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Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)

Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)

Titel: Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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vorbeischlagen mußte, da er die Waffe mit der rechten Hand führte.
    Als sein Hieb kam, parierte ich in
quarte
und stach zu.
    Er hatte sich im Sattel vorgebeugt, und meine Schwert-spitze drang ihm auf der rechten Seite in den Hals.
    Eine riesige Blutwolke wallte wie roter Rauch und wirbelte im grünlichen Licht. Widersinnigerweise regte sich in mir der Wunsch, Van Gogh hätte das sehen können.
    Das Pferd galoppierte an mir vorbei, und ich ging von hinten auf den zweiten Reiter los.
    Er machte kehrt, um den Hieb zu parieren, mit Erfolg. Aber der Schwung seines Unterwasserritts und die Stärke meines Hiebes rissen ihn aus dem Sattel. Während er noch stürzte, trat ich zu, und er trieb davon. Wieder schlug ich nach ihm, während er über mir schwebte, und er parierte erneut – doch von dieser Bewegung wurde er über das Treppengeländer getragen. Ich hörte ihn schreien, als der Wasserdruck ihn zerquetschte. Dann war er still.
    Ich wandte meine Aufmerksamkeit nun Random zu, der ein Pferd und einen Mann getötet hatte und sich mit einem zweiten Soldaten zu Fuß duellierte. Als ich die beiden erreichte, hatte er seinen Gegner schon getötet und lachte mich an. Ringsum wallte Blut, und mir wurde plötzlich klar, daß ich den irrsinnigen und traurigen Vincent Van Gogh tatsächlich gekannt hatte. Es war wirklich schade, daß er diese Szene nicht malen konnte.
    Die unberittenen Verfolger waren noch etwa hundert Fuß entfernt, und wir machten kehrt und eilten auf den Torbogen zu. Deirdre hatte sich bereits in Sicherheit gebracht.
    Wir schafften es. Neben uns erhoben sich zahlreiche Schwerter, und die Verfolger kehrten um. Dann steckten wir die Waffen fort, und Random sagte: »Jetzt ist es aus mit mir«, und wir traten zu der Gruppe, die sich zu unserer Verteidigung formiert hatte.
    Random wurde aufgefordert, sein Schwert abzuliefern, und er gehorchte achselzuckend.
    Zwei Männer nahmen links und rechts von ihm Aufstellung, ein dritter nahm hinter ihm Aufstellung, und so setzten wir unseren Weg auf der Treppe fort.
    In dieser Wasserwelt war mir jedes Zeitgefühl verlorengegangen. Ich glaube allerdings, daß wir gut eine Viertelstunde unterwegs gewesen waren, bis wir endlich unser Ziel erreichten.
    Vor uns ragten die goldenen Tore Rebmas auf. Wir gingen hindurch. Wir betraten die Stadt.
    Alles schien hinter grünen Schleiern zu liegen. Durchsichtige Gebäude ragten auf; sie wirkten zerbrechlich und waren meistens sehr hoch, sie standen in bestimmten Gruppierungen zusammen und wiesen Farben auf, die durch meine Augen in meinen Geist wehten und Erinnerungen zu wecken suchten. Aber sie hatten keinen Erfolg; das einzige Ergebnis ihrer Bemühungen war der längst vertraute Schmerz des Halb-Erinnerten, des Nicht-Erinnerten. Doch eins wußte ich: Ich war schon einmal durch diese Straßen geschritten – oder durch sehr ähnliche Straßen.
    Random hatte seit seiner Festnahme kein einziges Wort gesprochen. Deirdres Konversation hatte sich mit der Frage nach unserer Schwester Llewella erschöpft. Man informierte sie, daß sich Llewella in Rebma aufhielt.
    Ich musterte unsere Begleiter. Es waren Männer mit grünem, purpurnem oder schwarzem Haar; sie alle hatten grüne Augen, mit Ausnahme eines Mannes, dessen Augen haselnußbraun schimmerten. Die Männer trugen schuppige knielange Badehosen und Umhänge, überkreuz gelegte Gurte vor der Brust und kurze Schwerter, die an muschelbesetzten Gürteln hingen. Sie besaßen kaum Körperhaare. Niemand sagte etwas zu mir, obwohl uns einige Typen finster anstarrten. Ich durfte meine Waffe behalten.
    Wir wurden durch eine breite Straße geführt. Für die Beleuchtung sorgten Laternenflammen, die hier noch dichter standen als auf Faiella-bionin. Man starrte uns aus getönten achteckigen Fenstern nach. Fische mit hellen Bäuchen schwammen an uns vorbei.
    Eine kühle Strömung traf uns wie ein Windhauch, als wir um eine Ecke kamen; nach ein paar Schritten folgte eine warme Strömung wie ein Atemzug.
    Wir wurden in den Palast geführt, der das Zentrum der Stadt bildete. Ich kannte diesen Palast wie meine Westentasche! Das Gebäude war ein Spiegelbild des Palasts in Amber, gedämpft nur durch den grünen Schimmer, verwirrend verändert durch die zahlreichen Spiegel an den Wänden drinnen und draußen. In dem durchsichtigen Raum, an den ich mich fast erinnerte, saß eine Frau auf einem Thron, und ihre Augen waren rund wie Monde aus Jade, und ihre Augenbrauen schwangen sich empor wie die Flügel

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