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Die Prinzessin auf der Erbse

Die Prinzessin auf der Erbse

Titel: Die Prinzessin auf der Erbse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Jansen
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Kerze dabei, um die beiden nicht zu wecken. Im schwachen Licht der Fackeln aus dem Gang betrachtete er die schlafenden Frauen. Die blonden Locken der einen und die glatten dunklen Haare der anderen passten auf die Beschreibung, die der Gesandte ihm gegeben hatte. Richard wollte sich schon zufrieden abwenden, als er merkte, wie sehr ihn der Anblick berührte. Er hielt noch eine Weile inne, ließ den Blick langsam über die schlafenden Frauen gleiten, die so entspannt und vertrauensvoll dalagen wie womöglich nicht mehr, seit sie die sicheren Schlossmauern verlassen hatten. Nun oblag es ihm, sich um sie zu kümmern, ihnen zu helfen, falls sie das wünschten. Er würde sie nicht zurückschicken, wenn sie ihm einen guten Grund für ihre Flucht nannten. Es mochte politische Verwicklungen geben, wenn er ihnen Obdach gewährte, aber wann hatte er je davor zurückgeschreckt, jemandem zu helfen?
    Lächelnd zog er sich zurück. Ihm war, als hätte das Schicksal ihm das Gewitter geschickt.
    Riana beobachtete amüsiert, wie Emma sich voller Entzücken auf das Morgenmahl stürzte, das ein Dienstmädchen ihnen auf einem Tablett ans Bett gebracht hatte.
    „Oh, wie lange habe ich schon keine Sahne mehr gesehen. Und diese Beeren, wie sie glänzen. Und seht nur, Herrin, das frische Brot. Wie alles duftet und … hm … schmeckt.“ Sie kaute ein Stück Kruste. „So knusprig, so voller Aroma. Ich bin im Paradies.“
    Riana aß mit langsamem Genuss. „Wenn wir doch nur eine Weile bleiben könnten! Wenn wir uns ausruhen und frische Kräfte tanken könnten.“ Bisher hatten sie nichts weiter gewollt, als so schnell und so weit wie möglich von Dreibergen fortzukommen. Nun aber galt es, Pläne zu schmieden. „Emma, du darfst mich nicht mehr Herrin nennen. Wir müssen unsere Rollen jetzt ständig spielen, nicht nur wenn jemand dabei ist. Die Gefahr ist zu groß, dass wir uns verplappern.“
    Emma grinste und wischte sich etwas Sahne aus dem Mundwinkel. „Ihr habt Euch … ich meinte: Du hast dich gerade auch verplappert, Marie. Du hast mich Emma genannt.“
    Riana zwinkerte ihr zu. „Entschuldige, Clara.“
    Emma goss den dampfenden Tee in die Becher. „Ich werde mir etwas einfallen lassen, wie wir uns ein paar weitere Tage der Ruhe verschaffen. Ich habe da schon eine Idee.“
    Nach dem Essen wuschen sie sich und schlüpften in die schönen Seidenkleider, die man ihnen hingelegt hatte sowie in weiche Pantoffeln.
    „Wo sind unsere eigenen Sachen?“, fragte Riana. „Die Reithosen, mein Schmuck, mein Dolch? Alles weg.“ Unruhig ging Riana auf und ab, bis endlich jemand kam, eine Frau mittleren Alters, mit freundlichen Augen und wachem Blick.
    „Guten Morgen“, sagte sie. „Ich bin Katharina, die Haushälterin des Prinzen. Er bat mich, euch zu ihm zu bringen.“
    „Unsere Sachen — wo sind sie?“
    „Die Kleidung wird gesäubert und geflickt. Die Wertsachen bewahrt Prinz Richard für euch auf. Wenn ihr mir nun folgen würdet.“
    Riana atmete erleichtert auf. „Verzeiht mein Misstrauen. Wir haben viel erlebt. Mehrmals wollte man uns unseren einzigen Besitz rauben.“
    Katharina nickte verständnisvoll, dann ging sie voraus, eine Treppe hinab, durch eine weite Vorhalle und ein Studierzimmer hinaus in den Park. Am See stand ein Pavillon, in dem Riana einen Mann sitzen sah, der aufs Wasser hinausblickte. Sie sah nur sein Halbprofil und lange, dunkle Locken, die ihm auf die Schultern fielen. Ein stattlicher junger Prinz. Je näher sie ihm kamen, desto schneller schlug Rianas Herz. Es musste die Angst sein, dass er sie gleich wieder fortschicken könnte, oder dass er gar von ihrer Flucht gehört hatte und sie in einer Kutsche nach Dreibergen zurückbringen ließ.
    Doch als der Prinz sich umwandte und ihr Herz daraufhin noch wilder zu schlagen begann und Hitze ihren Körper durchflutete, musste Riana sich eingestehen, dass er es war, der sie so durcheinanderbrachte. Seine Augen, so schwarz wie ein See in der Nacht, ließen sie wohlig erschaudern. Die markanten Züge, das strenge Kinn, die Ruhe, die in seinen Bewegungen lag, als er sich erhob und ihnen zwei Schritte entgegenkam, all das brachte sie in einer Weise aus dem Gleichgewicht, die sie nie zuvor erlebt hatte. Was geschah nur mit ihr?
    „Meine Damen, ich wünsche Euch einen schönen guten Morgen.“ Seine Stimme war so samtig und voll, dass Riana sich von ihr gestreichelt fühlte.
    Emma verneigte sich, wie es sich einem Prinzen gegenüber geziemte, und Riana tat es ihr

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