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Die Prinzen von Amber

Titel: Die Prinzen von Amber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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eine Ahnung hast, was du nun tun willst.«
    »O ja«, sagte ich. »Zunächst gedenke ich Antwort zu erhalten auf eine Reihe von Fragen – über all die Dinge, die uns zu schaffen machen. Wir können gleich mit Brand und seinen Sorgen beginnen.« Ich wandte mich an Benedict, der vor dem Kamin saß und ins Feuer starrte, und sagte: »Vor einiger Zeit hast du mir in Avalon gesagt, Brand hätte zu denjenigen gehört, die nach meinem Verschwinden nach mir gesucht hätten.«
    »Richtig«, bestätigte Benedict.
    »Wir alle haben dich gesucht«, sagte Julian.
    »Zuerst nicht«, gab ich zurück. »Ursprünglich waren es Brand, Gérard und du, Benedict. Ist das die Auskunft, die du mir gegeben hast?«
    »Ja«, sagte er. »Die anderen haben es später versucht. Auch das habe ich dir gesagt.«
    Ich nickte. »Hat Brand damals etwas Ungewöhnliches mitgeteilt?« fragte ich.
    »Ungewöhnlich? In welcher Beziehung?« wollte Benedict wissen.
    »Keine Ahnung. Ich suche nach einer Verbindung zwischen dem, was ihm widerfahren ist, und meinen Erlebnissen.«
    »Dann suchst du am falschen Ort«, meinte Benedict. »Er kehrte von der Suche zurück und meldete einen Fehlschlag. Und anschließend war er noch verdammt lange in der Stadt, und zwar unbelästigt.«
    »Das hatte ich schon richtig mitbekommen«, sagte ich. »Doch aus Randoms Worten schließe ich, daß er endgültig etwa einen Monat vor dem Augenblick verschwand, da ich gesundete und zurückkehrte. Das kommt mir irgendwie seltsam vor. Wenn er nach der Suche keine besonderen Vorkommnisse melden konnte – hat er dann vielleicht unmittelbar vor seinem Verschwinden noch etwas gefunden? Oder in der Zwischenzeit? Weiß irgend jemand etwas? Sagt es mir, wenn ihr etwas wißt!«
    Köpfe wurden hin und her gewendet, man sah sich an. Die Blicke schienen mir allerdings eher von Neugier als von Mißtrauen oder Nervosität zu zeugen.
    »Also«, sagte Llewella schließlich. »Ich weiß nicht recht. Ich weiß nicht, ob es wichtig ist, meine ich.«
    Alle Blicke richteten sich auf sie. Während sie sprach, flocht sie unablässig die Enden ihrer Gürtelschnur.
    »Es war in der Zeit dazwischen – und vielleicht hat es ja auch keine Bedeutung«, fuhr sie fort. »Die Sache kam mir jedenfalls seltsam vor. Brand kam damals nach Rebma ...«
    »Wie lange ist das her?« fragte ich.
    Sie runzelte die Stirn.
    »Fünfzig, sechzig, siebzig Jahre ... ich weiß es nicht genau.«
    Ich versuchte, mich an den Umrechnungsfaktor zu erinnern, den ich während meiner langen Einkerkerung gefunden hatte. Danach entsprach ein Tag in Amber gut zweieinhalb Tagen auf der Schatten-Erde, auf der ich mein Exil verbracht hatte. Wann immer möglich, wollte ich die Ereignisse in Amber in meine Exilzeit umrechnen, für den Fall, daß sich seltsame Gemeinsamkeiten ergaben. Brand war also in einer Zeit nach Rebma gereist, die für mich irgendwann im neunzehnten Jahrhundert lag.
    »Wie immer das Datum gewesen sein mag«, sagte sie, »er kam und besuchte mich. Er blieb mehrere Wochen.« Sie sah Random an. »Er erkundigte sich nach Martin.«
    Random kniff die Augen zusammen und legte den Kopf auf die Seite.
    »Hat er dir den Grund genannt?« fragte er.
    »Eigentlich nicht«, sagte sie. »Er deutete an, er habe Martin irgendwann auf seinen Reisen kennengelernt, und erweckte den Eindruck, als würde er sich gern mit ihm in Verbindung setzen. Erst nach seiner Abreise wurde mir bewußt, daß er wahrscheinlich nur deswegen zu uns gekommen war, um möglichst viel über Martin herauszufinden. Ihr wißt ja, wie raffiniert Brand sein kann, wie er Dinge in Erfahrung bringt, ohne spürbar darauf scharf zu sein. Erst als ich mit einigen anderen gesprochen hatte, bei denen er ebenfalls zu Besuch gewesen war, ging mir auf, was geschehen war. Den Grund habe ich allerdings nie erfahren.«
    »Das ist – höchst seltsam«, bemerkte Random. »Es bringt mir etwas in Erinnerung, dem ich bisher keine Bedeutung beigemessen habe. Einmal fragte er mich gründlich nach meinem Sohn aus – das kann durchaus zur gleichen Zeit gewesen sein. Er machte allerdings keine Andeutung, daß er ihn kennengelernt habe – oder ihn kennenlernen wollte. Das Gespräch begann mit einer kleinen Stichelei über uneheliche Söhne. Als ich mich gekränkt zeigte, entschuldigte er sich und stellte mir ein paar vernünftigere Fragen über den Jungen, Fragen, die ich damals seinem Bemühen um Höflichkeit zuschrieb – damit ich mich später nicht im Zorn an das Gespräch erinnerte.

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