Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Priesterin von Avalon

Die Priesterin von Avalon

Titel: Die Priesterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
Vom Netzwerk:
werden!« Fausta lachte ein wenig zu laut. »Nennt man ihn nicht ›Invictus‹ , den Unbesiegbaren?«
    Ein Schauer lief mir über den Rücken. Während des Krieges gegen Licinius war Crispus die Verantwortung über die Flotte in der Ägäis übertragen worden. Als er den gegnerischen Admiral besiegte, hatte er es Konstantin ermöglicht, Byzantium zu erobern. Erst im Jahr zuvor hatte der Kaiser ein Medaillon herausgebracht, auf dem Crispus und der kleine Konstantinus gemeinsam abgebildet waren, doch seither war Crispus von Treveri zum Grenzdienst nach Dakien versetzt worden. Der alte Crocus war längst gestorben, doch sein Stamm entsandte noch immer junge Krieger, die dem Cäsaren als Leibwache dienten. Vielleicht hatte Fausta das gemeint, aber ihr Lachen gefiel mir trotzdem nicht.
    »Diese Bischöfe machen sich zu viele Gedanken über Wörter«, sagte Konstantin und schob seinen Teller von sich. Ich fragte mich, ob er Faustas Worte wirklich nicht gehört hatte oder ob er es nur vorgab. »Sie haben vergessen, dass man glauben muss. Worte entzweien, aber die Symbole der Religion sprechen die Seele an.«
    »Wie meinst du das?«, fragte Ossius.
    »Die Heiden haben Schreine, in denen sie die Schätze verehren, die sie für Geschenke der Götter halten. Wenn wir das Volk von diesem Irrglauben abbringen wollen, müssen wir ihm etwas bieten, das an seine Stelle treten kann. Wie können echte Gläubige in Reinheit wandeln, wenn jede Grotte und Kreuzung einem heidnischen Gott gewidmet ist?«
    »Was sollen sie denn stattdessen anbeten?«, fragte Fausta.
    »Die Orte, an denen unser Gott sich den Menschen gezeigt hat. Warum haben wir keine Kirche zu Ehren des leeren Grabes Christi?«
    »Weiß man denn überhaupt, wo es sich befindet?«, fragte ich.
    »Genau das ist das Problem!«, rief der Kaiser. »Ich habe vor, eine Expedition auszusenden, um die Stätte auszugraben. Weißt du, was jetzt auf Golgatha steht?«, fragte er empört. »Ein Tempel der Hure Aphrodite!«
    »Gräuel!«, entrüstete sich Ossius.
    Der Ort der Hinrichtung an sich war ein Gräuel, und ich fragte mich, welche Ironie des Schicksals ihn in einen Tempel der Liebesgöttin verwandelt haben mochte.
    »Aber sicher«, murmelte Fausta. »Wir alle wissen, dass sie jetzt keine Macht mehr hat…«

    Im August schloss das Konzil von Nicäa mit einem neuen Credo, das alle, selbst Arius, zu unterzeichnen bereit waren. Damit respektierten sie zwar nicht den Willen Gottes, vielmehr die Wünsche des Kaisers. Euphorisch in seiner Überzeugung, dass die streitenden Christen unter seiner Anleitung zur Einheit gekommen waren, zog Konstantin zu Beginn des nächsten Jahres mit seinem Hofstaat nach Rom um und beging dort das zwanzigste Jahr seiner Herrschaft.
    Unser Einzug in die Stadt war zwar kein Triumphzug im herkömmlichen Sinn, aber allemal triumphal. Alle Fenster waren weiß behängt und jeder Triumphbogen mit Girlanden aus Frühlingsblumen geschmückt. Langsam folgten wir der alten Strecke über die Via Triumphalis, zwischen dem Mons Palatinus mit seinen Pinien und dem Circus Maximus zum Mons Caelis, wo wir zum Flavianischen Amphitheater und dem Triumphbogen umschwenkten, den Konstantin zwanzig Jahre zuvor hatte errichten lassen. Dort hielt die Prozession an, damit eine Abordnung junger Männer und Frauen eine Lobrede und ein Lied vortragen konnte.
    Hinter der Prozession aus Senatoren und einer Gruppe Flötenspieler kamen mehrere Kohorten Elitetruppen aus verschiedenen Teilen des Imperiums. Fausta thronte mit ihren jüngeren Kindern auf einem niedrigen Karren, der das Imperium darstellen sollte. Er war mit einem Banner umwunden, das ihr Gesundheit wünschte und die Hoffnung der Republik zum Ausdruck brachte - der Spruch, der auf der Münze gestanden hatte, auf der sie im Jahr zuvor abgebildet war. Ihr ältester Sohn Konstantinus, inzwischen zehn Jahre alt, folgte auf einem weißen Pony.
    Als Nächstes kam ein Festwagen, der die Schlacht am Hellespont darstellte. Dort hatte die von Crispus angeführte Flotte die zahlenmäßig überlegene Streitmacht des Licinius vernichtet. Die Modellschiffe auf einem silbrigen Meer waren sehr beeindruckend. Crispus selbst folgte dem Wagen, strahlend wie Apollon in voller Rüstung auf einer nervösen iberischen Stute, die bei jeder neuen Welle des Jubels tänzelte und den Kopf herumwarf.
    Mein Festwagen wirkte eher wie ein Schrein mit Säulen und vergoldetem Ziergiebel, denn ich hatte auf Schatten bestanden, ehe ich die Teilnahme an der

Weitere Kostenlose Bücher