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Die Priesterin von Avalon

Die Priesterin von Avalon

Titel: Die Priesterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
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machen.

    Die Brise, die durch die offenen Türen hereinwehte, brachte alle Düfte des Frühlings mit, und plötzlich ertrug ich es nicht länger, drinnen zu bleiben. Ich schlüpfte zur Tür hinaus und ging über den Weg, der zwischen zwei Buchenreihen hindurch zur höher gelegenen Straße führte. Ich sollte Atticus vorschlagen, seinem Schüler freizugeben - der Tag war viel zu schön, um sich mit Grübeleien und Diskussionen über Philosophie zu beschäftigen. Das war der Fehler, der einigen Pythagoräern trotz ihres Verständnisses der Mysterien unterlaufen war - sie hatten ihren Verstand ausschließlich auf die Ewigkeit gerichtet und verpassten dabei die Wahrheit, die von dieser grünen, herrlichen Welt verkündet wurde.
    Von unserem Berg aus konnte ich Felder, Weinberge und das glänzende Band der Mosela sehen. Die Stadt schmiegte sich an den Fluss, durch Wälle geschützt. Treveri war wichtig, ein Zentrum für Wollkleidung und Töpferwaren, mit guten Verbindungen sowohl nach Germanien als auch nach Gallien. Postumus hatte den Ort zur Hauptstadt seines gallischen Imperiums gemacht, und Maximian hatte ihn jetzt zur Basis seiner militärischen Operationen auserkoren. Die Brücke wurde wieder instand gesetzt; der für diese Gegend typische rötliche Stein leuchtete rosa im strahlenden Sonnenschein. Der Tempel der Diana weiter oben auf dem Hügel schimmerte indessen weiß unter dem Schutz der Bäume hervor.
    Eine gute Straße führte bergauf an unserer Villa vorbei. Ein Reiter näherte sich in raschem Trab und überholte einen Bauernkarren. Mein Interesse erwachte, als er so nahe gekommen war, dass ich seine Uniform erkannte. Offenbar wollte er zu uns.
    War ein Unglück geschehen? In der Stadt herrschte keine ungewöhnliche Geschäftigkeit. Stirnrunzelnd wartete ich, bis der Mann herangekommen war und sich das Halstuch wieder umgebunden hatte, mit dem er sich die Stirn abgewischt hatte. Es war ein junger Mann aus Konstantius' Stab. Ich erwiderte seinen Gruß.
    »Warum hat mein Gemahl dich so eilig hierher geschickt? Ist es so dringend?«
    »Ganz und gar nicht. Dokles ist eingetroffen, Herrin, und dein Gemahl bittet mich, dir auszurichten, dass sie heute Abend mit ihm hier speisen werden.«
    »Wie, alle?« Ich schüttelte den Kopf. »Für mich ist das in der Tat eine dringliche Angelegenheit. Wir wollten den Tag mit Frühjahrsputz verbringen, nicht mit der Vorbereitung eines Banketts.«
    Der junge Mann grinste. »Stimmt - Maximian kommt auch mit! Aber ich habe von deinen Abendessen gehört, Herrin, und ich bin sicher, du wirst den Sieg davontragen.«
    Es war mir noch nicht in den Sinn gekommen, ein Abendessen als militärischen Einsatz zu betrachten. Lachend entließ ich ihn. Dann eilte ich ins Haus, um mich mit Drusilla zu beraten.

    Entgegen meiner Behauptung stellte eine Mahlzeit für drei Männer, die an das Essen in Militärlagern gewöhnt waren, keine ungewöhnlichen Anforderungen an meine Küche. Sie mochten vielleicht nicht so asketisch sein, wie Carus es gewesen war, aber ich wusste aus Erfahrung, dass alle drei ihrer Unterhaltung mehr Aufmerksamkeit schenken würden als dem Essen. Drusilla indes bestand darauf, dass sowohl die Zubereitung als auch die Bedienung wenn nicht kunstvoll, so doch zumindest mit maßvoller Perfektion auszuführen sei.
    Zum Glück gab es in dieser Jahreszeit viel Frisches. Als Konstantius mit unseren Gästen schließlich den Berg hinaufritt, hatten wir für sie bereits einen Salat aus Frühlingsgemüsen mit Olivenöl, hart gekochte Eier und frisches Brot sowie gebackenes Lamm, garniert mit Kräutern auf Gerste, zubereitet.
    Der Abend war mild, und wir öffneten die hohen Türen im Speisezimmer, damit unsere Gäste die Blumenbeete und den Springbrunnen im Atrium genießen konnten. Während ich zwischen den Speisenden und der Küche hin und her eilte, um die Bedienung zu überwachen, fiel mir auf, dass die tiefen Männerstimmen immer angeheiterter klangen, je mehr vom aromatischen Wein der Gegend aufgetischt wurde.
    Es war deutlich, dass es bei dem Essen um Geschäftliches und nicht um gesellige Konversation ging, und ich hatte mich nicht zu ihnen gesetzt. Im Übrigen fastete ich aus alter Gewohnheit, obwohl es schon Jahre her war, dass ich den Abend von Beltane gefeiert hatte. Die Männer sprachen über Truppenstärke und die Loyalität von Städten. Ich aber spürte, wie die Energien, die durch das Land flossen, zunahmen, je später der Abend wurde. Drusilla beklagte sich, weil ein

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