Die Prinzen von Amber
Zimmer, und wir waren dorthin gegangen. Ich war inzwischen zum Captain ernannt worden und nutzte natürlich meine Stellung aus, indem ich uns das Essen und eine Extraflasche Wein servieren ließ.
»Die Männer haben Angst vor dir«, sagte sie. »Sie sagen, du ermüdest niemals.«
»Das tue ich aber«, erwiderte ich. »Glaub mir!«
»Natürlich«, sagte sie, schüttelte die zu langen Locken und lächelte. »Trifft das nicht bei uns allen zu?«
»Kann man wohl sagen«, erwiderte ich.
»Wie alt bist du?«
»Wie alt bist
du?«
»Ein Gentleman stellt diese Frage nicht.«
»Eine Dame aber auch nicht.«
»Als du hier auftauchtest, hielt man dich für über fünfzig.«
»Und ...?«
»Jetzt ist man sich nicht mehr sicher. Fünfundvierzig? Vierzig?«
»Nein«, sagte ich.
»Das hatte ich auch nicht angenommen. Aber dein Bart hat alle getäuscht.«
»Das haben Bärte oft so an sich.«
»Du siehst mit jedem Tag besser aus. Größer ...«
»Danke. Ich fühle mich tatsächlich besser als bei meiner Ankunft.«
»Sir Corey von Cabra«, sagte sie. »Wo liegt Cabra? Was ist Cabra? Nimmst du mich dorthin mit, wenn ich dich nett darum bitte?«
»Versprechen würd´ ich´s dir«, erwiderte ich. »Aber es wäre eine Lüge.«
»Ich weiß. Aber ich würd´s trotzdem gern hören.«
»Na gut. Ich nehme dich mit dorthin. Es ist ein mieses Land.«
»Bist du wirklich so gut, wie die Männer behaupten?«
»Wohl kaum. Und du?«
»Eigentlich nicht. Möchtest du jetzt zu Bett gehen?«
»Nein, ich möchte mich lieber mit dir unterhalten. Hier, ein Glas Wein.«
»Vielen Dank – auf deine Gesundheit.«
»Und die deine.«
»Wieso bist du ein so guter Schwertkämpfer?«
»Naturtalent und gute Lehrer – deshalb.«
»... und du hast Lance die ganze weite Strecke getragen und die Ungeheuer getötet ...«
»Je öfter man eine solche Geschichte erzählt, desto gewaltiger wird sie.«
»Aber ich habe dich beobachtet. Du bist wirklich besser als die anderen. Deshalb hat dir Ganelon ja auch seinen Vorschlag gemacht – was immer es ist. Er weiß etwas Gutes zu erkennen, wenn es ihm vor Augen kommt. Ich habe schon viele Schwertkämpfer zum Freund gehabt und habe ihnen beim Üben zugeschaut. Du könntest sie alle fertigmachen. Die Männer sagen, du wärst ein guter Lehrer. Sie mögen dich, obwohl du ihnen angst machst.«
»Warum mache ich ihnen angst? Weil ich kräftig bin? Es gibt viele kräftige Männer auf der Welt. Weil ich mein Schwert lange Zeit schwingen kann?«
»Sie glauben, da spielt etwas Übernatürliches mit.«
Ich lachte.
»Nein, ich bin nur der zweitbeste Schwertkämpfer, den es gibt. Verzeihung – vielleicht der drittbeste. Aber ich will mir künftig noch mehr Mühe geben.«
»Wer ist denn besser?«
»Möglicherweise Eric von Amber.«
»Wer ist das?«
»Ein übernatürliches Wesen.«
»Er ist der beste?«
»Nein.«
»Wer dann?«
»Benedict von Amber.«
»Ist er auch eins?«
»Ja – wenn er noch lebt.«
»Seltsam – du bist seltsam«, meinte sie. »Und warum? Sag´s mir! Bist auch du ein übernatürliches Wesen?«
»Komm, wir trinken noch ein Glas Wein.«
»Der Alkohol steigt mir zu Kopf.«
»Um so besser.«
Ich schenkte ein.
»Wir werden alle sterben«, sagte sie.
»Früher oder später.«
»Ich meine hier und bald, im Kampf gegen dieses Ding.«
»Warum sagst du das?«
»Es ist zu stark.«
»Warum bleibst du dann hier?«
»Ich weiß nicht, wohin ich sonst sollte. Deshalb habe ich dich auch nach Cabra gefragt.«
»Und deshalb bist du heute abend zu mir gekommen?«
»Nein. Ich wollte sehen, wie du so bist.«
»Ich bin ein Athlet, der sich gegen sein Training versündigt. Bist du hier in der Gegend geboren?«
»Ja. Im Wald.«
»Warum hast du dich mit den Burschen hier eingelassen?«
»Warum nicht? Es ist doch besser, als jeden Tag Schweine zu hüten.«
»Hast du keinen eigenen Mann gehabt? Einen ständigen, meine ich?«
»Doch. Aber er ist tot. Er ist der Mann, der den ... den Hexenring gefunden hat.«
»Tut mir leid.«
»Mir aber nicht. Immer wenn er genug Geld zusammengestohlen oder -geborgt hatte, ist er sich besaufen gegangen, und dann kam er nach Hause und schlug mich. Ich war froh, daß ich Ganelon kennengelernt habe.«
»Du meinst also, das Wesen sei zu stark – daß wir den Kampf verlieren?«
»Ja.«
»Da magst du recht haben. Aber ich glaube, du irrst dich.«
Sie zuckte die Achseln.
»Du wirst mit uns kämpfen?«
»Ich fürchte, ja.«
»Niemand wußte das genau oder
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