Jedi-Padawan 19 - Die schicksalhafte Täuschung
Kapitel 1
Das Wasser war kühl und grün. Das Licht drang durch die Oberfläche und warf verschwommene Muster auf den Grund. Die Kraft des Wasserfalls verursachte leichte Wellen an der weit entfernten Oberfläche.
Obi-Wan Kenobi folgte der schimmernden Tunika seiner Freundin Bant, die vor ihm her schwamm. Er trug ein Atemgerät, was sie nicht nötig hatte. Als eine Mon Calamari konnte Bant lange unter Wasser bleiben. Bant schwamm voller Anmut und mit Leichtigkeit durch den tiefen Teich.
Es hatte eine Zeit gegeben, da hatte Obi-Wan das Schwimmen mit Bant nicht gemocht. Er hatte sich im Wasser neben ihr unwohl gefühlt. Er hatte es nicht gemocht, dass sie es besser konnte als er. Aber sein Meister, Qui-Gon Jinn, hatte ihn gelehrt, dass man nur dann ein richtiger Freund war, wenn man die Talente des anderen zu schätzen wusste. Erst seitdem Obi-Wan das klar geworden war, freute er sich auf die Schwimmpartien so sehr wie Bant.
Bant wandte sich um und lächelte ihn sanft an. Sie winkte ihm zu. Es erschien Obi-Wan noch immer unglaublich, dass Bant sich in diesem Teich so wohl fühlen konnte. Hier wäre sie beinahe ums Leben gekommen, vom feindlichen Xanatos an den Grund gefesselt. Trotzdem wollte sie immer wieder hier schwimmen. Sie wollte sich erinnern, wie sie Obi-Wan sagte. Der Tag, an dem sie ihr Leben schwinden sah, war auch der Tag, an dem sie sich der Macht am nächsten gefühlt hatte.
Bant zeigte zur Oberfläche und Obi-Wan nickte. Sie brachen ins helle Sonnenlicht hinaus. Sie wussten, dass es künstlich war, erzeugt von riesigen Illuminationsbänken, freuten sich aber über die Wärme auf ihrer kühlen Haut.
Obi-Wan zog sich auf das grasbewachsene Ufer am Fuße des Wasserfalls. Bant fand an diesem Ort ihren Frieden - er nicht. Hier hatte er gegen den ehemaligen Jedi-Schüler Bruck Chun gekämpft, um Bants Leben zu retten. Hier hatte er gesehen, wie Bruck in den Tod gestürzt war. Es war nicht seine Schuld gewesen, dass Bruck gestorben war - und doch fühlte er sich dafür verantwortlich.
»Danke, dass du mit mir hergekommen bist«, sagte Bant. »Ich weiß, dass es schwer für dich ist«. Sie schaute schelmisch drein. »Vielleicht bitte ich dich gerade deshalb mitzukommen.«
Er stieß sie mit der Schulter an. »Oh, bin ich jetzt dein Pada-wan?«
Bants Blick verschleierte sich und Obi-Wan merkte, dass er einen Fehler gemacht hatte. Er hatte Bant an das erinnert, was sie hier für eine Weile vergessen wollte.
»Es tut mir Leid«, sagte er leise. »Ich wollte dich nicht ...«
»Lass den Quatsch.« Bant legte die Arme um ihre Knie. »Ich muss mit meiner Enttäuschung fertig werden. Bist du nicht hierher gekommen, um mit mir darüber zu reden?«
Bant hatte gehofft, dass die Jedi-Meisterin Tahl sie als Pada-wan annehmen würde. Es hatte so geschienen, als hätte Tahl ein besonderes Interesse an Bant gehabt, denn sie hatte ihr immer Aufgaben gegeben und ihre Fortschritte verfolgt. Doch erst gestern war Tahl von einer Mission zurückgekehrt und hatte Yoda und dem Rat erklärt, dass sie keinen Padawan annehmen wollte. Obi-Wan wusste, dass diese Entscheidung Bant aufwühlte.
»Ja«, gab Obi-Wan zu. »Ich weiß, wie es ist, abgelehnt zu werden. Qui-Gon hat mich zwar schließlich als Padawan angenommen, doch zunächst hatte er es abgelehnt. Und das tat weh.«
»Ich glaube, es ist sinnlos zu hoffen, dass Tahl ihre Entscheidung noch einmal ändert«, sagte Bant traurig.
»Es gibt noch andere Meister«, sagte Obi-Wan sanft. »Du warst immer eine gute Schülerin. Du wirst den Meister bekommen, der dir zusteht.«
Bant starrte gedankenverloren auf das grüne Wasser. »Ja, ich weiß. Das ist eine Jedi-Weisheit. Aber was machst du, wenn du das Gefühl hast, dass es nicht stimmt? Ich hatte ein solch starkes Gefühl, dass Tahl die richtige Meisterin für mich wäre. Weißt du, was ich meine, Obi-Wan? Hattest du bei Qui-Gon nicht dasselbe Gefühl?«
»Ja, das hatte ich«, erklärte Obi-Wan. Er wusste nicht, was er Bant sagen sollte. Jedi-Schülern wurde beigebracht, ihren Gefühlen zu vertrauen. Man brachte ihnen bei, dass diese Gefühle rein waren. Das bedeutete aber auch, dass ein Gefühl viel mehr damit zu tun haben konnte, was man sich wünschte, als damit, was sein sollte. Das Gefühl musste in einem aufsteigen wie etwas, das sich von einem Ort tief unten löst und schließlich an die Oberfläche steigt, wo es die Sonne berührt.
War Bants Gefühl ein solches? Er konnte es nicht sagen. Er konnte nur auf das Urteil
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