch so sicher gewesen, das prophezeite Kind zur Welt zu bringen. Ich hörte, dass Fensterläden geöffnet wurden, und als ich mich umdrehte, sah ich das erste Morgengrauen.

    Als der neue Tag heraufzog, kamen Faustas Wehen in immer kürzeren Abständen, und aus ihrem Wimmern wurden Schreie. Die Hebamme versuchte ihr Mut zuzusprechen und sagte, es werde nun nicht mehr lange dauern, doch Fausta hatte den Punkt erreicht, an dem Gebärende nach ihren Müttern rufen und ihre Männer verfluchen.
    »Sag der Frau, sie soll mich nicht anlügen!«, keuchte Fausta. »Ich sterbe, ich weiß es. Bald werde ich bei meinem Vater und meinem Bruder im Reich der Schatten sein, und ich werde ihnen sagen, Konstantin habe mich

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