Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)
sich anders an«, bemerkte er.
Prüfend blätterte ich die Trümpfe durch. Ich fuhr mit den Fingerspitzen über die Bilder.
»Ja, du hast recht«, sagte ich. »Das ist es. Aber versuchen wir es noch einmal. Nehmen wir Flora.«
»Schön.«
Das Ergebnis war das gleiche. Ebenso bei Llewella und Brand.
»Hast du eine Ahnung, was hier nicht stimmt?« fragte Random bang.
»Nicht im geringsten. Jedenfalls können sie uns nicht alle gleichzeitig blockieren. Und sie können auch nicht alle tot sein ... Na ja, möglich wäre es immerhin. Doch höchst unwahrscheinlich. Irgend etwas scheint die Trümpfe selbst verändert zu haben, da liegt der Hase im Pfeffer. Ich habe bisher gar nicht gewußt, daß es etwas gibt, das die Karten beeinflussen kann.«
»Nun, einer Äußerung des Herstellers zufolge«, sagte Random, »tragen sie keine hundertprozentige Garantie.«
»Was weißt du, das ich nicht weiß?«
Ich lachte leise.
»Unvergeßlich ist der Tag, wenn man volljährig wird und das Muster beschreitet«, sagte er. »Ich erinnere mich daran, als wäre es erst letztes Jahr gewesen. Als diese Prüfung geschafft war und ich rot vor Erregung und Freude dastand, übergab mir Dworkin meinen ersten Satz Trümpfe und unterwies mich in ihrem Gebrauch. Ich erinnere mich deutlich an meine Frage, ob sie denn überall funktionierten. Und ich erinner mich auch an seine Antwort: ›Nein‹, sagte er, ›aber sie müßten dir an jedem Orte dienlich sein, den dujemals aufsuchst.‹ Übrigens hat er mich nie gemocht.«
»Aber du hast ihn sicher gefragt, was seine Antwort bedeutet.«
»Ja, und er sagte: ›Ich bezweifle, daß du jemals einen Status erlangst, da sie dir den Dienst versagen. Und jetzt fort mit dir! ‹ Und ich trollte mich. Ich war begierig, allein mit den Trümpfen zu spielen.«
»›Einen Status erlangen‹? Er hat nicht gesagt ›einen Ort erreichen‹?«
»Nein, in manchen Dingen habe ich ein gutes Gedächtnis.«
»Seltsam – doch im Augenblick hilft uns das, soweit ich erkennen kann, nicht sonderlich weiter. Hört sich nach etwas Metaphysischem an.«
»Ich wette, Brand wüßte mehr.«
»Da hast du sicher recht – was immer uns das hier nützen mag.«
»Wir sollten etwas anderes tun als uns über Metaphysik zu unterhalten«, bemerkte Ganelon. »Wenn ihr die Schatten nicht manipulieren und die Trümpfe nicht einsetzen könnt, sollten wir schleunigst feststellen, wo wir sind. Und uns dann um Hilfe bemühen.«
Ich nickte.
»Da wir nicht in Amber sind, können wir wohl getrost vermuten, daß wir uns in den Schatten aufhalten – an einem ganz besonderen Ort, ganz dicht bei Amber, da die Veränderung nicht abrupt erfolgt ist. Da wir ohne eigene Teilnahme hierher versetzt wurden, muß irgendeine Macht und vermutlich auch eine Absicht hinter dem Manöver stehen. Wenn diese Macht uns angreifen will, ist dieser Augenblick so günstig wie jeder andere. Wenn sie etwas anderes von uns will, muß sie uns das klarmachen, da wir nicht einmal in der Lage sind, Mutmaßungen anzustellen.«
»Du schlägst also vor, daß wir gar nichts tun?«
»Ich schlage vor, daß wir warten. Ich sehe keinen Nutzen darin, herumzuwandern und sich womöglich noch tiefer im Wald zu verirren.«
»Wenn ich mich recht erinnere, hast du mir einmal erzählt, daß benachbarte Schatten einigermaßen kongruent
sind«, bemerkte Ganelon.
»Ja, das habe ich vermutlich gesagt. Und?«
»Nun, wenn wir Amber so nahe sind, wie du vermutest, brauchen wir doch nur der aufgehenden Sonne entgegenzureiten, um an eine Stelle zu kommen, die der Stadt selbst entspricht.«
»So einfach ist es nun auch wieder nicht. Aber einmal angenommen, es wäre möglich, was soll uns das nützen?«
»Vielleicht würden die Trümpfe am Punkt größter Kongruenz wieder funktionieren.«
Random sah Ganelon an und wandte sich dann an mich.
»Das ist vielleicht einen Versuch wert«, sagte er. »Was haben wir denn schon zu verlieren?«
»Das bißchen Orientierung, das wir noch haben«, sagte ich. »Schau mal, es ist keine schlechte Idee. Wenn sich hier nichts tut, werden wir´s versuchen. Doch im Rückblick will mir scheinen, daß sich der Weg hinter uns in direktem Verhältnis zu der zurückgelegten Entfernung schließt. Wir bewegen uns hier nicht nur räumlich. Unter diesen Umständen würde ich erst weiterwandern wollen, wenn ich weiß, daß wir keine andere Wahl haben. Wenn uns jemand an einem bestimmten Ort haben will, liegt es an ihm, seine Einladung ein wenig deutlicher zu
Weitere Kostenlose Bücher