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Die Prinzen von Amber

Titel: Die Prinzen von Amber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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habe Euch beobachtet.«
    Dann wandte ich mich dem großen, dunkelhaarigen Mann zu, der seinen ruhenden Kameraden angrinste.
    »Hättet Ihr etwas dagegen, wenn ich mit Euch ein bißchen trainiere, während sich Euer Freund ausruht?« fragte ich.
    Er grinste noch breiter und deutete auf seinen Mund und seine Ohren. Ich versuchte es mit mehreren anderen Sprachen, doch eine Verständigung kam nicht zustande. Schließlich deutete ich auf die Klinge und auf ihn und dann auf mich, bis er begriff, was ich wollte. Sein Gegner schien den Einfall für gut zu halten, denn er bot mir seine Waffe an.
    Ich nahm sie. Das. Schwert war kürzer und weitaus schwerer als Grayswandir*.
    [*Das ist der Name meiner Klinge, den ich bis jetzt noch gar nicht erwähnt habe. Damit verbindet sich eine eigene Geschichte, die ich vielleicht noch erzähle, ehe Sie erfahren, was mich zu diesem letzten Paß geführt hat. Aber sollte ich den Namen noch einmal verwenden, dann wissen Sie wenigstens, wovon ich spreche.]
    Zur Probe schwang ich die Klinge ein paarmal hin und her, zog meinen Mantel aus, warf ihn zur Seite und schlug
en garde.
    Der große Bursche griff an. Ich parierte und attackierte. Er parierte und ripostierte. Ich parierte die Riposte, fintete und griff erneut an. Und so weiter. Nach fünf Minuten wußte ich, daß mein Gegner gut war – und daß ich ihn besiegen konnte. Er unterbrach zweimal den Kampf, um sich ein vor mir angewandtes Manöver erklären zu lassen. In beiden Fällen begriff er sehr schnell, worum es ging. Doch nach einer Viertelstunde wurde sein Grinsen breiter. Vermutlich war dies der Augenblick, da er die meisten Gegner mit seinem Durchhaltevermögen zum Aufgeben zwang, wenn sie sich überhaupt schon so lange gehalten hatten.
    Er wußte mit seinen Kräften zu haushalten und sie richtig einzusetzen, das muß ich zugeben. Nach zwanzig Minuten trat ein verwirrter Ausdruck auf sein Gesicht. Ich sah wohl nicht aus wie ein Mann, der einen Kampf so lange durchstand. Doch was vermag ein Mensch über die Kräfte zu sagen, die in einem Abkömmling Ambers schlummern?
    Nach fünfundzwanzig Minuten war er in Schweiß gebadet, setzte den Kampf aber tapfer fort. Mein Bruder Random wirkt und handelt gelegentlich wie ein asthmatischer jugendlicher Raufbold – doch einmal hatten wir gut sechsundzwanzig Stunden miteinander gekämpft, nur um festzustellen, wer zuerst aufgab. (Wenn Sie es unbedingt wissen wollen: ich war es. Ich hatte am nächsten Tag eine Verabredung, zu der ich in einigermaßen guter Verfassung antreten wollte.) Wir hätten weiterkämpfen können. Zwar war ich keiner Leistung fähig, wie ich sie damals zustande gebracht hatte, doch wußte ich, daß ich diesem Manne überlegen war. Immerhin war er nur ein Mensch.
    Nach etwa einer halben Stunde, als er bereits schwer atmete und in seinen Gegenzügen langsamer wurde und sicher bald erriet, daß ich mich zurückhielt, hob ich die Hand und senkte die Klinge, wie ich es bei seinem ersten Gegner gesehen hatte. Er kam ebenfalls langsam zum Stillstand und stürzte dann auf mich zu und umarmte mich. Was er sagte, verstand ich nicht, doch ich vermutete, daß unsere Übung ihm gefallen hatte. Und das traf auch für mich zu. Das Schlimme war nur, daß ich die Anstrengung spürte. Mir war leicht schwindlig zumute.
    Aber ich brauchte mehr. Ich gab mir das Versprechen, daß ich mich an diesem Tage bis zum Äußersten anstrengen, mir an Abend den Bauch vollschlagen und dann in einen tiefen Schlaf sinken würde. Und morgen dasselbe Programm.
    Daraufhin begab ich mich zu den Bogenschützen. Nach eine Weile lieh ich mir einen Bogen aus und schoß im Dreifingerstil etwa hundert Pfeile ab. Meine Trefferquote war nicht schlecht. Anschließend schaute ich eine Zeitlang den Berittenen zu, die mit Lanzen, Schilden und Morgensternen hantierten, und ging dann weiter, um mir die Ringkämpfe anzuschauen.
    Schließlich rang ich mit drei Männern hintereinander. Danach fühlte ich mich wirklich ausgelaugt. Ich konnte nicht mehr.
    Schweißüberströmt, schweratmend setzte ich mich auf eine schattige Bank. Ich dachte an Lance, an Ganelon, an das Abendessen. Nach etwa zehn Minuten begab ich mich ins Zimmer, das man mir zugewiesen hatte, und wusch mich gründlich.
    Ich verspürte einen Heißhunger und machte mich schließlich daran, mir ein Abendessen und Informationen zu beschaffen. Ich hatte mich kaum von der Tür entfernt, als ein Wächter herankam – es handelte sich um einen der Männer, die mich am

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