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Die Prinzen von Amber

Titel: Die Prinzen von Amber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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gegenüber Eric, gegenüber dem Thron. Du handelst, glaube ich, auch aus einem Gefühl der Pflicht heraus. Auch ich fühle mich jetzt verpflichtet, gegenüber Amber, gegenüber dem Thron. Eigentlich sogar mehr, viel mehr, wie mir vorhin aufging. Aber mir ist auch etwas anderes klargeworden, etwas, worauf sich mein Pflichtgefühl nicht erstreckt. Ich weiß nicht, wann oder wie mein Bestreben aufgehört hat und ich mich verändert habe – aber ich möchte den Thron nicht mehr, Vater. Es tut mir leid, wenn das deine Pläne durcheinanderbringt, aber ich möchte nicht König von Amber werden. Bedaure.«
    Ich wandte den Kopf und betrachtete wieder die unheilvolle Schwärung des Musters. Ich hörte ihn seufzen.
    »Ich werde dich jetzt nach Hause schicken«, sagte er schließlich. »Sattle dein Pferd und nimm Vorräte mit. Der Ritt ist weit. Begib dich an einen Ort außerhalb Ambers – egal wohin, es muß nur einigermaßen abgelegen sein.«
    »Mein Grabmal?«
    Er schnaubte durch die Nase und stimmte ein leises Lachen an. »Das müßte genügen. Reite dorthin und erwarte meine weiteren Anweisungen! Ich muß nachdenken.«
    Ich stand auf. Er streckte den Arm aus und legte mir die rechte Hand auf die Schulter. Das Juwel pulsierte. Er blickte mir in die Augen.
    »Niemand bekommt alles, was er haben will, so wie er es haben will«, sagte er.
    Es trat eine Art Distanzierungseffekt ein, wie die Kraft eines Trumpfs, aber in umgekehrter Richtung. Ich vernahm Stimmen und erblickte ringsum das Zimmer, das ich vor einiger Zeit verlassen hatte. Benedict, Gérard, Random und Dara waren bei mir. Ich spürte, wie Vater meine Schulter losließ. Dann war er fort, und ich befand mich wieder bei den anderen.
    »Was ist passiert?« fragte Random. »Wir haben gesehen, wie Vater dich zurückgeschickt hat. Wie hat er das übrigens gemacht?«
    »Keine Ahnung«, antwortete ich. »Jedenfalls bestätigt er Daras Angaben. Er gab ihr den Siegelring und die Botschaft.«
    »Warum?« fragte Gérard.
    »Wir sollten lernen, ihr zu vertrauen«, antwortete ich.
    Benedict stand auf. »Dann will ich tun, was man mir aufgetragen hat.«
    »Er möchte, daß du angreifst und dann zurückweichst«, sagte Dara. »Danach brauchst du sie lediglich in Schach zu halten.«
    »Für wie lange?«
    »Er sagte nur, das würde dir dann schon klar.«
    Benedict lächelte, was er selten tat, und nickte. Er bediente sein Kartenetui mit einer Hand, nahm die Karten heraus und zog den speziellen Trumpf für die Höfe des Chaos, den ich ihm gegeben hatte.
    »Viel Glück«, sagte Random.
    »Ja«, betonte Gérard.
    Ich äußerte ebenfalls meine Glückwünsche und sah zu, wie er verblaßte. Als das regenbogenbunte Nachbild verschwunden war, wandte ich mich ab und bemerkte dabei, daß Dara lautlos weinte. Ich machte keine Bemerkung darüber.
    »Auch ich habe jetzt meine Befehle – gewissermaßen«, sagte ich. »Ich muß los.«
    »Und ich kehre auf das Meer zurück«, verkündete Gérard.
    »Nein«, hörte ich Dara sagen, als ich mich bereits der Tür näherte. Ich blieb stehen.
    »Du sollst hierbleiben, Gérard, und dich um die Sicherheit Ambers kümmern. Einen Angriff zur See wird es nicht geben.«
    »Aber ich dachte, Random wäre hier für die Verteidigung zuständig.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Random soll zu Julian nach Arden reiten.«
    »Bist du sicher?« fragte Random.
    »Ganz sicher.«
    »Gut«, sagte er. »Hübsch zu wissen, daß er wenigstens an mich gedacht hat. Tut mir leid, Gérard, so ist die Lage.«
    Gérard schaute ihn verwirrt an. »Ich hoffe, er weiß, was er tut«, meinte er.
    »Das haben wir doch schon durchgekaut«, sagte ich. »Leb wohl!«
    Als ich das Zimmer verließ, hörte ich Schritte. Dara tauchte neben mir auf.
    »Was noch?« fragte ich.
    »Ich dachte, ich könnte dich begleiten.«
    »Ich will nur den Hügel hinauf, um mir Vorräte zu besorgen. Dann muß ich zum Stall.«
    »Ich komme mit.«
    »Ich reite allein.«
    »Ich könnte sowieso nicht mitreiten. Ich muß noch mit deinen Schwestern sprechen.«
    »Ah, sie gehören also auch dazu?«
    »Ja.«
    Wir gingen schweigend nebeneinander her. Dann sagte sie: »Die ganze Sache war nicht so nüchtern, wie sie dir vorkommen muß, Corwin.«
    Wir betraten den Proviantraum.
    »Welche Sache?«
    »Du weißt, was ich meine.«
    »Ach, das. Na schön.«
    »Ich mag dich. Es könnte eines Tages mehr als das sein, wenn du überhaupt etwas empfindest.«
    Mein Stolz legte mir eine schnippische Antwort in den Mund, die ich aber

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