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Die Prinzen von Amber

Titel: Die Prinzen von Amber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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im Gürtel an der Hüfte. Ich war sicher, daß er es war, der mich an jenem schicksalhaften Tag zu töten versucht hatte. Ich musterte ihn und fürchtete ihn auch etwas.
    Dann kam Benedict, mürrisch, groß und hager: dünn im Gesicht, doch offen an Geist. Er trug die Farben Orange, Gelb und Braun und ließ mich an Heuhaufen, Kürbisköpfe und Vogelscheuchen denken. Er hatte ein langes, kräftiges Kinn, haselnußbraune Augen und braunes Haar, das sich niemals kräuselte. Er stand neben einem braunen Pferd und stützte sich auf eine Lanze, um die eine Blumengirlande gewunden war. Er lachte nur selten. Er gefiel mir.
    Ich zögerte, bevor ich die nächste Karte aufdeckte, und mein Herz machte einen Sprung und prallte gegen meinen Brustkasten und wäre am liebsten ins Freie gehüpft.
    Ich sah mich selbst.
    Ich kannte das Ich, das ich rasiert hatte – dies war der Bursche hinter dem Spiegel. Grüne Augen, schwarzes Haar, in Schwarz und Silber gewandet, jawohl! Mein Mantel bewegte sich leicht im Wind. Wie Eric trug ich schwarze Stiefel und auch eine Klinge, nur war meine schwerer, allerdings nicht ganz so lang. Die Handschuhe hatte ich angezogen, und sie waren silberfarben und schuppig. Die Spange an meinem Hals hatte die Form einer Silberrose.
    Ich, Corwin.
    Und von der nächsten Karte sah mich ein großer, kräftiger Mann an. Er hatte Ähnlichkeit mit mir, nur war sein Kinn stärker ausgeprägt, und ich wußte, daß er größer war als ich, allerdings auch langsamer. Seine Körperkräfte waren gewaltig. Er trug ein weites Gewand aus blaugrauem Stoff, das in der Mitte von einem breiten schwarzen Gürtel zusammengehalten wurde, und er lachte. Um seinen Hals hing an einer dicken Schnur ein silbernes Jagdhorn. Er trug ein keckes Schnurrbärtchen, und ein Bartkranz rahmte sein Gesicht. In der rechten Hand hielt er einen Krug mit Wein. Meine Zuneigung flog ihm entgegen, und schon fiel mir sein Name ein. Er hieß Gérard.
    Dann kam ein wildaussehender Mann mit mächtigem Bart und flammendem Haarschopf, ganz in Rot und Orange gekleidet, zumeist Seide, und er hielt ein Schwert in der Rechten und ein Glas Wein in der Linken, und aus seinen Augen, die so blau waren wie Floras Augen, schien der Teufel zu funkeln. Er hatte ein leicht fliehendes Kinn, was jedoch vom Bart verdeckt wurde. Sein Schwert war herrlich ziseliert mit einem goldfarbenen Metall, das Filigranmuster von ausgeprägter Schönheit bildete. Zwei große Ringe trug er an der rechten Hand und einen an der linken: einen Smaragd, einen Rubin und einen Saphir. Dieser Mann war Bleys, das wußte ich sofort.
    Dann kam eine Gestalt, die mir und Bleys ähnlich sah. Meine Gesichtszüge, wenn auch zarter, und meine Augen; Bleys´ Haar, bartlos. Der junge Mann trug einen grünen Reitanzug und saß auf einem Schimmel, der rechten Seite der Karte zugewandt. Das Bild strahlte Stärke und Schwäche zugleich aus, Konzentration und Unbeherrschtheit. Ich fand den Burschen sympathisch, zugleich aber auch nicht; ich mochte ihn und fühlte mich doch abgestoßen. Ich wußte, daß er Brand hieß. Ich wußte es, als mein Blick auf ihn fiel.
    Mir wurde auch klar, daß ich all diese Männer gut kannte, daß ich mich ausnahmslos an sie erinnerte, an ihre
    Stärken und Schwächen, ihre Siege und Niederlagen.
    Denn sie waren meine Brüder.
    Ich zündete mir eine Zigarette aus Floras Schreibtischvorrat an, lehnte mich zurück und überdachte die Dinge, an die ich mich erinnert hatte.
    Sie waren meine Brüder, diese acht seltsamen Männer in den seltsamen Kostümen. Und ich wußte, daß es nur recht und billig war, wenn sie sich nach Belieben kleideten, so wie es für mich richtig war, daß ich Schwarz und Silber anlegte. Dann lachte ich leise vor mich hin; mir war bewußt geworden, was ich am Leibe trug, was ich in dem Kleider-laden, in der kleinen Stadt gekauft hatte, den ich nach meiner Abreise aus Greenwood aufgesucht hatte.
    Ich trug schwarze Hosen, und die drei Hemden, die ich gekauft hatte, wiesen eine annähernd graue, silbrige Färbung auf. Mein Jackett war ebenfalls schwarz.
    Wieder wandte ich mich den Karten zu, und da war Flora in einem Gewand, das so grün war wie das Meer – so wie ich sie gestern abend im Geiste gesehen hatte; dann ein schwarzhaariges Mädchen mit denselben blauen Augen. Das Haar hing ihr lang herab, und sie war ganz in Schwarz gekleidet, mit einem Silbergürtel um die Hüften. Sie hieß Deirdre. Dann kam Fiona, deren Haar mich an Bleys oder Brand denken ließ und

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