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Die Prinzen von Amber

Titel: Die Prinzen von Amber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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verwendet hatte.
    Benedict hatte nun keinen Zweifel daran gelassen, daß er mir mißtraute. Dies allein war sicher ein ausreichender Grund dafür, daß er Informationen über Dinge für sich behielt, die er für zu problematisch hielt, als daß sie mich etwas angingen. Hölle, wenn die Lage umgekehrt gewesen wäre, hätte ich mir auch nicht vertraut! Doch nur ein Dummkopf hätte ihn jetzt darauf angesprochen. Denn es gab noch andere Möglichkeiten.
    Immerhin möglich, daß er mir später unter vier Augen von Brands Besuchen erzählen wollte. Dabei mochte es durchaus um etwas gegangen sein, das er nicht vor der Gruppe und besonders nicht vor Brands Möchtegern-Mörder besprechen wollte.
    Oder ... Natürlich war auch die Möglichkeit nicht auszuschließen, daß Benedict selbst hinter allem stand. Die Folgen wagte ich mir nicht vorzustellen. Da ich unter Napoleon, Lee und McArthur gedient hatte, wußte ich den Taktiker wie auch den Strategen zu schätzen. Benedict war beides, der beste, den ich je gekannt hatte. Der kürzliche Verlust seines rechten Arms hatte diese Fähigkeiten in keiner Weise gemindert, ebensowenig wie seine Gefährlichkeit im Zweikampf. Wäre ich seinerzeit nicht vom Glück begünstigt gewesen, hätte er mich wegen eines Mißverständnisses mühelos windelweich geschlagen. Nein, ich wünschte mir nicht, daß Benedict der Drahtzieher war, und ich gedachte auch nicht auf die Jagd nach den Dingen zu gehen, die er im Augenblick verheimlichen wollte. Ich hoffte nur, daß er sie sich lediglich für später aufhob.
    Ich beschränkte mich also auf ein »Das ist alles« und beschloß, das Thema zu wechseln.
    »Flora«, sagte ich. »Als ich dich nach meinem Unfall besuchte, sagtest du etwas, das ich auch heute noch nicht ganz verstehe. Da ich kurz darauf relativ viel Zeit zur Verfügung hatte und mir manche Dinge überlegen konnte, bin ich in meinen Erinnerungen auch auf diesen Satz gestoßen und habe mir Gedanken darüber gemacht. Ich verstehe ihn nicht. Würdest du mir bitte erläutern, was du gemeint hast, als du sagtest, die Schatten enthielten mehr Schrecknisse, als man geglaubt hätte?«
    »Nun, ich erinnere mich nicht genau daran, so etwas gesagt zu haben«, erwiderte Flora. »Aber vermutlich habe ich es gesagt, wenn es einen solchen Eindruck auf dich gemacht hat. Du kennst den Effekt, den ich meinte: daß Amber auf die benachbarten Schatten wie eine Art Magnet wirkt und Dinge daraus herüberzieht; je mehr man sich Amber nähert, desto einfacher ist der Weg, selbst für Schattenwesen. Während es zwischen benachbarten Schatten immer ein gewisses Maß an Wechselwirkung gibt, scheint dieser Effekt bei Amber stärker und auch einseitiger zu sein. Wir achten seit jeher besonders auf seltsame Dinge, die sich aus den Schatten zu uns verirren. Nun, in den Jahren vor deiner Gesundung schienen diese Erscheinungen in der Nähe Ambers verstärkt aufzutreten. Unheimliche Wesen tauchten auf, fast immer gefährlich. Viele waren unverkennbar Geschöpfe aus nahegelegenen Bereichen. Nach einiger Zeit jedoch kamen die Besucher von immer weiter her. Schließlich tauchten Wesen auf, die uns völlig unbekannt waren. Man wußte keine Erklärung für diesen plötzlichen Transport von Gefahren, obwohl wir ziemlich gründlich nach den Ursachen forschten, die die Erscheinungen zu uns treiben mochten. Mit anderen Worten – es traten ziemlich unwahrscheinliche Schattendurchdringungen auf.«
    »Dies begann schon, während Vater noch in der Stadt war?«
    »O ja. Es begann mehrere Jahre vor seiner Gesundung
    – wie ich eben schon sagte.«
    »Ich verstehe. Hat sich schon mal jemand mit der Frage beschäftigt, ob es zwischen diesen Ereignissen und Vaters Verschwinden eine Verbindung gibt?«
    »Gewiß«, erwiderte Benedict. »Ich bin noch immer der Meinung, daß hier der Grund zu sehen ist. Er zog los, um den Phänomenen nachzugehen – oder um ein Gegenmittel zu finden.«
    »Das ist lediglich eine Vermutung«, meinte Julian. »Du weißt ja, wie er war. Er hat niemals Gründe genannt.«
    Benedict zuckte die Achseln.
    »Es ist jedenfalls eine logische Schlußfolgerung«, sagte
    er. »Soweit ich weiß, hat er bei verschiedenen Gelegenheiten von seiner Sorge über die Monsterwanderungen – wenn wir sie so nennen wollen – gesprochen.«
    Ich zog meine Karten aus ihrem Behältnis; ich hatte es mir in letzter Zeit angewöhnt, stets einen kompletten Satz Trümpfe bei mir zu führen. Ich zog Gérards Karte und betrachtete sie. Die anderen

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