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Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)

Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)

Titel: Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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hätten wir es gewußt – ihm eine andere Entwicklung beschert hätte, etwas, das ihn zu einem anderen Menschen hätte werden lassen, nicht zu dem verbitterten, entstellten Wesen, das mir da oben gegenüberstand. Sein Tod wäre wirklich das beste – zugleich aber die Verschwendung einer großen Chance.«
    Ich antwortete nicht. Seine Worte mochten richtig sein, vielleicht aber auch nicht. Es kam nicht darauf an. Brand mochte die Grenze zum Wahnsinn überschritten haben, was immer das bedeutet – vielleicht aber auch nicht. Es gibt immer einen Grund. Wo immer etwas versaut wird, wo immer etwas Abscheuliches passiert, gibt es irgendwo einen Grund dafür. Doch in jedem Fall hat man eine versaute, abscheuliche Situation, und alles Wegerklären ändert nicht das geringste daran. Tut jemand etwas wirklich Gemeines, hat er einen Grund. Man kann diesem Grund nachgehen, wenn man will, und dann erfahren, warum der Betreffende ein solcher Schweinehund geworden ist. Doch es ist allein die Tat, die bleibt. Brand hatte gehandelt. Daran änderte auch eine posthume Psychoanalyse nichts.
    Taten und ihre Folgen – danach werden wir von unseren Mitmenschen beurteilt. Bei allem anderen verschafft man sich nichts weiter als ein Gefühl moralischer Überlegenheit, indem man sich vorstellt, man selbst hätte doch an seiner Stelle etwas Netteres getan. Diese Dinge konnten ruhig dem Himmel überlassen werden. Ich fühlte mich nicht angesprochen.
    »Wir sollten nach Amber zurückkehren«, sagte Benedict. »Es gibt viel zu tun.«
    »Moment«, sagte ich.
    »Wieso?«
    »Ich habe mir so meine Gedanken gemacht.«
    Als ich ihm keine weitere Aufklärung gab, fragte er: »Und ...?«
    Langsam blätterte ich meine Trümpfe durch, schob seinen wieder hinein, ließ auch Brands Karte wieder verschwinden.
    »Hast du dir noch keine Gedanken über den neuen Arm gemacht, den du da trägst?« fragte ich.
    »Natürlich. Du hast das Ding aus Tir-na Nog´th mitgebracht, unter ungewöhnlichen Begleitumständen. Der Arm paßt. Er funktioniert. Er hat sich heute abend bewährt.«
    »Genau. Ist das nicht ein bißchen viel für einen bloßen Zufall? Die einzige Waffe, die dir da oben eine Chance gegen das Juwel gegeben hat. Und zufällig war sie ein Teil von dir – und zufällig warst du die Person, die da oben stand und die Waffe einsetzen konnte. Verfolge die Dinge einmal rückwärts und dann wieder vorwärts. Muß da nicht eine außerordentliche – nein, unmögliche Zufallskette am Werk gewesen sein?«
    »Wenn du es so formulierst ...«, sagte er.
    »Ich formuliere es so. Du mußt doch ebenso erkennen wie ich, daß an der Sache mehr dran ist.«
    »Na schön. Nehmen wir das einmal an. Aber wie? Wie wurde es bewerkstelligt?«
    »Keine Ahnung«, sagte ich und nahm eine Karte zur Hand, die ich lange, lange nicht mehr angeschaut hatte. Ich spürte ihre Kälte unter meinen Fingerspitzen. »Die Methode ist allerdings gar nicht wichtig. Du hast eben die falsche Frage gestellt.«
    »Was hätte ich denn fragen sollen?«
    »Nicht ›wie‹, sondern ›wer‹.«
    »Du meinst, ein Mensch hätte die gesamte Kette der Ereignisse geknüpft, bis hin zur Rückholung des Juwels?«
    »Das weiß ich eben nicht genau. Was heißt das schon: Mensch? Aber ich glaube, daß jemand zurückgekehrt ist, den wir beide kennen, und daß dieser Jemand hinter allem steckt.«
    »Na schön. Wer?«
    Ich zeigte ihm den Trumpf in meiner Hand.
    »Vater? Das ist nun wirklich lächerlich. Er muß tot sein. Wir haben unendlich lange nichts von ihm gehört.«
    »Er könnte das alles tatsächlich arrangiert haben. Raffiniert genug ist er. Wir haben seine Fähigkeiten nie ganz begriffen.«
    Benedict stand auf und reckte sich. Dann schüttelte er den Kopf.
    »Ich glaube, du hast zu lange im kalten Wind gestanden, Corwin. Wir wollen nach Hause zurückkehren.«
    »Ohne meine Vermutung auf die Probe zu stellen? Komm schon! Das wäre nun wirklich sehr unsportlich! Setz dich und gib mir eine Minute Zeit. Ich möchte diesen Trumpf ausprobieren.«
    »Er hätte sich doch längst mit irgend jemand in Verbindung gesetzt!«
    »Ich glaube nicht. Eher ... Komm. Laß mir meinen Spaß. Was haben wir zu verlieren?«
    »Na schön. Warum auch nicht?«
    Er setzte sich wieder neben mich. Ich hielt den Trumpf zwischen uns, so daß wir beide das Bild sehen konnten.
    Wir starrten darauf. Ich entspannte mich innerlich, strebte
    nach Kontakt. Die Verbindung war augenblicklich da.
    Er lächelte, als er uns sah.
    »Das war gute

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