Die Priesterin von Avalon
Fröhlichkeit, obwohl in der Art, wie er seine Zügel hielt, etwas Angespanntes lag. Als die Kutsche, in der Teleri mit ihrem Vater saß, vorüberfuhr, sah ich flüchtig ein bleiches Gesicht unter einem dunklen Haarschopf. Sie sah eher aus wie eine Frau auf dem Wege zu ihrer Hinrichtung, nicht zum Hochzeitsbett. Bestimmt würde Konstantius den Anmaßungen des Allectus bald ein Ende setzen. Doch ein Jahr und noch ein weiteres vergingen ohne Bedrohung aus Rom. Allectus ließ hastig geprägte Münzen ausgeben und senkte die Steuern. Ich hätte ihm gleich sagen können, dass die kurzfristig erlangte Beliebtheit sich als schlechter Tausch für unterbliebene Reparaturen an Befestigungsanlagen erweisen könnte, wenn die Pikten angriffen oder Rom beschloss, seine verloren gegangene Provinz wieder einzufordern.
Doch ich hatte Wert darauf gelegt, dass niemand erfuhr, wer ich wirklich war. Konstantin schrieb regelmäßig Briefe, die fröhlichen Optimismus verbreiteten, aber wenig persönliche Meinung enthielten, als fürchte er, jemand aus dem kaiserlichen Haushalt läse seine Korrespondenz. Ich bezweifelte, dass meine Briefe überwacht wurden. Es war schließlich nicht unüblich, einen Sohn zu haben, der im Ausland diente. Meine Verbindung zu Konstantin war nicht die Gefahr.
Von Konstantius hatte ich nichts gehört, seitdem er mich verlassen hatte, doch manchmal sah ich ihn in meinen Träumen, und ich glaubte nicht, dass er mich vergessen hatte. Ich hätte eine wertvolle Geisel abgegeben, wenn Allectus erfahren hätte, wer in seiner Hauptstadt lebte.
Im dritten Jahr meines Aufenthaltes in Britannien hatte ich zu Beginn des Herbstes eine Reihe von Träumen. In den ersten sah ich einen Drachen, der aus den Wogen stieg und sich an den weißen Klippen von Dubris entlangschlängelte, um das Ufer zu bewachen. Ein Fuchs kam und scharwenzelte um ihn herum, bis der Drache ihm keine Aufmerksamkeit mehr schenkte. Dann sprang der Fuchs zu und biss dem Drachen in den Hals, und das große Tier verendete. Jetzt wurde der Fuchs groß, legte sich einen Purpur an, setzte sich einen Goldreif auf den Kopf und fuhr auf einem goldenen Triumphwagen durch das Land.
Dieser Traum war nicht schwer zu deuten, obwohl ich mich fragte, warum die Götter mir Bilder von Ereignissen schickten, die schon längst eingetreten waren. Dennoch dachte ich, dass vielleicht eine Veränderung bevorstand, und schickte Philipp noch öfter als sonst zum Forum, um Neuigkeiten einzuholen.
Der nächste Traum war noch eindringlicher. Ich sah zwei Adlerscharen über das Meer kommen. Die erste Gruppe wurde vom Wind zurückgetrieben, doch die zweite nutzte Nebel und Wolken, um in aller Heimlichkeit in das Land einzudringen. Ein Schwarm Raben erhob sich, um sie zu schlagen, und ich sah, dass sie den Fuchs schützten, doch die Adler überwältigten sie und töteten den Fuchs. Die Raben zogen sich schreiend nach Londinium zurück. Dann tauchte der erste Adlerschwarm erneut auf und stieß gerade rechtzeitig herab, um die Raben ein für alle Mal zu besiegen. Danach erhob sich ein Löwe unter ihnen, und die Menschen kamen aus der Stadt heraus, um ihm zuzujubeln.
Als ich wach wurde, peitschte ein Sturm über die Dächer. Schlechtes Wetter für Seeleute, dachte ich verschlafen. Plötzlich fuhr ich mit einem Ruck auf in der Überzeugung, dass Konstantius dem Sturm dort draußen ausgesetzt war. Doch ihm würde nichts zustoßen, wenn mein Traum wahr würde. Londinium war eher in Gefahr, wenn die fränkischen Truppen, die ich als Raben gesehen hatte, eine Niederlage erlitten und die Stadt auf ihrem Rückzug verwüsteten.
Ich trug Drusilla auf, genug Nahrungsmittel einzulagern, um uns für mehrere Tage zu verpflegen. Gegen Abend erfuhren wir, dass das römische Heer tatsächlich im Anmarsch war. Manche behaupteten, die Legionen würden Portus Adurni angreifen, wo Allectus' Flotte sie erwartete, während andere die Meinung vertraten, sie würden nach Rutupiae kommen und Richtung Londinium marschieren. Wenn ich indes richtig geträumt hatte, teilte Konstantius seine Truppen auf und griff an beiden Stellen an. In jener Nacht schlief ich schlecht und wartete darauf, was der Morgen uns bringen würde.
Tags darauf brodelte es in der Stadt vor Gerüchten. Der Sturm habe die Römer zurückgetrieben, hieß es von einigen, während andere von einem Vormarsch nördlich von Clausentum und von Kämpfen bei Calleva berichteten. Es war bereits dunkel, als Philipp vom Forum heimkehrte mit dem
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