Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)
Gegenleistung erlangen.«
»Trotzdem würde es mich etwas kosten«, sagte Benedict, »ein Preis, den ich nicht zahlen will.« Brand schüttelte den Kopf und ließ sein Haar fliegen. Im gleichen Augenblick zog eine dünne Wolke vor dem Mond vorbei, und das Bild des Musters schwankte. Tir-na Nog´th verblaßte etwas, gewann dann seine normale Helligkeit zurück.
»Du meinst es ja wirklich ernst!« sagte Brand, der die Störung offenbar nicht bemerkt hatte. »Dann will ich dich nicht weiter in Versuchung führen. Probieren mußte ich es jedenfalls.« Wieder blieb er stehen und sah seinen Bruder an. »Du bist ein zu guter Mann, um dich für das Durcheinander in Amber zu verschwenden, um etwas zu verteidigen, das offensichtlich im Zerfall begriffen ist. Ich werde nämlich siegen, Benedict. Ich werde Amber auslöschen und es neu erbauen. Ich werde das alte Muster ausradieren und ein eigenes zeichnen. Dabei kannst du mich begleiten. Ich möchte dich auf meiner Seite haben. Ich werde eine vollkommene Welt schaffen, eine, die einen leichteren Zugang von und zu den Schatten möglich macht. Ich werde Amber mit den Höfen des Chaos verschmelzen. Ich werde dieses Reich durch sämtliche Schatten ausdehnen. Du wirst Legionen befehligen, die mächtigsten Streitkräfte, die es je gegeben hat. Du ...«
»Wenn deine neue Welt so vollkommen wäre, wie du sagst, Brand, bestünde kein Bedarf mehr an Legionen. Wenn sie andererseits den Geist ihres Schöpfers widerspiegeln würde, wäre sie für mich keinesfalls eine Verbesserung der jetzigen Zustände. Vielen Dank für dein Angebot, doch ich halte mich an das Amber, das bereits besteht.«
»Du bist ein Dummkopf, Benedict. Ein wohlmeinender Dummkopf, aber doch nur ein Dummkopf ...«
Lässig setzte er sich wieder in Bewegung. Noch war er vierzig Fuß von Benedict entfernt, dann dreißig ... Er ging weiter. Schließlich blieb er zwanzig Fuß entfernt stehen, hakte die Daumen in den Gürtel und starrte Benedict an, der den Blick erwiderte. Ich schaute nach den Wolken. Ein langer dunkler Streifen rückte zum Mond vor. Doch ich konnte Benedict jederzeit herausholen. Es war kaum gerechtfertigt, ihn in diesem Augenblick zu stören.
»Na, warum kommst du nicht und stichst mich nieder?« fragte Brand jetzt. »Schließlich bin ich unbewaffnet, da sollte das doch kein Problem sein. Die Tatsache, daß in unseren Adern dasselbe Blut fließt, macht doch keinen Unterschied, oder? Worauf wartest du noch?«
»Ich habe dir schon gesagt, daß ich dir nicht wehtun möchte«, sagte Benedict.
»Und doch bist du dazu bereit, sollte ich versuchen, an dir vorbeizukommen?«
Benedict nickte.
»Gib zu, daß du Angst vor mir hast, Benedict! Ihr alle habt Angst vor mir. Selbst wenn ich waffenlos vorrücke wie jetzt, rührt sich die Furcht in deinen Eingeweiden. Du siehst mein Selbstbewußtsein und verstehst es nicht. Du mußt einfach Angst haben!«
Benedict antwortete nicht.
»... Und du fürchtest mein Blut an deinen Händen«, fuhr Brand fort, »du fürchtest meinen Todesfluch.«
»Hast du Martins Blut an deinen Händen gefürchtet?« fragte Benedict.
»Dieser unreife Bastard?« rief Brand. »Der gehörte doch nicht wirklich zu uns. Er war lediglich ein Werkzeug.«
»Brand, ich habe nicht den Wunsch, einen Bruder zu töten. Gib mir das Schmuckstück, das du da um den Hals trägst, und kehre mit mir nach Amber zurück. Es ist nicht zu spät, alles zu regeln.«
Brand warf den Kopf in den Nacken und lachte.
»Edel gesprochen, Benedict! Wie ein wahrer Herr des Reiches! Du beschämst mich mit deiner übertriebenen Rechthaberei! Und was ist der entscheidendste Punkt von allen?« Er streichelte das Juwel des Geschicks. »Das Ding hier?« Wieder lachte er und trat vor. »Dieses Steinchen?
Würde seine Übergabe uns Frieden, Freundschaft, Ordnung schenken? Würde er mein Leben sichern?«
Er blieb zum wiederholten Male stehen, jetzt nur noch zehn Fuß von Benedict entfernt. Er hob das Juwel mit zwei Fingern und blickte darauf hinab.
»Bist du dir über die Kräfte im klaren, die in diesem Stein schlummern?« fragte er.
»Jedenfalls soweit, daß ...«, begann Benedict, und seine Stimme brach.
Hastig machte Brand einen weiteren Schritt. Das Juwel schimmerte hell vor ihm. Benedicts Hand hatte sich zur Klinge bewegen wollen, sie aber nicht erreicht. Er stand starr da, als sei er plötzlich in ein Denkmal verwandelt worden. Endlich begriff ich, doch es war längst zu spät.
Auf Brands Worte war es gar nicht
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