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Die Prinzen von Amber

Titel: Die Prinzen von Amber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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als der Zweite Schleier. So war ich vermutlich wieder frei unterwegs, ehe er seine Barriere überwunden hatte. Doch dann mußte ich das beschädigte Areal ein zweitesmal überqueren. Anschließend mochte auch er wieder frei sein, doch er kam dann langsamer voran als ich, befand er sich doch in einem Gebiet, in dem die Beine noch mehr behindert werden.
    Jeder Schritt war von einem gleichmäßigen Knistern begleitet, ein Kribbeln durchzog meinen ganzen Körper. Die Funken stiegen bis zur Mitte der Waden empor. Es war, als schritte ich durch ein Feld mit elektrisch geladenem Getreide. Mein Haar stand empor, ich spürte, wie es sich regte. Einmal blickte ich zurück und sah Fiona auf dem Pferd sitzen, reglos, beobachtend.
    Ich kämpfte mich zum Zweiten Schleier vor.
    Windungen ... kurze, enge Kurven ... Die Gegenwehr nahm zu und brandete gegen mich, so daß schließlich all meine Aufmerksamkeit, all meine Kraft dem Bemühen galten, dagegen anzukommen. Wieder einmal stellte sich das vertraute Gefühl der Zeitlosigkeit ein, als wäre dies alles, was ich jemals getan hätte, alles, was ich jemals tun würde. Und der Wille ... ein Sammeln von Antrieben und Wünschen in einer solchen Intensität, daß alles andere ausgeschlossen wurde ... Brand, Fiona, Amber, meine eigene Identität ... Die Funken stiegen höher empor, während ich kämpfte, mich drehte, mich vordrängte: Jeder Schritt erforderte mehr Einsatz als der vorherige.
    Ich stieß hindurch. Und wieder auf die schwarze Fläche.
    Im Reflex bewegte ich Grayswandir vor mich nach unten. Wieder das Grau, der farblose Nebel, durchschnitten vom Blau der Klinge, die wie ein chirurgisches Skalpell den Weg aufbrach.
    Als ich ins normale Licht zurückkehrte, suchten meine Augen nach Brand. Er befand sich noch im westlichen Quadranten, kämpfte noch mit der Großen Kurve – er hatte dieses Hindernis zu etwa zwei Dritteln überwunden. Wenn ich mich anstrengte, erwischte ich ihn vielleicht in dem Augenblick, da er wieder los kam. Ich konzentrierte mich mit aller Kraft darauf, die Linie so schnell wie möglich zu durchschreiten.
    Als ich das Nordende des Musters und die Kurve erreichte, die zurückführte, ging mir plötzlich auf, was ich da plante.
    Ich wollte neues Blut auf dem Muster vergießen!
    Wenn ich zwischen einem weiteren Schaden für das Muster und der völligen Vernichtung des Musters durch Brand zu wählen hatte, dann wußte ich, was zu tun war. Doch spürte ich, daß es eigentlich eine andere Möglichkeit geben müßte. Ja ...
    Ich ging etwas langsamer. Es kam auf den richtigen Zeitpunkt an. Brand hatte es im Augenblick viel schwerer als ich, so daß ich ihm in dieser Beziehung überlegen war. Meine neue Strategie zielte darauf ab, unsere Begegnung am richtigen Ort herbeizuführen. Ironischerweise fiel mir in diesem Augenblick Brands Sorge um seinen Teppich ein.
Diesen
Ort sauberzuhalten, war viel problematischer.
    Er näherte sich dem Ende der Großen Kurve, und ich verfolgte ihn, während ich die Entfernung zur Schwärze abschätzte. Ich hatte beschlossen, ihn sein Blut auf dem Gebiet vergießen zu lassen, das bereits beschädigt war. Der einzige erkennbare Nachteil bestand darin, daß ich zur Rechten von Brand stehen würde. Um diesen Vorteil beim Kampf für ihn so klein wie möglich zu halten, mußte ich ein Stück hinter ihm bleiben.
    Brand rückte mühsam weiter vor, seine Bewegungen liefen wie in Zeitlupe ab. Auch ich mußte mich anstrengen, doch nicht im gleichem Maße. Ich hielt mit ihm Schritt. Dabei beschäftigten sich meine Gedanken mit dem Juwel, mit der Affinität, die wir seit der Einstimmung gespürt hatten. Ich empfand seine Gegenwart links vor mir, obwohl ich es auf Brands Brust nicht zu sehen vermochte. Würde es mich wirklich auf diese Entfernung zu schützen versuchen, falls Brand in der bevorstehenden Auseinandersetzung die Oberhand gewann? Seine Gegenwart spürend, war ich fast davon überzeugt. Es hatte mich einem Angreifer entrissen, in meinem Gedächtnis irgendwie einen traditionellen Platz der Geborgenheit gefunden – mein Bett auf der Erde – und mich dorthin befördert. Wie ich es nun spürte, wie ich durch Brands Körper hindurch förmlich den Weg vor seinen Füßen erblickte, durchströmte mich die beruhigende Erwartung, daß es sich von neuem zu meinem Schutz einsetzen würde. Andererseits dachte ich an Fionas Worte und war entschlossen, mich nicht darauf zu verlassen. Dennoch bedachte ich die anderen Funktionen des Juwels und

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