Die Prinzen von Amber
Gefühl, als könnte ich es wissen«, antwortete ich. »Was es auch ist, ich kann es jedenfalls nicht aufhalten.«
Plötzlich zuckte Benedicts Klinge aus der Scheide und bekämpfte die andere Waffe, die der meinen ähnelte. Im nächsten Augenblick focht er gegen einen unsichtbaren Gegner.
»Zeig´s ihm, Benedict!« rief Random.
»Sinnlos«, meinte ich. »Gleich wird er entwaffnet.«
»Woher weißt du das?« wollte Gérard wissen.
»Irgendwie bin ich das, der da drinnen gegen Benedict kämpft«, entgegnete ich. »Vor uns sehen wir die andere Seite meines Traums in Tir-na Nog´th. Ich weiß nicht, wie er das geschafft hat, doch es ist der Preis dafür, daß Vater das Juwel zurückbekommen hat.«
»Ich verstehe das nicht«, sagte er.
Ich schüttelte den Kopf.
»Ich habe auch keine Ahnung, wie so etwas möglich ist«, sagte ich. »Auf jeden Fall können wir erst eintreten, wenn zwei Dinge aus dem Thronsaal verschwunden sind.«
»Welche beiden Dinge?«
»Paß nur auf!«
Benedict hatte das Schwert in die rechte Hand befördert, und seine schimmernde Prothese zuckte vor und suchte sich ein unsichtbares Ziel. Die Klingen parierten die Hiebe der anderen, gingen überkreuz und preßten gegeneinander, wobei die Spitzen langsam zur Decke emporstiegen. Benedicts rechte Hand krampfte sich immer mehr zu.
Plötzlich kam die Grayswandir-Klinge frei und bewegte sich an der anderen vorbei. Sie richtete einen gewaltigen Hieb auf Benedicts rechten Arm, auf den Übergang zwischen Prothese und Armstumpf. Im nächsten Augenblick drehte sich Benedict herum, und mehrere Sekunden lang konnten wir nicht erkennen, was da geschah.
Endlich hatten wir wieder freie Sicht: Benedict sank im Drehen auf die Knie. Er umklammerte seinen Armstumpf. Der mechanische Arm mit der Hand hing nahe Grayswandir in der Luft. Er entfernte sich von Benedict und verlor dabei an Höhe, wie die Klinge. Als beide den Boden erreichten, prallten sie nicht auf, sondern glitten hindurch und waren gleich darauf nicht mehr zu sehen.
Ich fiel nach vorn, gewann mein Gleichgewicht wieder und eilte vor. Das Hindernis war verschwunden.
Martin und Dara waren vor uns bei Benedict. Als Gérard, Random und ich das Podest erstiegen, hatte Dara einen Streifen von ihrem Umhang abgerissen und verband damit Benedicts Armstumpf.
Random packte Martin an der Schulter und drehte ihn zu sich herum. »Was ist geschehen?« fragte er.
»Dara ... Dara wollte Amber sehen«, antwortete er. »Da ich jetzt hier lebe, erklärte ich mich einverstanden, sie hindurchzuholen und herumzuführen. Dann ...«
»Hindurchzuholen? Du meinst, durch einen Trumpf?«
»Nun ... ja.«
»Deinen oder ihren?«
Martin biß sich auf die Unterlippe.
»Also, weißt du ...«
»Gib mir die Karten«, forderte Random und riß Martin das Behältnis aus dem Gürtel. Er öffnete es und begann die Karten durchzublättern.
»Dann kam ich auf den Gedanken, Benedict zu verständigen, da er sich für sie interessierte«, fuhr Martin fort. »Benedict wollte kommen und sehen ...«
»Zum Teufel!« rief Random. »Hier haben wir einen Trumpf von dir, einen von ihr und einen von einem Kerl, den ich noch nie gesehen habe! Woher hast du die?«
»Zeig mal!« sagte ich.
Er reichte mir die drei Karten.
»Nun?« fragte er. »Hast du sie von Brand? Meines Wissens ist er heutzutage der einzige, der noch Trümpfe machen kann.«
»Ich will mit Brand nichts zu tun haben«, antwortete Martin, »außer ihn umzubringen!«
Doch ich wußte bereits, daß diese Karten nicht von Brand stammten. Sie entsprachen nicht seinem Stil. Die Art der Gestaltung war mir völlig unbekannt. Doch noch mehr beschäftigten mich die Gesichtszüge der dritten Person, des Mannes, von dem Random behauptete, er habe ihn nie zuvor gesehen. Ich aber kannte ihn. Vor mir sah ich das Gesicht des Jünglings, der sich mir vor den Höfen des Chaos mit einer Armbrust in den Weg gestellt hatte, der mich erkannt hatte und daraufhin nicht mehr schießen wollte.
Ich streckte Martin die Karte hin.
»Martin, wer ist das?« wollte ich wissen.
»Der Mann, der die zusätzlichen Trümpfe gefertigt hat«, gab er zur Antwort. »Da er schon einmal dabei war, zeichnete er gleich noch einen von sich selbst. Seinen Namen kenne ich nicht. Er ist ein Freund Daras.«
»Du lügst!« behauptete Random.
»Dann soll Dara uns Antwort geben«, sagte ich und wandte mich an sie.
Sie kniete noch immer neben Benedict, obwohl sie mit dem Wundverband fertig war und er sich wieder
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