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Die Priesterin von Avalon

Die Priesterin von Avalon

Titel: Die Priesterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
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des Sumpfes versteckt, während die Männer plünderten, und wie Männer es nun einmal in einer verzweifelten Lage tun, haben wir uns gegenseitig das Herz ausgeschüttet. Carus wollte die alten Tugenden der Republik wieder aufleben lassen, ohne die Stärke des Imperiums zu verlieren. Und ich… habe ihm gesagt, was meiner Meinung nach bei uns falsch war und was Rom unter einer rechtschaffenen Regierung sein könnte.«
    Ich ergriff seine Hand und spürte die warme Haut, die ich inzwischen so gut wie meine eigene kannte.
    »O mein Liebster, ich verstehe!« Mit der Macht eines Cäsaren ausgestattet, könnte er so viel tun - vor einer solchen Gelegenheit mussten alle Überlegungen hinsichtlich dessen, was ihm oder mir vielleicht lieber wäre, in den Hintergrund treten.
    »Bevor der Kaiser aus Parthien zurückkehrt, muss ich mich nicht entscheiden«, sagte Konstantius mit leisem Lächeln. Aber wir wussten beide, dass nur eine Entscheidung möglich war, wenn dieser Zeitpunkt gekommen wäre.
    Auf den Fliesen des Gartenwegs hörte ich das Klappern von Sandalen. Dann flog die Tür auf. Einen Augenblick lang klammerte Kon sich keuchend daran fest.
    »Vater, hast du es schon gehört?«, rief er, als er wieder Atem geschöpft hatte. »Es heißt, der Kaiser sei in Parthien ums Leben gekommen - im Gewitter vom Blitz erschlagen, und Numerian führt das Heer nach Hause!«

11. Kapitel
    A. D. 284-285
    Ich trauerte ebenso um Carus wie das gesamte Imperium, obwohl mein Kummer eher Konstantius' verpasster Chance galt als dem Kaiser selbst, den ich nur kurze Zeit gekannt hatte. Wären mir die unvermeidlichen Folgen der Beförderung meines Gemahls klar gewesen, hätte ich mich freuen müssen. Aufgrund der Tatsache, dass Carus zu diesem Zeitpunkt starb, blieb Konstantius mir noch zehn weitere Jahre erhalten.
    Der Kaiser war an der Ruhr gestorben, einem immer währenden Risiko auf Feldzügen. Der Tod war während eines Gewitters eingetreten, und als das Zelt des Kaisers Feuer fing, glaubten die Truppen, er sei vom Blitz erschlagen worden, dem schlimmsten Omen überhaupt. Unser Heer war auf dem besten Wege, Parthien endlich zu besiegen, doch es gab Prophezeiungen, denen zufolge der Tigris ein für alle Mal die östliche Grenze des römischen Imperiums markieren sollte. In der Tat tauchte eine Vielzahl von Zeichen, Omen und Wundern auf, mit denen man sich in jenen ersten schrecklichen Wochen nach Eintreffen der Nachricht ausgiebig beschäftigen konnte.
    Das Heer rief Numerian zum Mitkaiser neben seinem Bruder Carinus aus, weigerte sich aber, den Krieg fortzusetzen. Und so zog das Heer aus dem Osten langsam wieder in die Heimat, während Carinus sich in Rom austobte. Wusste er, dass Carus ihn zugunsten von Konstantius hatte entmachten wollen? Plötzlich lag Dalmatien entschieden zu nah an Italien, und als Maximian, der Befehlshaber in Gallien, Konstantius aufforderte, sich seinem Stab anzuschließen, hielten wir es für klüger, wenn er seinen Posten als Statthalter von Dalmatien aufgäbe und die Einladung annähme.
    Unser neues Zuhause war eine Villa in den Hügeln über Treveri. Es war nicht Britannien, doch die Sprache der Landbevölkerung dieser Gegend klang dem Britannischen recht ähnlich, und auch zweihundert Jahre nach der Niederwerfung durch Julius Caesar erinnerte man sich noch der Druiden. Einer von den Dienern, die wir eingestellt hatten, um unsere Sklaven im Haushalt zu unterstützen, muss den verblassenden blauen Halbmond auf meiner Stirn gesehen haben, denn ich stellte bald fest, dass sie mir mit einer Achtung begegneten, die weit über die Pflicht hinausging. Wenn ich spazieren ging, verneigten sich die Menschen vor mir, und hin und wieder tauchten Opfergaben wie Obst oder Blumen vor der Tür auf.
    Konstantius fand es lustig, Konstantin indes war es unangenehm. Immer wieder erwischte ich ihn dabei, wie er mich unter seinem hellen Haarschopf verstohlen mit besorgtem Blick musterte. Ich schob es auf sein Alter und täuschte Sorglosigkeit vor. Er war jetzt zwölf, hatte lange Beine wie ein Jagdhund, überaus große Knochen, und die vorzügliche Koordination seiner Gliedmaßen, die ihn durch seine Kindheit getragen hatte, drohte ihn dann und wann im Stich zu lassen. Wenn er über sich selbst hätte lachen können, wäre es leichter gewesen, doch Konstantin hatte noch nie viel Sinn für Humor gehabt. Im Jugendalter zog er sich zurück aus Angst, sich der Lächerlichkeit preiszugeben.
    Das hatte jedoch nichts mit seinem Verstand zu

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