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Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)

Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)

Titel: Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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wankelmütig wie sein Name, und er wird mich zweifellos verraten, sobald ihm jemand einen besseren Vorschlag macht.‹ Stimmt´s?«
    Ich nickte.
    »Bruder Corwin, du solltest andererseits bedenken, daß ich dir zwar noch nie sehr genützt habe, daß ich dir aber auch keinen besonderen Schaden zugefügt habe. Gewiß, da waren ein paar Streiche, das gebe ich zu. Aber alles in allem könnte man wohl sagen, daß wir beide in der Familie noch am besten miteinander ausgekommen sind – das heißt, wir sind uns nicht in die Quere gekommen. Denk mal darüber nach. Ich glaube, ich höre Flora oder ihr Hausmädchen kommen, da sollten wir lieber das Thema wechseln ... Aber noch etwas! Du hast nicht zufällig einen Satz des Lieblingsspiels der Familie dabei?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    Flora betrat das Zimmer. »Carmella bringt uns gleich etwas zu essen«, sagte sie.
    Das war ein Anlaß zum Trinken, und Random blinzelte mir heimlich zu.
    Am nächsten Morgen waren die Leichen aus dem Wohnzimmer verschwunden, es gab keine Flecke auf dem Teppich mehr, und das Fenster war anscheinend repariert worden. Random erklärte mir, er habe sich um die Dinge »gekümmert«. Ich hielt es nicht für angebracht, weitere Fragen zu stellen.
    Wir liehen uns Floras Mercedes und unternahmen einen Ausflug. Die Landschaft kam mir seltsam verändert vor. Ich vermochte nicht genau zu sagen, was hier fehlte oder neu hinzugekommen war, doch irgendwie fühlte sich die Welt anders an. Auch dies verursachte mir Kopfschmerzen, als ich mich damit zu beschäftigen versuchte, und so beschloßich solche Überlegungen zunächst aufzuschieben.
    Ich fuhr den Wagen, Random saß neben mir. Ich sagte, daß ich gern wieder in Amber gewesen wäre – nur um zu sehen, wie er darauf reagierte.
    »Ich hatte mich schon gefragt«, erwiderte er, »ob es dir nur um die Rache oder um mehr gegangen ist.« Damit spielte er den Ball zurück; die Entscheidung über Antwort oder nicht Antwort lag wieder bei mir.
    Ich entschloß mich zu einer Antwort und versuchte mein Heil mit einem Gemeinplatz:
    »Auch ich habe darüber nachgedacht und mir meine Chancen auszurechnen versucht. Weißt du, vielleicht ›versuche‹ ich´s tatsächlich.«
    Daraufhin wandte er sich in meine Richtung (er hatte aus dem Seitenfenster gestarrt) und sagte: »Vermutlich haben wir alle mal diesen Ehrgeiz gehabt oder zumindest mit dem Gedanken gespielt – jedenfalls trifft das in meinem Fall zu, obwohl ich mich ziemlich frühzeitig aus dem Spiel zurückgezogen habe – und meinem Gefühl nach wäre es einen Versuch wert. Ich weiß, du willst in Wirklichkeit von mir wissen, ob ich dir helfen will. Die Antwort ist ›ja‹. Ich tu´s, schon um die anderen zu ärgern.« Dann: »Was hältst du von Flora? Könnte sie uns irgendwie helfen?«
    »Das bezweifle ich sehr«, erwiderte ich. »Sie würde mitmachen, wenn das Ergebnis feststünde. Aber was ist in diesem Augenblick schon gewiß?«
    »Oder jemals?«
    »Oder jemals«, wiederholte ich, damit er annahm, ich wisse die Antwort auf meine rhetorische Frage.
    Ich scheute davor zurück, ihn über den Zustand meines Gedächtnisses aufzuklären. Ich wollte ihm nicht vertrauen, und ich tat es auch nicht. Es gab so viel zu erfahren. Ich wollte ihm nicht vertrauen, und ich tat es auch nicht. Es gab so viel Unbekanntes, aber ich hatte niemanden, an den ich mich wenden konnte. Ich dachte während der Fahrt ein wenig darüber nach.
    »Nun, wann willst du anfangen?« fragte ich.
    »Wenn du bereit bist.«
    Wieder hatte er mir den Ball zugespielt, und ich wußte nicht, was ich damit anfangen sollte.
    »Wie wär´s mit sofort?« fragte ich.
    Er schwieg und zündete sich eine Zigarette an. Wahrscheinlich wollte er Zeit gewinnen.
    »Also gut«, sagte er schließlich. »Wann warst du zum letztenmal dort?«
    »Das ist so verdammt lange her«, sagte ich, »daß ich mir nicht mal sicher bin, ob ich den Weg noch weiß.«
    »Na gut«, erwiderte er, »dann müssen wir eben ein Stück fahren, ehe wir zurückkehren können. Wieviel Benzin hast du?«
    »Der Tank ist dreiviertel voll.«
    »Bieg an der nächsten Ecke links ab, dann sehen wir schon, was passiert.«
    Ich tat, was er gesagt hatte, und plötzlich begannen die Bürgersteige zu funkeln.
    »Verdammt!« sagte er. »Es ist jetzt etwa zwanzig Jahre her, seit ich zum letztenmal durch bin. Ich erinnere mich zu schnell an die richtigen Dinge.«
    Wir setzten unsere Fahrt fort, und ich wunderte mich, was hier eigentlich passierte.
    Der Himmel

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