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Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)

Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)

Titel: Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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Eric nicht mehr in der Lage ist, irgend etwas zu bestätigen oder abzustreiten, müssen wir es wohl dabei bewenden lassen«, sagte ich. »Im Augenblick jedenfalls.« Die letzten Worte setzte ich hinzu, damit sie sich noch mehr als bisher auf ihre Verteidigung konzentrierte, damit sie abgelenkt wurde von jedem möglichen Hinweis in Wort oder Ausdruck, aus dem sie womöglich auf die noch vorherrschenden kleinen Lücken in meinem Gedächtnis schließen konnte. »Hast du später noch erfahren, wer die Person mit dem Gewehr gewesen ist?« fragte ich.
    »Niemals«, erwiderte sie. »Vermutlich ein gemieteter Gangster. Ich weiß es nicht.«
    »Hast du eine Vorstellung, wie lange ich bewußtlos war, ehe ich gefunden und in ein Krankenhaus gebracht wurde?«
    Wieder schüttelte sie den Kopf.
    Irgend etwas störte mich, doch ich vermochte nicht genau zu bestimmen, was es war.
    »Hat Eric dir gesagt, zu welcher Zeit ich ins Krankenhaus gebracht wurde?«
    »Nein.«
    »Als ich bei dir war, warum hast du versucht, zu Fuß nach Amber zurückzukehren? Warum hast du nicht Erics Trumpf verwendet?«
    »Ich bekam keinen Kontakt mit ihm.«
    »Du hättest einen anderen von uns ansprechen können, der dich geholt hätte«, sagte ich. »Flora – ich glaube, du lügst mich an.«
    Eigentlich waren die Worte nur ein Schuß ins Dunkle, um zu sehen, wie sie reagierte. Warum auch nicht?
    »Inwiefern?« fragte sie. »Ich bekam mit niemandem Kontakt. Sie waren alle irgendwie beschäftigt. Meinst du das?«
    Sie sah mich lauernd an.
    Ich hob den Arm und deutete auf sie, und hinter mir, unmittelbar vor dem Gebäude, zuckte ein Blitz auf. Der Donnerschlag war ebenfalls sehr eindrucksvoll.
    »Du versündigst dich durch Auslassung«, sagte ich probehalber.
    Sie bedeckte das Gesicht mit den Händen und begann zu weinen.
    »Ich weiß nicht, was du meinst!« sägte sie. »Ich habe alle deine Fragen beantwortet! Was willst du von mir? Ich weiß nicht, wohin du wolltest oder wer auf dich geschossen hat oder wann es geschah! Ich weiß nur die Tatsachen, die ich dir eben aufgezählt habe, verdammt nochmal!«
    Entweder war sie ehrlich oder mit diesen Mitteln nicht zu überführen, überlegte ich. Wie dem auch immer – ich verschwendete meine Zeit. So kam ich nicht weiter. Außerdem sollte ich den Unfall lieber auf sich beruhen lassen, ehe sie sich Gedanken zu machen begann über seine Bedeutung für mich. Wenn mir noch etwas entgangen war, wollte ich es als erster finden.
    »Komm mit«, sagte ich.
    »Wohin?«
    »Ich möchte, daß du etwas für mich identifizierst. Den Grund sage ich dir hinterher.«
    Sie erhob sich und folgte mir. Ich führte sie durch den Flur zu der Leiche, ehe ich ihr die Geschichte mit Caine vortrug. Sie betrachtete ziemlich ungerührt den Toten. Dann nickte sie.
    »Ja«, sagte sie und setzte hinzu: »Selbst wenn ich das Wesen nicht kenne, würde ich es gern behaupten – für dich.«
    Ich knurrte etwas Unverbindliches. Familientreue rührt mich immer an. Ich war mir nicht schlüssig, ob sie mir glaubte, was ich über Caines Tod erzählt hatte, doch letztlich war mir das nicht wichtig. Ich erzählte ihr nichts über Brand, über den sie offenbar auch nichts Neues wußte. Als alles gesagt war, war ihr einziger Kommentar: »Das Juwel steht dir gut. Was ist mit dem Kopfschmuck?«
    »Reden wir nicht davon – dazu ist es zu früh«, erwiderte ich.
    »Was immer dir meine Unterstützung nützen kann ...«
    »Ich weiß«, sagte ich. »Ich weiß.«
    Mein Mausoleum ist ein ruhiger Ort. Es steht allein in einer Felsnische, auf drei Seiten vor den Elementen geschützt, umgeben von aufgehäufter Muttererde, in der zwei knorrige Bäume, verschiedene Büsche, Unkräuter und Bergefeupflanzen wurzeln. Die Stelle liegt auf der anderen Seite des Kolvir, etwa zwei Meilen unterhalb des Gipfels. Das eigentliche Mausoleum ist ein langes, niedriges Gebäude mit zwei Bänken an der Vorderfront; der Efeu hat einen großen Teil des Bauwerks eingehüllt und verdeckt gnädig die bombastischen Äußerungen, die unter meinem Namen in die Steinflächen eingemeißelt sind. Verständlicherweise ist das Bauwerk die meiste Zeit verlassen.
    An jenem Abend jedoch begaben sich Ganelon und ich dorthin, begleitet von einem guten Vorrat an Wein und Brot und kaltem Fleisch.
    »Du hast ja gar nicht gescherzt!« sagte er, nachdem er abgestiegen war, den Efeu zur Seite gestreift und im Mondlicht die Worte gelesen hatte, die dort angebracht waren.
    »Natürlich nicht«, gab ich zurück,

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