Die Prinzen von Amber
ganz ehrlich mit dir und sage, daß ich es nicht weiß. Ich bin noch gar nicht überzeugt, daß ich mich mit Eric arrangieren möchte. Schließlich ...« Ich ließ das Wort bewußt in der Luft hängen, denn ich hatte nichts nachzusetzen, obwohl ich eigentlich das Gefühl hatte, ich müßte weitersprechen.
»Man hat dir eine Alternative geboten?«
Plötzlich stand sie auf und ergriff ihre Pfeife. »Natürlich steckt Bleys dahinter!«
»Setz dich«, sagte ich, »und stell dich nicht lächerlich an. Würde ich mich so bereitwillig in deine Hand begeben, nur um mich zu Hundefutter verarbeiten zu lassen, wenn du zufällig an Bleys denkst?«
Sie entspannte sich, sank vielleicht sogar etwas in sich zusammen, und nahm wieder Platz.
»Vielleicht nicht«, sagte sie schließlich. »Aber ich weiß, daß du ein Spieler bist und hinterlistig sein kannst. Wenn du gekommen bist, um mich als Gegner zu beseitigen, solltest du den Versuch lieber bleibenlassen. So wichtig bin ich nicht, was du inzwischen selbst wissen müßtest. Außerdem hatte ich bisher immer angenommen, daß du mich ganz gern hast.«
»Das war und ist durchaus richtig«, sagte ich, »und du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Aber es ist interessant, daß du Bleys erwähnst.« Ich mußte Köder legen, immer wieder Köder! Es gab noch so viel zu erfahren!
»Warum? Hat er sich denn wirklich mit dir in Verbindung gesetzt?«
»Die Frage möchte ich lieber nicht beantworten«, sagte ich in der Hoffnung, mir damit einen Vorteil zu verschaffen. Jedenfalls wußte ich nun Bleys´ Geschlecht. »Wenn er zu mir gekommen wäre, hätte ich ihm dieselbe Antwort gegeben wie Eric – ›Ich werde darüber nachdenken.‹«
»Bleys«, sagte sie noch einmal, und ich wiederholte im Geiste den Namen,
Bleys. Bleys, ich mag dich. Ich habe den Grund vergessen, und ich weiß, daß es Gründe gibt, warum ich dich nicht gernhaben sollte – aber ich mag dich, soviel ist klar.
Wir saßen uns eine Zeitlang stumm gegenüber, und ich fühlte eine Müdigkeit in mir aufsteigen, die ich aber nicht zeigen wollte. Ich konnte stark sein. Und ich wußte, daß ich stark sein mußte.
Ich saß da und lächelte und sagte: »Hübsche Bibliothek hast du hier«, und sie erwiderte: »Vielen Dank.«
»Bleys«, wiederholte sie nach einer Weile. »Glaubst du wirklich, er hat eine Chance?«
Ich zuckte die Achseln.
»Wer weiß? Ich jedenfalls nicht. Vielleicht hat er eine. Mag sein.«
Dann starrte sie mich mit leicht aufgerissenen Augen an, und ihr Mund öffnete sich. »Du hast keine Chance?« fragte sie. »Du willst es doch nicht selbst versuchen, oder?«
Da lachte ich – doch nur um auf ihre Stimmung einzugehen.
»Sei doch kein Dummkopf«, sagte ich, als ich fertig war. »Ich?«
Aber schon als ihr die Worte über die Lippen kamen, wußte ich, daß sie eine besondere Saite berührt hatte, etwas in mir Vergrabenes, das mit einem kräftigen »Warum nicht?« antwortete.
Plötzlich hatte ich Angst.
Sie schien allerdings erleichtert zu sein über meine Ablehnung der Sache, über die ich nichts Näheres wußte. Sie lächelte plötzlich und deutete auf eine eingebaute Bar zu meiner Linken.
»Ich möchte gern einen Irischen Nebel«, sagte sie.
»Ich eigentlich auch«, erwiderte ich, stand auf und machte zwei Drinks.
»Weißt du«, fuhr ich fort, als ich mich wieder gesetzt hatte, »es ist angenehm, so mit dir zusammen zu sein, auch wenn es nur für eine kurze Zeit ist. Es weckt Erinnerungen.«
Und sie lächelte und bot einen lieblichen Anblick.
»Du hast recht«, sagte sie und trank aus ihrem Glas. »In deiner Gesellschaft habe ich fast das Gefühl, in Amber zu sein.« Ich ließ fast mein Getränk fallen.
Amber!
Das Wort ließ einen kribbelnden Schauder über meinen Rücken laufen.
Im nächsten Augenblick begann sie zu weinen, und ich stand auf und legte ihr tröstend den Arm um die Schultern.
»Du darfst nicht weinen, Mädchen. Bitte nicht. Das macht mich auch traurig.«
Amber!
Dieser Ort hatte etwas Besonderes, er war elektrisierend, machtvoll. »Es wird wieder gute Zeiten geben wie früher«, sagte ich leise.
»Glaubst du wirklich?« fragte sie.
»Ja!« sagte ich laut. »Ja, das glaube ich.«
»Du bist ja verrückt. Ich glaube dir fast alles, auch wenn ich weiß, daß du verrückt bist.«
Dann weinte sie noch ein Weilchen und beruhigte sich schließlich.
»Corwin«, sagte sie, »wenn du es schaffst – wenn dir eine unglaubliche, unvorstellbare Chance aus den Schatten den Weg ebnet –
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