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0171 - Der Herr des roten Mohns

0171 - Der Herr des roten Mohns

Titel: 0171 - Der Herr des roten Mohns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Herr des roten Mohns
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»Der Teufel hole diesen ganzen Mist!« stöhnte Phil und wischte sich mit dem Taschentuch über die nasse Stirn.
    Ich selbst hatte den Kampf gegen den Schweiß, der Brust und Rücken in Strömen hinunterlief, längst aufgegeben. Das Hemd klebte am Körper, und der dünnen Leinenhose erging es nicht viel besser. Ich hatte sogar das Fluchen aufgegeben. Ich schwitzte nur, schwitzte und schwitzte.
    Wir standen an der Ecke Queens Road und Hiller Street im Zentrum von Hongkong, dieser, wie man so treffend sagt, »heiligen Missgeburt im Weltall«. Um uns brandete ein Verkehr, gegen den die Wallstreet bei Büroschluss ein Kinderspiel ist. Zweistöckige, dunkelgrüne Straßenbahnen holperten und ratterten vorbei. Breite, rote Omnibusse, auf deren Verdeck man sitzen und sich von der Sonne braten lassen kann, kamen dutzendweise. Dazwischen gab es Rikschas, die von ausgemergelten Kulis gezogen wurden, klapprige Fords und riesige, chromblitzende Straßenkreuzer.
    An den Häuserwänden, die mit grellen Plakaten lockten, und vor den prunkvollen Schaufenstern hockten die Stiefelputzer: Kinder mit runden Gesichtem und dicken Reisbäuchen. Europäer, meist Engländer mit pergamentenen, ausgedörrten Gesichtem, mischten sich mit schlitzäugigen Eingeborenen, die es in allen Schattierungen gab: vom supereleganten Dandy bis zum halb verhungerten Lastenträger. Es war ein so heilloses Durcheinander, wie es wohl in keiner Stadt der Welt mehr angetroffen wird.
    Und ausgerechnet in diese Stadt hatte Mr. High, der Chef des New Yorker FBI, uns geschickt.
    Die Vorgeschichte ist kurz.
    Seit einigen Monaten hatte die illegale Einfuhr von Opium in die Vereinig ten Staaten erschreckend zugenommen. Vor wenigen Wochen war es zwar gelungen, einen Teil des Schmugglerringes auszuheben, aber die beiden größten Fi -sehe, ein Schotte namens Don McDonald und der Chinese Kun Fong Mi, waren uns durch die Lappen gegangen. Ihre Spur wies ausgerechnet nach Hongkong.
    Nach unserer Ankunft hatten wir uns sofort mit Inspektor Ralph Sommerset von der Central Police Station in der Old Bailey Street in Verbindung gesetzt und ihn um Unterstützung gebeten. Sommerset war ein gewaltig dicker Mann, der wie ein biederer Metzger meister und gar nicht wie ein Geheim polizist aussah. Er saß in seinem Büro und schwitzte. Aber das war ja hier nicht ungewöhnlich. Es schien die Hauptbeschäftigung sämtlicher Einwohner zu sein.
    Nachdem er unsere Legitimationen geprüft hatte, grinste er uns an.
    »Wie stellen Sie sich das eigentlich vor?Vielleicht sind Sie sich nicht darüber im Klaren, dass in diesem verfluchten Lausenest mehr als zwei Millionen Menschen leben, darunter etwa zehntausend Briten und dreizehntausend Ausländer anderer Nationalitäten. Der Rest sind Chinesen. Wenn Sie hier zwei Gangster suchen wollen, von denen einer auch noch ein Chinese ist, dann haben Sie sich eine Arbeit vorgenommen, gegen die die berühmte Stecknadel im Heuhaufen ein Bilderrätsel aus einer Zeitschrift für achtjährige Kinder ist.«
    Und dann fragte der Dicke uns auch noch, ob wir Chinesisch sprechen könnten. »Ich weiß, dass Bami und Tschoptschoi gut schmecken, aber damit erschöpfen sich unsere Kenntnisse«, meinte mein Freund Phil Decker.
    Der Dicke stützte das Kinn in die Hand und sah uns nachdenklich an. Dann holte er eine noch halb volle Flasche Scotch Whisky aus einem Fach seines Schreibtisches, hielt sie prüfend gegen das Licht und schenkte drei ordentliche Portionen ein. Das Zeug war lauwarm, und darum brannte es wie höllisches Feuer.
    »Ich kann Ihnen natürlich einen Dolmetscher mitgeben, einen meiner V-Leute.«
    Er drückte auf den Klingelknopf und befahl einem rotgesichtigen und ebenfalls schwitzenden Sergeanten, der hereingekommen war: »Schaffen Sie mir Kong zur Stelle; aber etwas plötzlich.«
    Dieser Kong war ein sechzehnjähriger, chinesischer Junge mit glattem Gesicht, sorgfältig gescheiteltem schwarzem Haar und Schlitzaugen. Bei jedem Menschen anderer Rasse kann man aus dem Augenausdruck eine Menge schließen. Bei diesen Chinesen weiß niemand, wessen Geistes Kind sie sind. Sie grinsen, und sie sind freundlich, und trotzdem habe ich immer das Gefühl, ein jeder trage mindestens einen Dolch im Ärmel.
    »Guten Morgen, Mister«, grüßte er. Er konnte wie alle Chinesen kein R aussprechen.
    Sommerset stellte uns vor und erklärte ihm, was wir vorhatten. Dann plötzlich verstanden wir nichts mehr. Der Inspektor gurgelte, kaute und spuckte eine endlose Tirade in der

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