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Die Prinzen von Amber

Titel: Die Prinzen von Amber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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zugleich leicht berührt und darauf gewartet, daß sich etwas rührte. Wenn es dazu kam, richtete ich meine Aufmerksamkeit auf den Sprechenden. Wenn ich mich einzeln mit euch beschäftigte, konnte ich sogar manchmal eure Gedanken lesen, auch wenn ihr die Trümpfe nicht benutztet – dazu mußtet ihr aber ausreichend abgelenkt sein.«
    »Trotzdem wußte er Bescheid«, sagte ich.
    »Durchaus möglich«, sagte Fiona. »Sogar wahrscheinlich.« Bleys nickte ihr zu.
    Random rückte näher. »Was sollte deine Frage nach Corwins Gesundung?« fragte er. »Woher wußtest du überhaupt von der Wunde, wenn du nicht ...«
    Caine nickte nur. Ich sah Benedict und Julian in einiger Entfernung stehen; sie sprachen zu ihren Soldaten. Caines stumme Bewegung führte aber dazu, daß ich sie vergaß.
    »Du?« fragte ich mit belegter Stimme. »Du hast mir den Stich beigebracht?«
    »Trink einen Schluck«, sagte Random und reichte mir seine Flasche. Es war verdünnter Wein. Ich trank gierig. Mein Durst war groß, doch ich hielt nach mehreren Schlukken inne.
    »Erzähl mir darüber«, forderte ich.
    »Na schön – das bin ich dir schuldig«, gab er zurück. »Als ich aus Julians Gedanken erfuhr, daß du Brand nach Amber zurückgebracht hattest, kam ich zu dem Schluß, daß eine alte Vermutung von mir richtig gewesen war – daß du nämlich mit Brand unter einer Decke stecktest. Das hieß, ihr mußtet beide vernichtet werden. In jener Nacht projizierte ich mich mit Hilfe des Musters in deine Räume. Dort versuchte ich dich umzubringen, aber du warst zu schnell und konntest dich durch den Trumpf retten, ehe ich es noch einmal versuchen konnte.«
    »Die Verdammnis treffe dich!« sagte ich. »Wenn du unsere Gedanken lesen konntest, hättest du dann nicht erkennen können, daß ich nicht der Gesuchte war?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Ich konnte nur Oberflächengedanken und Reaktionen auf die jeweilige Umgebung auffangen. Und das nicht immer. Außerdem hatte ich deinen Fluch gehört, Corwin, der sich zu bewahrheiten begann. Es war überall zu sehen. Ich hatte das Gefühl, daß wir alle viel sicherer sein würden, wenn es dich und Brand nicht mehr gäbe. Seine Taten vor deiner Rückkehr hatten mir gezeigt, wozu er fähig war. Aber ich kam damals nicht an ihn heran, wegen Gérard. Dann begann er stärker zu werden. Ich machte später noch einen Versuch, der aber fehlschlug.«
    »Wann war das?« fragte Random.
    »Es war der Angriff, an dem Corwin die Schuld erhielt. Ich maskierte mich – für den Fall, daß er entkommen konnte wie Corwin. Er sollte nicht wissen, daß ich noch mitspielte. Ich projizierte mich durch das Muster in seine Gemächer und versuchte ihn umzubringen. Wir wurden beide verletzt – es floß viel Blut –, doch auch er konnte sich durch den Trumpf retten. Vor kurzem setzte ich mich dann mit Julian in Verbindung und schloß mich ihm für diese Schlacht an, denn hier mußte Brand auftauchen. Ich hatte einige Pfeile mit silbernen Spitzen machen lassen, weil ich davon überzeugt war, daß er nicht mehr der alte war, nicht mehr so wie wir übrigen. Ich wollte ihn schnell töten können, und zwar aus der Entfernung. Ich übte Bogenschießen und machte mich hier auf die Suche. Und schließlich hatte ich ihn gefunden. Und jetzt versichert mir jeder hier, daß ich mich in dir geirrt habe. Ich schätze, der für dich bestimmte Pfeil wird im Köcher bleiben.«
    »Vielen Dank.«
    »Mag sein, daß ich dir sogar Abbitte leisten muß.«
    »Das würde mich zu Tränen rühren.«
    »Andererseits sage ich mir, daß ich recht hatte. Ich habe gehandelt, um die anderen zu retten ...«
    Ich bekam Caines Entschuldigung nicht zu hören, denn im gleichen Augenblick ertönte ein Fanfarenstoß, der die ganze Welt erzittern ließ – richtungslos, laut, langgedehnt. Wir drehten die Köpfe hin und her, suchten nach dem Bläser.
    Caine stand auf und hob den Arm. »Dort!« sagte er.
    Mein Blick folgte seiner Bewegung. Im Nordwesten hatte sich der Vorhang der Sturmfront geöffnet, an der Stelle, an der die schwarze Straße daraus hervorkam. Ein gespenstischer Reiter auf schwarzem Pferd war erschienen und stieß ins Horn. Es dauerte einen Augenblick, ehe neue Töne uns erreichten. Sekunden später erschienen zwei weitere Trompeter – ebenfalls bleich von Gestalt und auf schwarzen Pferden sitzend. Sie hoben die Instrumente an die Lippen und fielen in die Fanfaren ein.
    »Was mag das sein?« fragte Random.
    »Ich glaube, ich weiß es«, meinte Bleys, und

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