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Die Prinzen von Amber

Titel: Die Prinzen von Amber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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als ich ... Doch jetzt kommt ein seltsamer Punkt. Ich hatte zuvor in Avalon einen Lancelot gekannt, einen Mann wie ihn – doch dieser Mann kannte mich nicht, als wir uns zum erstenmal sahen. Wirklich seltsam ... Jedenfalls lehnte er meinen Vorschlag ab, und der Titel fiel mir zu. Ich hasse diese Situation, aber so ist es nun mal. Seit über drei Jahren halte ich die unheimlichen Kräfte, so gut es geht, im Zaum. Alle meine Instinkte raten mir zur Flucht. Was schulde ich diesen Menschen? Was schert es mich, ob sich der verfluchte Kreis ausweitet oder nicht? Ich könnte über das Meer in ein Land fahren, welches der Kreis zu meinen Lebzeiten bestimmt nicht mehr erreicht, und die ganze Sache vergessen. Verdammt! Ich habe mir diese Verantwortung nicht gewünscht! Doch ich muß sie tragen!«
    »Warum?« frage ich, und meine Stimme klang mir seltsam in den Ohren.
    Er leerte schweigend seine Pfeife, füllte sie von neuem und zündete sie wieder an. Er begann zu rauchen. Das Schweigen dehnte sich in die Länge.
    »Ich weiß es nicht«, sagte er schließlich. »Ich würde einen Mann wegen seiner Stiefel hinterrücks erdolchen, wenn ich sie brauchte, um meine Füße warm zu halten. Ich weiß das, weil ich so etwas einmal getan habe. Aber ... diese Sache ist etwas anderes. Diese Attacke schadet allen, und ich bin der einzige, der etwas dagegen tun kann. Verdammt! Ich weiß, daß man mich hier eines Tages zusammen mit allen anderen begraben wird. Doch ich kann sie nicht im Stich lassen. Ich muß diese Erscheinung eindämmen, solange es geht.«
    Die klare Nachtluft hatte meine Gedanken belebt, obwohl sich mein Körper noch immer leicht betäubt anfühlte.
    »Könnte Lance nicht die Führung übernehmen?« fragte ich.
    »Gewiß. Er ist ein guter Mann. Aber es gibt noch einen anderen Grund. Ich glaube, das Ziegenwesen auf dem Altar, oder was immer es war, hatte Angst vor mir. Ich war in den Kreis gestürmt, und es hatte mir versichert, daß ich es nicht hinaus schaffen würde – aber dann habe ich es doch geschafft. Die nachfolgende Krankheit habe ich ebenfalls überstanden. Das Wesen weiß, daß ich hinter der erbitterten Gegenwehr stehe. Wir gewannen die blutige Schlacht in jener Nacht, in der Uther starb, und ich stand dem Wesen, das eine andere Form hatte, wieder gegenüber, und es erkannte mich. Vielleicht gehört das zu den Gründen, warum es sich im Augenblick zurückhält.«
    »Eine andere Form?«
    »Ein Wesen mit einem menschenähnlichen Körper, doch mit Ziegenhörnern und roten Augen. Es saß auf einem gescheckten Hengst. Wir kämpften eine Zeitlang miteinander, doch im Kampfgetümmel wurden wir getrennt. Nur gut so, denn der andere war im Begriff zu siegen. Während wir Schwerthiebe tauschten, sprach es zu mir, und ich erkannte die dröhnende Stimme wieder. Das Wesen nannte mich einen Dummkopf und versicherte mir, daß ich niemals siegen könne. Doch als der Morgen graute, gehörte das Schlachtfeld uns, und wir trieben die Ungeheuer in den Kreis zurück und brachten dabei noch viele fliehende Gegner um. Der Reiter des Schecken konnte entkommen. Seither hat es andere Vorstöße gegeben, doch nicht mehr in der Stärke jener Nacht. Wenn ich dieses Land verließe, würde sofort eine andere solche Armee – die sich im Augenblick schon versammelt –hervorstoßen. Das Wesen würde irgendwie wissen, daß ich mich zurückgezogen habe – so wie es auch wußte, daß Lance mit einem neuen Bericht über die Verteilung der Truppen im Kreis zu mir unterwegs war, und ihm unterwegs jene Wächter entgegenschickte. Das Wesen weiß inzwischen auch von Euch und macht sich bestimmt Gedanken über diese Entwicklung. Es fragt sich, wer Ihr seid, woher Ihr die Kräfte nehmt. Ich werde bleiben und kämpfen, bis ich falle. Ich muß. Fragt mich nicht nach dem Grund. Ich kann nur hoffen, daß ich vor jenem letzten Tag zumindest erfahre, wie es zu dieser Erscheinung gekommen ist –
warum
sich der Kreis dort draußen ausbreitet.«
    Im nächsten Augenblick ertönte ein Flattern dicht neben meinem Kopf. Hastig duckte ich mich, um der unbekannten Erscheinung auszuweichen – eine überflüssige Bewegung. Es war nur ein Vogel. Ein weißer Vogel. Er landete auf meiner linken Schulter und verharrte dort und stieß einen leisen Ruf aus. Ich streckte ihm das Handgelenk entgegen, und das Tier sprang herab. An seinem Bein war ein Zettel festgebunden. Ich löste ihn, las ihn, zerknüllte ihn in der Hand. Dann starrte ich in die Ferne, ohne etwas zu

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