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Die Priesterin von Avalon

Die Priesterin von Avalon

Titel: Die Priesterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
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zu betrachten. Wenn die Bischöfe, die Hirten des Volkes, sich gegenseitig angreifen, wird auch das Volk kämpfen«, fuhr er fort. »Ihr hättet diese Fragen gar nicht erst erheben sollen, und wenn doch, dann hätten sie unbeantwortet bleiben sollen! Das ist philosophischer Leichtsinn! Mit den Persern an unseren östlichen Grenzen und den Germanen im Norden habe ich auch ohne diese Streitigkeiten Sorgen genug. Ich bitte euch - schenkt mir wieder friedliche Nächte, damit ich im reinen Licht des Geistes leben und meine Kraft dem Schutz des Imperiums widmen kann!«
    Bei seinen Worten waren die beiden Bischöfe etwas blass geworden.
    » Consubstantialis? «, fragte Eusebius matt. »Nun, vielleicht können wir sie davon überzeugen, sich darauf zu einigen. Herr, ich werde meinen Brüdern dein Wort übermitteln.«
    »Nein, ich komme selbst«, antwortete der Kaiser. »Vielleicht verstehen sie es, wenn ich mich persönlich dafür einsetze.«
    Die Bischöfe verneigten sich in Demut, sodass sie mit der Stirn beinahe den Marmorboden berührten, und entfernten sich, rückwärts gehend. Konstantin lächelte, als hätte er sie überzeugt. Vermutlich stimmte das auch, denn obwohl er ihnen auf dem Gebiet der Logik nicht das Wasser reichen konnte, so war er ihnen gleichwohl an Macht überlegen.
    Wenigstens erwartete mein Sohn nicht von mir, dass ich mich vor ihm verbeugte. Ich verlagerte mein Gewicht auf die andere Hüfte und betete zum Sohn Gottes, wie immer Seine Beziehung zum Vater auch sein mochte, die kaiserliche Audienz möge nicht zu lange dauern.

    Der Palast in Nicomedia war nirgends anheimelnd, doch wenigstens das rote Speisezimmer war so klein, dass unsere Stimmen nicht widerhallten, wenn ein Dutzend Personen dort versammelt waren. Fausta lehnte sich auf eine mit hellrotem Brokat gepolsterte Liege, die sich mit ihrer purpurnen Tunika biss. Keine der beiden Farben passte zu ihrer Hauttönung, aber vielleicht war die Röte in ihrem Gesicht eine Folge des Weins. Nach drei Söhnen hatte sie Konstantin noch zwei Töchter geschenkt, Konstantina und ein neues Kind, das sie nach mir genannt hatten. Faustas Figur hatte gelitten, und im Palast ging das Gerücht um, sie teile nicht mehr das Bett mit dem Kaiser. Andererseits schlief Konstantin auch mit keiner anderen, aber ob dies eine Folge seiner Moral oder seiner Unfähigkeit war, wollte niemand mutmaßen.
    Mir fiel auf, dass ich im Alter zynisch wurde. Ich gab dem Diener ein Zeichen, mir auch etwas Wein zu bringen. Seinerzeit fand ich es beschwerlich, mich auf eine Liege zu legen und wieder aufzustehen. Das war mir die Sache nicht wert, und deshalb hatte ich mir einen bequem gepolsterten Stuhl aufstellen lassen. Wir erhoben uns, als der Kaiser eintrat.
    Seine Liege ächzte ein wenig, als er sich darauf ausstreckte, doch sein Körperumfang bestand noch immer mehr aus Muskeln als aus Fett. Rasch stellten die Diener Tische vor uns auf und brachten das Essen herbei.
    »Glaubst du, die Bischöfe können sich über den Wortlaut des Credos einigen?«, fragte ich. Neuerdings hatte ich keinen großen Appetit, und ein paar Happen von den Tintenfischkroketten in Liquamen hatten mir gereicht.
    »Sie müssen sich einig werden. Ich muss das klarstellen«, antwortete Konstantin.
    »Wenn sie wissen, was gut für sie ist, werden sie sich fügen!«, kicherte Fausta. Ein ungemütliches Schweigen trat ein, da alle sofort an Licinius und seinen kleinen Sohn dachten, die erst wenige Wochen zuvor hingerichtet worden waren, obwohl Konstantin seiner Halbschwester (die mit Licinius vermählt war) versprochen hatte, sie zu verschonen.
    »Ich meinte natürlich, was für ihre Seele gut ist«, fügte Fausta hinzu. Jemand unterdrückte ein verächtliches Lachen, denn die Kaiserin war im Gegensatz zum Rest der Familie noch immer bekennende Heidin. Konstantin runzelte die Stirn, doch er kaute gleichmäßig auf dem Stück gefüllter Eberschulter weiter, das man ihm gerade vorgesetzt hatte.
    »Gibt es etwas Neues über die Westgoten?«, fragte Sopater und versuchte damit, das Thema zu wechseln. Er hatte keinen großen Erfolg, denn der Verdacht, dass Licinius sich mit den Barbaren verständigt hatte, war einer der Gründe für Licinius' Hinrichtung gewesen. Konstantin hatte sie zwei Jahre zuvor in Thrakien besiegt und war zu diesem Zweck in Licinius' Territorium eingedrungen. Damit hatte er den letzten Bürgerkrieg heraufbeschworen.
    »Wenn sie Ärger machen, kannst du Crispus schicken, um mit ihnen fertig zu

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