Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)
wiedererkennen würdest?«
»Ich glaube schon.«
»Gut. Hattest du diese Geschöpfe vorher schon einmal gesehen?«
»Nein.«
»Und seither?«
»Nein.«
»Hast du irgendwo eine Beschreibung von ihnen gehört oder gelesen?«
»Soweit ich mich erinnere, nicht. Wieso?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Moment. Dies ist mein Verhör, denk dran. Jetzt erinnere dich bitte an die Zeit vor jenem Abend. An das Ereignis, das mich nach Greenwood brachte. Vielleicht sogar ein bißchen früher. Was passierte damals, und wie hast du davon erfahren? Wie waren die Umstände? Was war deine Rolle?«
»Ja«, sagte sie. »Ich wußte, daß du mich früher oder später danach fragen würdest. Eric setzte sich am Tag nach dem Ereignis mit mir in Verbindung – über den Trumpf, von Amber aus.« Wieder sah sie mich an, wohl um meine Reaktion zu beobachten. Mein Gesicht blieb ausdruckslos. »Er sagte mir, du seist am Abend zuvor in einen schlimmen Unfall verwickelt worden und im Krankenhaus. Er bat mich, dich in eine Privatklinik verlegen zu lassen, wo ich mehr Einfluß auf deine Behandlung nehmen könnte.«
»Mit anderen Worten – er wollte, daß ich ein Wrack blieb.«
»Er wollte, daß du immer unter dem Einfluß von Betäubungsmitteln standest.«
»Hat er zugegeben, für den Unfall verantwortlich zu sein – oder nicht?«
»Er hat nicht gesagt, dein Reifen sei auf seinen Befehl hin kaputtgeschossen worden, doch er wußte genau über den Hergang des Unfalls Bescheid. Woher hätte er es sonst erfahren sollen? Als man mir später mitteilte, daß er den Thron besteigen wollte, nahm ich einfach an, er habe es schließlich für das beste gehalten, dich völlig zu beseitigen. Als der Versuch fehlschlug, kam es mir logisch vor, daß er die nächstbeste Maßnahme ergriff – dafür zu sorgen, daß du aus dem Wege bliebst, bis die Krönung vorüber war.«
»Ich hatte keine Ahnung, daß jemand auf meine Reifen geschossen hat«, sagte ich.
Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich. Dann erholte sie sich wieder.
»Du hast mir gesagt, du wüßtest, daß es kein Unfall war
– daß jemand dich hatte umbringen wollen. Da dachte ich, du wüßtest die Einzelheiten.«
Zum erstenmal seit langer Zeit bewegte ich mich wieder auf schwankendem Boden. Meine Amnesie war noch immer nicht völlig geheilt – ein Zustand, bei dem es vermutlich bleiben würde. Meine Erinnerungen an die letzten Tage unmittelbar vor dem Unfall waren noch immer lückenhaft. Das Muster hatte die verlorenen Erinnerungen an mein gesamtes Leben bis zu dieser Zeit wiederhergestellt, doch das Trauma schien den Rückgriff auf einige Ereignisse unmittelbar davor zu verhindern. So etwas kommt vor. Vermutlich organischer Schaden, nicht bloß eine einfache Funktionsstörung. Ich war so glücklich, das große Ganze wieder im Griff zu haben, daß die wenigen Lücken mir nicht besonders ins Gewicht zu fallen schienen. Was den Unfall und mein Gefühl anging, daß es mehr gewesen war als nur ein Unfall ... Nun, ich erinnerte mich plötzlich an Schüsse. Es war zweimal geschossen worden. Vielleicht hatte ich sogar einen Blick auf die Gestalt mit dem Gewehr werfen können – blitzschnell, zu spät. Vielleicht war das aber auch nur Einbildung. Doch es wollte mir scheinen, als hätte ich den Kerl gesehen. Ein entsprechender Eindruck hatte mich geplagt, als ich nach Westchester fuhr. Doch selbst jetzt noch, da ich in Amber die Macht hatte, mochte ich diesen Mangel nicht eingestehen. Schon einmal hatte ich mich bei Flora durchgesetzt, und damals hatte ich viel weniger gewußt. Ich beschloß, bei dem erprobten Rezept zu bleiben.
»Ich war nicht in der Lage auszusteigen und mir anzusehen, was getroffen worden war«, sagte ich. »Ich hörte die Schüsse. Ich verlor die Kontrolle über den Wagen. Ich nahm an, daß es ein Reifen war, doch ich war meiner Sache nicht sicher. Ich habe die Frage auch nur aufgebracht, weil ich erfahren wollte, woher du wußtest, daß es ein Reifen war.«
»Ich sagte dir schon, daß Eric mir davon erzählt hat.«
»Nein, aber mir war viel wichtiger,
wie
du das gesagt hast. Deinem Tonfall nach zu urteilen, wußtest du die Einzelheiten schon vor seinem Anruf.«
Sie schüttelte den Kopf.
»Verzeih mir wegen der Ausdrucksweise«, sagte sie. »Dazu kommt es manchmal, wenn man die Dinge im Rückblick überdenkt, wenn man längst alles weiß. Ich muß leider abstreiten, was du hier andeutest. Ich hatte nichts damit zu tun und hatte vor dem Ereignis keine Ahnung davon.«
»Da
Weitere Kostenlose Bücher