Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Prinzen von Amber

Titel: Die Prinzen von Amber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
Vom Netzwerk:
unbedingt. Allerdings wäre das eine Möglichkeit. Ich will aber auf eine andere Variante hinaus – wobei ich nicht abstreite, daß ich für ihn eingenommen bin: ich glaube, er kannte sich mit dem Thema ausreichend aus, um zu erkennen, sobald jemand mit den Trümpfen, dem Muster oder den Schatten unmittelbar um Amber etwas Ungewöhnliches anstellte. Doch dabei beging er einen Fehler. Vielleicht unterschätzte er den Bösewicht und forderte ihn direkt heraus, anstatt sich mit Vater oder Dworkin in Verbindung zu setzen. Was dann? Der ehemalige Verbündete überwältigte ihn und setzte ihn in den Turm gefangen. Entweder hatte er eine so hohe Meinung von Brand, daß er ihn nicht töten wollte, wenn es nicht unbedingt erforderlich war, oder er glaubte ihn eines Tages noch brauchen zu können.«
    »Aus deinem Munde hört sich auch diese Version glaubhaft an«, sagte ich und hätte am liebsten hinzugefügt: »Und paßt natürlich hübsch zu deiner Geschichte«, um sodann sein Pokergesicht im Auge zu behalten – doch etwas hielt mich zurück. Vor längerer Zeit, als ich mit Bleys zusammen war, hatte ich beim Herumspielen mit den Trümpfen kurz Kontakt mit Brand gehabt. Dabei hatte ich seine Notlage gespürt, seine Gefangenschaft, aber dann war die Verbindung wieder abgebrochen. Insoweit konnte Randoms Geschichte stimmen. Ich sagte also: »Wenn er uns den Schuldigen zeigen kann, müssen wir ihn schon allein deswegen zurückholen.«
    »Ich hatte gehofft, daß du das sagen würdest«, erwiderte Random. »Es geht mir gegen den Strich, eine solche Sache unerledigt zu lassen.«
    Ich holte die Flasche und schenkte uns nach.
    »Doch ehe wir uns näher damit befassen«, sagte ich, »muß ich einen geeigneten Weg finden, die schlimme Nachricht über Caine an den Mann zu bringen. Wo steckt Flora?«
    »Ich glaube, unten in der Stadt. Heute früh war sie noch hier. Ich bin sicher, ich kann sie für dich auftreiben.«
    »Ja, bitte tu das. Sie ist meines Wissens die einzige, die diese Kerle gesehen hat, als sie damals in ihr Haus in Westchester stürmten. Es wäre gut, wenn sie unsere Geschichte über den unangenehmen Charakter dieser Typen insoweit unterstützen kann. Außerdem möchte ich ihr noch einige andere Fragen stellen.«
    Random leerte sein Glas und stand auf.
    »Also gut. Ich erledige das sofort. Wohin soll ich sie bringen?«
    »Zu mir. Wenn ich nicht dort bin, wartet bitte.«
    Er nickte.
    Ich stand auf und begleitete ihn in den Flur.
    »Hast du den Schlüssel zu diesem Zimmer?« fragte ich.
    »An einem Haken drinnen.«
    »Dann schließ lieber ab. Wir wollen doch nicht, daß die Sache vorzeitig ans Licht kommt.«
    Er schloß ab und gab mir den Schlüssel. Ich begleitete ihn zum ersten Treppenabsatz und verabschiedete mich von ihm. Dann suchte ich meine Räume auf.
    Aus dem Safe nahm ich das Juwel des Geschicks, ein Rubinschmuckstück, das Vater und Eric die Wetterkontrolle rings um Amber ermöglicht hatte. Vor seinem Tode hatte mir Eric gesagt, was ich tun mußte, um das Juwel auf mich einzustimmen. Bis jetzt hatte ich noch keine Zeit gehabt, diesen Anweisungen zu folgen, und eigentlich fehlte mir die Zeit immer noch. Doch während meines Gesprächs mit Random war ich zu dem Schluß gekommen, daß ich mir die Zeit einfach nehmen mußte. Ich hatte Dworkins Notizen in der Nähe von Erics Kamin unter einem Stein gefunden. Auch das hatte er mir in seinen letzten Minuten verraten. Ich hätte gern gewußt, wie diese Notizen überhaupt in seinen Besitz gekommen waren, denn sie waren unvollständig. Ich nahm sie aus dem hinteren Teil des Safes und blätterte sie noch einmal durch. Sie entsprachen Erics Anweisungen hinsichtlich der Einstimmung auf das Juwel.
    Doch sie ließen erkennen, daß der Edelstein auch noch anders genutzt werden konnte, daß die Kontrolle meteorologischer Erscheinungen eine fast nebensächliche, wenn auch spektakuläre Auswirkung eines Komplexes von Prinzipien war, der dem Muster, den Trümpfen und der physikalischen Integrität des eigentlichen Amber abseits der Schatten zugrunde lag. Leider wurden keine Details aufgeführt. Doch je mehr ich mein Gedächtnis durchforschte, desto realer erschien mir die Grundlage für eine solche Vermutung. Vater hatte das Juwel nur selten getragen; und obwohl er es als Wetterveränderer bezeichnet hatte, war bei den Gelegenheiten, da er das Schmuckstück vorgeführt hatte, das Wetter nicht immer spürbar anders geworden. Und er hatte den Stein oft auf seinen kleinen Reisen

Weitere Kostenlose Bücher