Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)
Sicherheitsgarantien geben.«
»Was das angeht, Euer Majestät«, sagte Deirdre, »erwarten wir keine Hilfe, sondern werden uns bei unserer Abreise selbst darum kümmern.«
»Bis auf Random«, sagte Moire, »der hier in Sicherheit sein wird.«
»Was meint Ihr?« fragte Deirdre, da sich Random unter den gegebenen Umständen natürlich nicht selbst äußern konnte.
»Gewiß erinnert Ihr Euch«, erwiderte die Herrscherin, »daß Prinz Random vor einiger Zeit als Freund in mein Reich kam – und anschließend in aller Heimlichkeit mit meiner Tochter Morganthe wieder verschwand.«
»Ich habe davon berichten hören, Lady Moire, doch ich weiß nichts über die Wahrheit oder Verlogenheit dieser Geschichte.«
»Sie ist wahr«, fuhr Moire fort. »Einen Monat später wurde sie mir zurückgebracht. Ihr Selbstmord erfolgte einige Monate nach der Geburt ihres Sohnes Martin. Was habt Ihr dazu zu sagen, Prinz Random?«
»Nichts«, sagte Random.
»Als Martin volljährig wurde«, fuhr Moire fort, »beschloß er das Muster zu beschreiten, denn er war immerhin vom Blute Ambers. Er ist der einzige Angehörige meines Volkes, dem dieses Wagnis gelungen ist. Danach ist er in die Schatten gegangen, und ich habe ihn seither nicht mehr gesehen. Was habt Ihr dazu zu sagen, Lord Random?«
»Nichts«, erwiderte Random.
»Deshalb werde ich Euch bestrafen«, fuhr Moire fort. »Ihr werdet eine Frau meiner Wahl heiraten und mit ihr ein Jahr lang in meinem Reiche wohnen – sonst ist Euer Leben verwirkt. Was sagt Ihr dazu, Random?«
Random sagte nichts – doch er nickte knapp.
Sie schlug mit dem Szepter auf die Armlehne ihres türkisfarbenen Throns.
»Gut«, sagte sie. »So soll es denn sein.«
Und so geschah es.
Wir zogen uns in die Räume zurück, die sie uns zugewiesen hatte, um uns frisch zu machen. Ein wenig später erschien sie an meiner Tür.
»Heil, Moire«, sagte ich.
»Lord Corwin von Amber«, gestand sie, »ich habe mir oft gewünscht, Euch kennenzulernen.«
»Und ich Euch«, log ich.
»Eure Taten sind Legende.«
»Vielen Dank – aber ich erinnere mich kaum noch daran.«
»Darf ich eintreten?«
»Gewiß.« Und ich gab ihr den Weg frei.
Sie betrat die herrlich ausgestattete Zimmerflucht, die sie mir zugewiesen hatte, und setzte sich auf die Kante des orangefarbenen Sofas.
»Wann möchtet Ihr den Versuch mit dem Muster machen?«
»So schnell wie möglich«, erwiderte ich.
Sie überlegte einen Augenblick. »Wo seid Ihr gewesen, in den Schatten?« fragte sie schließlich.
»Sehr weit von hier«, entgegnete ich, »an einem Ort, den ich zu lieben gelernt habe.«
»Seltsam, daß ein Lord von Amber diese Fähigkeit besitzt.«
»Welche Fähigkeit?«
»Zu lieben«, erwiderte sie.
»Vielleicht habe ich mich falsch ausgedrückt.«
»Das bezweifle ich«, sagte sie. »Immerhin rühren die Balladen Corwins ans Herz.«
»Majestät ist zu gütig.«
»Aber irrt sich nicht«, erwiderte sie.
»Ich werde Euch eines Tages eine Ballade widmen.«
»Was habt Ihr in den Schatten getan?«
»Ich weiß nur noch, daß ich Berufssoldat war, Madam. Ich kämpfte für jeden, der mich bezahlte. Außerdem schuf ich Melodien und Worte zu vielen bekannten Liedern.«
»Beides erscheint mir logisch und natürlich.«
»Bitte sagt mir, was aus meinem Bruder Random wird.«
»Er muß ein Mädchen aus meinem Volk heiraten. Sie heißt Vialle. Sie ist blind und hat keine Freier in unseren Reihen.«
»Seid Ihr sicher«, sagte ich, »ob Ihr auch zu ihrem Vorteil handelt?«
»Auf diese Weise erringt sie großes Ansehen«, sagte Moire, »selbst wenn er nach einem Jahr verschwindet und niemals zurückkehrt. Was man auch sonst gegen ihn vorbringen kann – daß er ein Prinz von Amber ist, bleibt unbestreitbar.«
»Wenn sie ihn nun zu lieben beginnt?«
»Ist so etwas bei ihm wirklich möglich?«
»Auf meine Art liebe ich ihn auch – als Bruder.«
»Dann ist dies das erste Mal, daß ein Sohn Ambers so etwas sagt – ich schreibe die Worte Eurem poetischen Temperament zu.«
»Wie dem auch sei«, sagte ich. »Versichert Euch, daß Ihr im besten Interesse des Mädchens handelt.«
»Ich habe darüber nachgedacht«, verkündete sie, »und bin mir meiner Sache sicher. Sie wird sich wieder erholen, falls er ihr Kränkungen zufügt, und nach seiner Abreise wird sie an meinem Hof eine große Dame sein.«
»Gut«, sagte ich und wandte den Blick ab, denn Trauer überkam mich – natürlich für das Mädchen. »Was kann ich sagen?« fuhr ich fort.
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