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Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)

Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)

Titel: Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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Aussicht in dieser Richtung war seltsam. Die Bäume kamen uns womöglich noch größer vor und standen inzwischen so dicht, daß das Auge nicht mehr dazwischen hindurchschauen konnte. Als sich der Weg erneut krümmte, verbreiterte er sich zugleich und lag nun auf größere Entfernung gerade vor uns. Und diese Entfernung war zu groß. So breit war unsere kleine Senke einfach nicht.
    Random stoppte erneut.
    »Verdammt, Corwin! Dies ist lächerlich!« sagte er. »Du treibst doch mit uns keine Spielchen, oder?«
    »Das könnte ich gar nicht, selbst wenn ich wollte«, sagte ich. »In unmittelbarer Nähe Kolvirs habe ich mir die Schatten niemals unterwerfen können. Angeblich gibt es hier keine Möglichkeit, ihrer habhaft zu werden.«
    »Das habe ich auch immer gedacht. Amber wirft Schatten aus, ist aber selbst keiner. Dies alles gefällt mir nicht. Was meint ihr, sollen wir umkehren?«
    »Ich habe so das merkwürdige Gefühl, als wären wir nicht in der Lage, unseren Weg zurückzuverfolgen«, sagte ich. »Es muß für diese Erscheinungen einen Grund geben, und den möchte ich erfahren.«
    »Vielleicht ist das Ganze eine Falle.«
    »Trotzdem«, sagte ich.
    Er nickte, und wir ritten weiter auf dem schattigen Weg, unter Bäumen, die immer größer geworden waren. Im Wald ringsum herrschte Stille. Der Boden blieb eben, der Weg gerade. Halb unbewußt spornten wir die Pferde zu größerer Eile an.
    Etwa fünf Minuten vergingen ohne Gespräch. Dann sagte Random: »Corwin, dies kann kein Schatten sein.«
    »Warum nicht?«
    »Ich habe ihn zu beeinflussen versucht, doch es geschieht nichts. Hast du es auch schon probiert?«
    »Nein.«
    »Warum versuchst du´s nicht mal?«
    »Na schön.«
    Hinter dem Baum dort könnte ein Felsbrocken aufragen, eine Nachtigall könnte jubilieren in den Büschen ... Ein Stückchen Himmel müßte sich bedecken, eine winzige Wolke vor der Helligkeit ... Dann soll dort ein Ast abgefallen sein, mit Baumschwamm bewachsen an der Seite ... Ein trüber Teich ... Ein Frosch ... Eine fallende Feder, dahintreibende Pflanzensamen ... Ein Ast, der sich so dreht ... Ein anderer Weg, der den unseren kreuzt, frisch ausgetreten, mit tiefen Spuren, dicht an der Stelle, wo die Feder hätte landen müssen ...
.
    »Sinnlos«, sagte ich.
    »Wenn dies kein Schatten ist, was dann?«
    »Natürlich etwas anderes.«
    Er schüttelte den Kopf und überzeugte sich, daß seine Klinge locker in der Scheide saß. Ich tat es ihm automatisch nach. Wenige Sekunden später hörte ich hinter mir ein leises Klicken. Ganelon hielt seine Waffe ebenfalls bereit.
    Der Weg vor uns wurde schmaler, und gleich darauf begann er sich wieder hin und her zu winden. Wir mußten langsamer reiten; die Bäume rückten näher, und die Äste hingen tiefer herab als je zuvor. Der Weg wurde zu einem Pfad, der sich abrupt hierhin und dorthin wandte, eine letzte Kurve beschrieb und endete.
    Random duckte sich unter einem Ast hindurch, hob die Hand und ließ sein Tier anhalten. Wir ritten neben ihn. Soweit wir vorausschauen konnten, gab es keine Spur mehr von einem Weg. Er schien einfach aufzuhören. Als ich zurückblickte, war er auch hinter uns verschwunden.
    »Jetzt sind ein paar praktische Vorschläge angebracht«, sagte er. »Wir wissen nicht, wo wir gewesen sind oder wohin wir reiten, geschweige denn, wo wir sind. Ich würde vorschlagen, wir sollten unsere Neugier fahren lassen und schleunigst von hier verschwinden.«
    »Mit den Trümpfen?« wollte Ganelon wissen.
    »Ja. Was meinst du, Corwin?«
    »Einverstanden. Mir gefällt diese Situation auch nicht, und ich habe keine bessere Idee. Versuch es mal.«
    »Wen soll ich ansprechen?« fragte er, nahm seine Karten zur Hand und zog sie aus dem Etui. »Gérard?«
    »Ja.«
    Er blätterte das Spiel durch, fand Gérards Karte und starrte darauf. Wir starrten ihn an. Die Zeit ging ihres Weges.
    »Ich scheine ihn nicht erreichen zu können«, verkündete er schließlich.
    »Versuch Benedict.«
    »Gut.«
    Dasselbe von vorn. Kein Kontakt.
    »Versuch es mit Deirdre«, sagte ich, nahm meine Karten zur Hand und suchte nach ihrer Karte. »Ich schließe mich an. Mal sehen, ob es zu zweit einen Unterschied macht.«
    Und wieder. Und noch einmal.
    »Nichts«, sagte ich nach langer Anstrengung.
    Random schüttelte den Kopf.
    »Ist dir an unseren Trümpfen etwas aufgefallen?« fragte er.
    »Ja, aber ich weiß nicht, was. Sie kommen mir irgendwie anders vor.«
    »Meine Karten scheinen ihre Kälte verloren zu haben, sie fühlen

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