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Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)

Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)

Titel: Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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Sehbereichs zur Linken. Star schnaubte.
    Rechts erschien jetzt ein Wald – grau und weiß – herabstürzend, als passierten wir einander in unmöglichem Winkel. Ein sehr begrenztes Bild, weniger als zwei Sekunden lang zu sehen.
    Dann Teile eines brennenden Gebäudes unter mir ... farblos.
    Fetzen von Heultönen schallten aus dem Himmel herab ...
    Ein gespenstischer Berg, eine Fackelprozession auf einem Serpentinenweg am mir zugewandten Hang ...
    Eine Frau, die an einem Baum hing, ein straffes Seil um den Hals, den Kopf zur Seite gedreht, die Hände auf dem Rücken gefesselt ...
    Auf dem Kopf stehende Berge, weiß; darunter schwarze Wolken ...
    Klick!
Eine winzige Vibration, als hätten wir für kurze Zeit etwas Festes berührt – vielleicht Stars Hufe auf felsigem Grund. Und wieder verschwunden ...
    Ein Flackern.
    Rollende Köpfe, tropfendes schwarzes Blut ... Ein leises Lachen aus dem Nichts ... Ein an die Wand genagelter Mann, mit dem Kopf nach unten ...
    Und wieder das weiße Licht, rollend und wogend.
    Klick! Ein Flackern.
    Einen Herzschlag lang bewegten wir uns auf einem Pfad unter fleckigem Himmel. In dem Augenblick, als die Erscheinung verschwand, griff ich durch das Juwel danach.
    Klick! Ein Flackern. Klick! Grollen.
    Ein felsiger Weg, der sich einem hohen Bergpaß entgegenwand ... Noch immer monochrom, die Welt ... Hinter mir ein Krachen wie Donner ...
    Ich drehte das Juwel wie einen Einstellknopf, als die Welt wieder zu verblassen begann. Sie kehrte zurück ... Zwei, drei, vier ... ich zählte die Hufschläge, Herzschläge gegen den knurrenden Hintergrund ... sieben, acht, neun ... die Welt wurde heller. Ich atmete tief ein und seufzte schwer. Die Luft war kalt.
    Zwischen dem Donnern und seinen Echos hörte ich das Rauschen von Regen. Allerdings blieb ich davon unberührt.
    Ich schaute zurück. Etwa hundert Meter hinter mir erstreckte sich eine mächtige Regenwand, hinter der ich nur sehr vage Bergkonturen wahrnehmen konnte. Ich schnalzte Star mit der Zunge zu, woraufhin er ein wenig schneller ausschritt, zu einem beinahe ebenen Stück Land emporsteigend, das zwischen zwei Gipfeln hindurchführte. Die Welt vor uns war noch unverändert, eine Studie in Weiß und Grau, der Himmel weiter vorn von dunklen und hellen Streifen verschmiert. Wir erreichten den Paß.
    Ich begann zu zittern. Ich wollte die Zügel anziehen, rasten, essen, rauchen und herumgehen. Aber dafür war ich der Front des Unwetters noch zu nahe.
    Stars Hufschläge hallten durch den Paß, der dem Zebrahimmel links und rechts mit steilen Felswänden entgegenragte. Ich hoffte, daß die Sturmfront an diesen Bergen zerbrechen würde, wenn ich auch zugleich das Gefühl hatte, daß das gar nicht möglich war. Es handelte sich nicht um ein normales Unwetter, und ich hatte das unangenehme Gefühl, daß es sich bis nach Amber erstreckte und daß ich ohne das Juwel für immer darin festgesessen und meinen Tod gefunden hätte.
    Während mein Blick auf den seltsamen Himmel gerichtet war, umwirbelte mich plötzlich ein Schneesturm aus hellen Blumen, die mir den Weg erhellten. Angenehme Düfte füllten die Luft. Das Donnern hinter mir klang weicher. Die Felswände zu beiden Seiten waren von silbernen Adern durchzogen. Der Beleuchtung entsprechend, war die ganze Welt von einer Zwielichtaura erfüllt, und als ich den Paß verließ, blickte ich in ein Tal hinab, in dem die Perspektive nicht mehr stimmte, in dem sich keine Entfernungen mehr berechnen ließen: ein Tal, angefüllt mit natürlich aussehenden Spitzen und Minaretten, das mondähnliche Licht der Himmelsstreifen reflektierend, mich an eine Nacht in Tir-na Nog´th erinnernd; dazwischen erhoben sich silbrige Bäume, leuchteten spiegelähnliche Teiche, wehten gespenstische Nebelschwaden. Das Tal schien an manchen Stellen zu künstlichen Terrassen geformt, an anderen in natürlichen Wellen zu verlaufen, durchschnitten von einer Linie, die eine Fortsetzung des Weges zu sein schien, auf dem ich mich bewegte, ansteigend und sich wieder senkend, das Ganze von einer seltsam elegischen Atmosphäre erfüllt, belebt durch unerklärliche Glanzlichter und Reflexionspunkte, bar jeder Spur von Besiedlung.
    Ich zögerte nicht, den Abstieg zu beginnen. Der Boden ringsum war kreideweiß und glatt wie Knochen und – entdeckte ich dort zur fernen Linken die Linie einer schwarzen Straße? Ich vermochte sie nur vage auszumachen.
    Ich ritt ohne Eile, da ich spürte, daß Star zu ermüden begann. Wenn das Unwetter nicht zu

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