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Bluttat

Bluttat

Titel: Bluttat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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1
    An einem kühlen Samstag im Dezember, kurz nachdem die Lakers einen Halbzeitrückstand von sechzehn Punkten aufgeholt und New Jersey geschlagen hatten, wurde ich von einem Mörder angerufen.
    Ich hatte mir seit dem College kein Basketballspiel mehr angesehen und wieder damit begonnen, weil ich meine Fertigkeiten im Freizeitbereich ausbauen wollte. Meine derzeitige Lebensgefährtin war zu Besuch bei ihrer Großmutter in Connecticut, meine frühere Lebensgefährtin lebte mit ihrem neuen Typ in Seattle - vorübergehend, behauptete sie -, und die Zahl meiner Fälle war zurückgegangen.
    Drei Gutachten fürs Gericht in zwei Monaten: zwei Sorgerechtsstreitigkeiten, die eine relativ harmlos, die andere ein Albtraum, und eine Konsultation im Fall eines fünfzehn Jahre alten Mädchens, das bei einem Autounfall eine Hand verloren hatte. Jetzt waren alle Papiere eingereicht, und ich hatte eine oder zwei Wochen Nichtstun vor mir.
    Ich hatte während des Spiels zwei Flaschen Bier geleert und war kurz davor, auf der Wohnzimmercouch einzunicken. Das unverkennbare Schrillen meines Geschäftsanschlusses weckte mich auf. Normalerweise lasse ich meinen Telefondienst drangehen. Warum ich den Hörer abhob, kann ich immer noch nicht sagen.
    »Dr. Delaware?«
    Ich erkannte seine Stimme nicht. Acht Jahre waren vergangen.
    »Am Apparat. Wer ist da?«
    »Rand.«
    Jetzt erinnerte ich mich. Die gleiche undeutliche Stimme, jetzt im tieferen Bariton eines Mannes. Inzwischen wäre er ein Mann. Ein ziemlich eigenartiger Mann.
    »Von wo rufen Sie an, Rand?«
    »Ich bin draußen.«
    »Raus aus der C.Y.A.?«
    »Ich, äh … yeah, ich bin fertig.«
    Als wäre es ein Lehrgang gewesen. Vielleicht war es das auch. »Seit wann?«
    »Seit zwei Wochen.«
    Was sollte ich sagen? Herzlichen Glückwunsch? Gott helfe uns?
    »Was haben Sie vor, Rand?«
    »Könnte ich, äh, mit Ihnen reden?«
    »Fangen Sie an.«
    »Äh, nicht so … mehr so … in echt reden.«
    »Persönlich.«
    »Yeah.«
    Die Wohnzimmerfenster waren dunkel. Achtzehn Uhr fünfundvierzig. »Worüber möchten Sie reden, Rand?«
    »Äh, es würde … ich bin ziemlich...«
    »Was haben Sie vor, Rand?«
    Keine Antwort.
    »Hat es etwas mit Kristal zu tun?«
    »Ye-ah.« Seine Stimme brach und teilte das Wort in zwei Hälften.
    »Von wo rufen Sie an?«, fragte ich.
    »Nicht weit von Ihnen.«
    Meine Adresse stand nicht im Telefonbuch. Woher weißt du, wo ich wohne?
    »Ich komme zu Ihnen, Rand«, sagte ich. »Wo sind Sie?«
    »Äh, ich glaube … in Westwood.«
    »In Westwood Village?«
    »Ich glaube … mal sehen …« Ich hörte ein Klappern, als der Hörer fallen gelassen wurde. Hörer an einer Schnur, Verkehrsgeräusche im Hintergrund. Ein Münztelefon. Er war länger als eine Minute nicht am Apparat.
    »Es heißt Westwood. Da ist dieses große … äh, ein Einkaufszentrum. Mit dieser Brücke darüber.«
    Ein Einkaufszentrum. »Das Westside Pavilion?«
    »Ich glaub schon.«
    Zwei Meilen südlich von Westwood Village. Eine bequeme Entfernung von meinem Haus im Glen. »Wo sind Sie in dem Einkaufszentrum?«
    »Äh, ich bin nicht da drin. Ich kann’s auf der anderen Straßenseite sehen. Da ist ein … ich glaub, da steht Pizza. Zwei Z... yeah, Pizza.«
    Acht Jahre, und er konnte kaum lesen. So viel zum Thema Resozialisierung.
    Es dauerte eine Weile, aber ich bekam eine ungefähre Ortsbeschreibung: Westwood Boulevard, direkt im Norden vom Pico, auf der Ostseite der Straße, ein grünweißrotes Schild in der Form eines Stiefels.
    »Ich bin in fünfzehn bis zwanzig Minuten dort, Rand. Gibt es etwas, das Sie mir jetzt sagen möchten?«
    »Äh, ich … können wir uns in dem Pizzalokal treffen?«
    »Haben Sie Hunger?«
    »Ich hab gefrühstückt.«
    »Es ist Zeit zum Abendessen.«
    »Vermutlich.«
    »Also, in zwanzig Minuten.«
    »Okay … danke.«
    »Sind Sie sicher, dass Sie mir nichts sagen möchten, bevor wir uns sehen?«
    »Was denn zum Beispiel?«
    »Egal was.«
    Weitere Verkehrsgeräusche. Die Zeit dehnte sich.
    »Rand?«
    »Ich bin kein schlechter Mensch.«

2
    Was mit Kristal Malley passierte, war kein komplizierter Kriminalfall.
    Am Tag nach Weihnachten begleitete die Zweijährige ihre Mutter zum Buy-Rite Plaza in Panorama City. Das Versprechen von einem MEGA-AUSVERKAUF!!! MIT RIESIGEN RABATTEN!!! hatte das schäbige, sich auf dem absteigenden Ast befindliche Einkaufszentrum mit Schnäppchenjägern gefüllt. Teenager in den Winterferien lungerten in der Nähe des Happy Taste Restaurant herum und

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